Das sind die nächsten Opfer der Euro-Krise schreibt t-online am
07.04.2013, 16:08 Uhr | t-online.de - sia, dpa-AFX
Griechenland, Portugal, Irland, Zypern und Spanien sind bereits unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft - schon bald aber bitten womöglich die nächsten Euro-Staaten bei der Währungsgemeinschaft um Hilfe. Ein Experte hat vier Länder ausgemacht, die in die Krise schlittern könnten - darunter auch eine Deutschland nahe stehende Nation.
Für die "Welt" hat Thomas Mayer, Ex-Chefökonom der Deutschen Bank, die Mitgliedsländer der Europäischen Währungsunion unter die Lupe genommen und ihre Krisenanfälligkeit analysiert. In Mayers Bewertung flossen dabei die außenwirtschaftliche Leistungsbilanz der Länder, ihr Budgetsaldo, die jeweilige Staatsverschuldung sowie die Größe des Finanzsektors ein.
Belgien und Malta wanken
Dass Italien zu den Krisenkandidaten zähle, überrasche wenig - schließlich stehe es unter erheblichem Druck der Märkte, erklärt Mayer in seinem Bericht. Aber auch Belgien und Malta wanken seiner Ansicht nach: Belgien sei durch einen hohen Schuldenstand und sein anhaltendes Haushaltsdefizit belastet.
In Malta liegt die Arbeitslosigkeit zwar lediglich bei sechs Prozent, das Wachstum erreichte im vergangenen Jahr 1,5 Prozent und das Defizit konnte auf 2,3 Prozent gedrückt werden - und damit sogar unter das Drei-Prozent-Limit der EU. Doch der kleine Inselstaat im
Mittelmeer leide unter einem andauernden Haushaltsminus sowie einem aufgeblähten Finanzsektor, betont Mayer.
Frankreich trödelt bei Reformen
In Mayers Liste der gefährdeten Euro-Länder steht aber auch Frankreich ganz oben. Die Grande Nation schneide bei allen Indikatoren für Krisenanfälligkeit schlecht ab. Der Grund für das Desaster: Das Land habe kaum wirtschaftliche und finanzielle Reformen umgesetzt, bemängelt der Ökonom.
Wie das französische Finanzministerium Ende März meldete, lag das Defizit des Landes im Jahr 2012 bei 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Und der Gesamtschuldenstand Frankreichs erreichte den Rekordwert von 90,2 Prozent des BIP, rund 1,834 Billionen Euro.
Konjunkturprognose gesenkt
Und eine Verbesserung scheint nicht in Sicht: Finanzminister Pierre Moscovici hat jetzt auch die Konjunkturprognose für dieses und das kommende Jahr deutlich gesenkt. Demnach wird es 2013 nur ein Miniwachstum von 0,1 Prozent geben, für das Jahr 2014 werden 1,2 Prozent erwartet. Ursprünglich war ein Wachstum von 0,8 Prozent für dieses und 2,0 Prozent für das nächste Jahr angepeilt worden.
Grande Nation profitiert von Deutschland
Seine Bewertung der Situation Frankreichs decke sich allerdings nicht mit der Einschätzung des Finanzmarktes, betont Mayer. Frankreich profitiere am Markt von seiner politischen Nähe zu Deutschland. Doch gerade das habe keine positiven Auswirkungen für den Staat: Der Druck, Reformen in Angriff zu nehmen, fehle.
Experte sieht "erheblichen Nachholbedarf"
Um nicht endgültig ins Trudeln zu geraten, sollten Italien und Belgien Mayer zufolge vor allem ihre Staatsverschuldung senken - und ihre Haushalte sanieren. Darüber hinaus müsse Malta seinen Bankensektor schrumpfen. Frankreich habe "erheblichen Nachholbedarf in beinahe allen Bereichen" - außer der Größe seines Finanzsektors.
Und auch Mayers Prognose klingt nicht übermäßig optimistisch: Alle Länder unter dem Rettungsschirm hätten "noch eine gute Wegstrecke vor sich", bevor sie wieder das Vertrauen der Märkte genießen könnten.
Quelle: t-online.de - sia, dpa-AFX
Dienstag, 9. April 2013
Die Euro-Krise ist voll in Gang - das sind die nächsten Opfer
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