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Montag, 29. Januar 2018

Wer hat uns verraten?

Thema: SPD und GroKo

Warum die 180-Grad-Wende des SPD-Kopfes einem Genickbruch gleichkommt – und was Kartoffelchips und Cola damit zu tun haben.


Redaktionelle Vorbemerkung: Wie fern, wie uneinnehmbar wirken die Festungen der Mainstream-Medienlandschaft aus junger Perspektive, wie durchgetaktet ihr redaktioneller Duktus. Gastbeitrag? Vielleicht nach drei Praktika! Doch in einer Demokratie sollten auch wir Jugendlichen ein Mitspracherecht haben. Der Rubikon setzt hierfür einen Grundstein. Unsere Jugendredaktion veröffentlicht daher in ihrer Kolumne „Junge Federn“ beständig Beiträge junger Autorinnen und Autoren, denen thematisch kaum Grenzen gesetzt sind. Wenn dich das anspricht, schreib uns gerne an: jugend@rubikon.news.

Dem deutschen Michel fällt das bewusste Nachdenken über seine Ernährungsweise schwer. Neben dem umfangreichen Ablenkungsapparat aus Internet und erschwinglichem Nippes fühlt sich ein Ausflug in den sumpfigen Morast, der sich deutsche Parteienlandschaft schimpft, wie ein Löffel Baby-Brei auf der Zunge an: von matschiger Konsistenz, Geschmack: einheitlich. Einzelne Nuancen, gar die Herkunft der Brei-Zutaten herauszuschmecken, ist fast unmöglich und scheint den Aufwand dann auch wieder nicht wert. Nachdem die Jamaika-Verhandlungen noch wie Kaugummi anmuteten – zäh, es wurde lange darauf herumgekaut, doch wenn man zu lange kaut, verliert das Ganze seinen Geschmack – ist dem kleinen Michel nun nach einer anderen Leckerei zu Mute: für eine Tüte Paprika-Chips entscheidet er sich, schön rot ist die Verpackung, doch alsbald ist die Enttäuschung groß: mehr schlechte Luft als Inhalt entweicht der zerrissenen Plastiktüte.

Sieht man sich den Inhalt genauer an, findet man einige schrumpelige Chips mit fettigen Flecken, die wohl schon viel zu lange in der Tüte lagen. Doch immerhin sind auch frischere Exemplare zu finden, die schon eher den Werbebildern der Verpackung entsprechen. Klein-Michels Reaktion: Schnell, die alten aussortieren, bevor die ölige Natur der versalzenen Schrumpelchips auch noch die frischeren verpestet!

Aber ohne die muffigen Happen sieht der frischere Rest plötzlich so klein aus, und so langsam muss der Michel doch mal was essen. „Was soll’s“, denkt er sich also nach kurzem Überlegen, als er sich die im Ofen verheizten Überbleibsel einstig nährreicher Kartoffeln einverleibt – wohl im Bewusstsein, wie ungesund dieser Snack ist. Doch alles andere erscheint ihm als zu großer Aufwand; wo soll man denn überhaupt die Zutaten herkriegen? Um sich ein wirklich gesundes Essen zu kochen, das ihn nachhaltig stärkt, dafür ist unser Michel eben einfach zu faul.

Im Fernsehen wird ihm dagegen seit einiger Zeit wieder ständig ins Gedächtnis gerufen, wie gut Paprika-Chips und Cola zueinanderpassen würden, selbst in der Zeitung liest man davon. Von anderen Nahrungsmitteln wird kaum berichtet; der weitere Genuss der bequemen Snacks scheint geradezu alternativlos. Damit aber dieser ungesunde Lebensstil nicht so weitergeht, muss dem kleinen Michel endlich mal einer sagen, dass Fettleibigkeit nur das geringste Übel ist, das aus diesem Prozess resultiert. Um ein vernünftiges Leben führen zu können, muss der Michel schon in jungen Jahren begreifen, dass er, um die schwarzen Stellen in den Zähnen und die roten Flecken am Körper loszuwerden, endlich aufhören muss, sich falsch zu ernähren.

Und dabei waren wir schon so nah dran! Die Werbeindustrie der Paprika-Chips selbst war es, die noch vor dem im September letzten Jahres anstehenden Großeinkauf, der für die nächsten vier Jahre reichen muss, Einsicht zeigte und weithin verbreitete: Paprika-Chips und Cola passen vielleicht doch nicht so gut zusammen. Die Chips-eigene Werbeabteilung hatte es einfach satt, dass ihr Mutterbetrieb „Cola“ seit Jahren die größeren Umsätze einfährt und sie selbst immer nur als ergänzender Sattmacher gefragt sind, wenn dem Michel an schlechten Tagen der Magen knurrt.

Heutige Statistiken zeigen, dass beide Konzerne beim letztjährigen Einkauf bei weitem nicht mehr so gefragt waren wie die Jahre zuvor. Mitverantwortlich sind zwei neue Produkte auf dem Markt, die die Neugier des Michel auf sich gezogen haben und nun in die deutschen Haushaltsschränke einziehen. Der Cola-Konzern hat daraufhin vorübergehend versucht, andere Marken als gewohnt aufzukaufen – vergeblich. Während dieser Zeit noch blieb der Chips-Betrieb trotzig und bekräftigte seine

Abschottung. Aber wie das nun mal so ist in der Wirtschaft: Irgendwann ist der versprochene Profit für die CEOs der Firma einfach zu verlockend geworden. Dann schlug die Werbung einmal um und vor Kurzem beschloss eine Mehrheit des Chips-Aufsichtsrats, dass es am besten wäre, nun doch wieder gemeinsam mit dem Cola-Konzern aufzutreten; eine langsame Produktverbesserung in eigener Sache sei ja auch unter der Aufsicht des Mutterkonzerns möglich. Irgendwann steht auch noch eine Kundenumfrage an; aber bis dahin ist ja noch genug Zeit, um die Werbetrommel zu rühren und den Verbrauchern das ungesunde Duo wieder schmackhaft zu machen.

Was bisher geschah

Gut, ich hör ja schon auf. Bei all den wirren Vergleichen kann einem ja fast der Appetit vergehen.
Ich muss allerdings sagen, dass mir der Appetit auf deutsche Politik nach dieser Farce sehr deutlich vergangen ist. Dass es immer wieder Meldungen gibt, die am deutschen Politikwesen zweifeln lassen – ganz aktuell: Das NetzDG (1) – ist nichts Neues. Meist sind das dann aber entweder Fälle, in denen sich ein einzelner Politiker eine Verfehlung zuschulden kommen lässt, oder solche, in denen ohnehin niemand konkretes als Verantwortlicher ausgemacht werden kann.

Das, was sich die Führungsriege der SPD allerdings momentan erlaubt, das spielt in einer anderen Liga. Zur Erinnerung: Martin Schulz wendete sich noch am Wahlabend des 24.09.17 von einer Neuauflage der Großen Koalition ab und verkündete, die SPD in die Opposition führen zu wollen (2) – im Einklang mit nahezu allen anderen Vertretern der SPD-Elite.

Das Scheitern der Jamaika-Verhandlungen veranlasste Schulz, die Große Koalition nochmals klar auszuschließen und seine Einsicht zu bekräftigen, das Wahlergebnis 2017 sei „eine eindeutige Absage an die Fortsetzung der Großen Koalition“ gewesen (3). In einem Tweet (4) vom 20.11.17., den ich bereits seit Monaten immer wieder auf eine eventuelle Löschung überprüfe, log Schulz im Wortlaut: „Wir stehen für den Eintritt in eine Große Koalition nicht zur Verfügung – diese Konstellation wurde abgewählt. Wir scheuen Neuwahlen nicht.“

Nur vier Tage später, am 24.11.17., war die Lage dann plötzlich ganz anders. Dem „dramatischen Appell“ des Bundespräsidenten Steinmeier an die Parteien, doch bitte endlich mal eine Regierung zustandezubringen, werde sich die SPD „nicht verweigern“ (5), hieß es da von Seiten Schulz‘. Ganz hektisch sah man es von da an in der SPD-Führungsspitze rumoren; schon geriet die Anti-GroKo-Stimmung ins Wanken. Komisch! Am 01.12.17 meinte Schulz doch: „Wir haben eine geschäftsführende Bundesregierung, wir haben keinen Zeitdruck“ (6). Und doch konnte man die Sondierungsgespräche kaum abwarten.
Das hat eine völlig neue Tragweite, denn anders als bei den zuvor erwähnten Einzelbeispielen kruder Politiker wird hier die kollektive Amnesie und die halsbrecherische Wendigkeit der gesamten SPD-Führungsriege offenbar.

Der Parteitag

Am 21.01.2018 tagte nun der SPD-Bundesparteitag in Bonn, es ging um die Abstimmung der SPD-Delegierten: Grünes Licht für Koalitionsverhandlungen mit der Union? Die Antwort in Kurzform: Rund 56 Prozent stimmen dafür, 44 Prozent dagegen – in Realwerten: 362 der 642 Delegierten pro GroKo, 279 NoGroKo, eine Enthaltung (7). Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits alle Vertreter der SPD-Führung einige Wochen intensiver Positionsaufweichung inklusive Werbung für die GroKo hinter sich.

Und einen organisatorischen Makel gilt es bei diesem Parteitag besonders hervorzuheben. Der Saal war prallvoll, es waren immerhin 642 Delegierte plus Gefolgschaft und Medienvertreter anwesend. An diesem Tag ging es weiterhin um die politische Zukunft des Landes, es ging um die eventuelle Wegebnung zu Koalitionsgesprächen mit der Union. Auch war dies eine Abstimmung, deren Spaltungspotential sich bereits im Vornherein deutlich abzeichnete – man denke nur an den auch medial präsenten Widerstand des Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert.
Diese hochbrisante Abstimmung wollten die Genossinnen und Genossen bei über 600 Stimmberechtigten im Saal allen Ernstes per Handzeichen durchführen (8)!
Dieser Vorgang birgt ein deutliches Manipulationspotential an sehr vielen Stellen, ich denke, das ist klar. Nun wiegt der Vorwurf der bewussten Manipulation außerordentlich schwer, weshalb ich ihn ausdrücklich nicht erhebe. Doch das muss ich auch nicht. Bereits das Aufzeigen des schieren Fehlerpotentials, das dieser Abstimmung innewohnte, stellt die Ergebnisse der Entscheidung deutlich infrage.

Zunächst einmal muss genannt werden, dass zwei Abstimmungen stattfanden. Heiko Maas rief bei der ersten Durchführung alle Mitglieder zur Stimmabgabe auf und erwartete wohl, bei dieser knappen, die SPD bereits im Vorfeld spaltenden Umfrage ein deutliches Ergebnis per Augenmaß bestimmen zu können. Natürlich war das unmöglich.

Hiernach also leitete Maas die zweite Abstimmungsrunde ein. Um ein genaueres Ergebnis ausmachen zu können, sollte nun eine Zählkommission eingesetzt werden, die die Handzeichen einzeln zählen und schlussendlich aufaddieren sollte. Übrigens bat Maas erst hier die anwesenden Medienvertreter, sich aus den Gängen zwischen den Stuhlreihen zu entfernen, während sie sich bei der ersten Abstimmung noch kreuz und quer im Saal verteilt befunden hatten.

Nachdem die Mitglieder der Zählkommission ihre Plätze eingenommen hatten, rief Maas die Abstimmung erneut aus; zunächst fragte er nach der Befürwortung der Koalitionsgespräche. Nach einiger Zeit legt er nach: „So, sind die Stimmen alle abgezählt?“ Hiernach gingen bereits einige Arme nach unten; die Abstimmung lief aber noch eine halbe Minute weiter! Und übrigens: Insgesamt hatten die Delegierten knapp zwei Minuten Zeit zum Befürworten. Die ablehnenden Stimmen wurden im Anschluss aber nur in ca. 1:20 Minuten ausgezählt. Warum wurde hier keine einheitliche Zeitspanne anberaumt, sondern mit „zweierlei Maas“ gemessen?

Überhaupt gibt es einige Knotenpunkte, an denen eine korrekte Auszählung hat scheitern können:
  1. Jede/r Delegierte musste den Arm lange genug heben, damit die Stimme gewertet werden kann. Bei der ersten Frage war dies durch Maas‘ frühzeitige Nachfrage nicht gegeben. Auch während der zweiten Befragung ist deutlich zu sehen, dass während des Zählvorgangs mal Arme gehoben, mal gesenkt werden. Wie kann hier garantiert werden, dass jede Stimme korrekt erfasst wird – und nicht etwa doppelt oder gar nicht?

  2.  In diesem allgemeinen Gemenge musste jedes Mitglied der Kommission wissen, wen es zu zählen hatte. Aber wer garantiert, dass nicht auch eine Reihe vergessen oder eine doppelt gezählt wurde? Waren die „Zähleinheiten“ klar genug abgegrenzt? Wer prüft nach, dass sich verschiedene Delegierte nicht sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Abstimmung gemeldet haben?

  3. Die Zählkommission durfte sich keine Fehler erlauben. Das führt unweigerlich zu Stress. Doch wie kann sichergestellt sein, dass sich nicht eines der Mitglieder hier oder da verzählt hat – gerade, wenn sich die Delegierten nachgewiesenermaßen nicht konsequent meldeten? Es ist auch nicht gewährleistet, dass die ausgezählten Stimmen richtig oder vollständig weitergegeben wurden; dies oblag der Willkür der Zähler und Addierer.

  4. Und das schwerwiegendste: Es kann kein Gegenbeweis erbracht werden. Eine empirische Überprüfung der Abstimmung war weder während der Auszählung möglich, noch kann sie im Nachhinein erbracht werden; hierfür sind die Kameraaufnahmen unzureichend. Das heißt, man hätte alles Mögliche behaupten können, solange der Unterschied nur knapp genug ist, da klar war, dass diese Abstimmung – zumal in ihrer Größenordnung – kein eindeutig per Augenmaß erkennbares Ergebnis zutage fördern würde.
Anhand all dieser offensichtlichen Fehlerpotentiale, die in beliebiger Kombination zusammenspielen konnten, halte ich es doch für außerordentlich sonderbar, dass man bei der Abstimmung auf exakt 362 Ja-Stimmen, 279 Nein-Stimmen und eine Enthaltung kam – also genau 642 Delegierte. Das Fehlen einer einheitlichen Zeitspanne, Maas‘ frühzeitige Nachfragen und das Stimmverhalten der Delegierten sprechen nicht gerade für eine penibel geplante, durchdachte Abstimmung. Zu bedenken ist auch, dass auf den ZählerInnen ein außerordentlicher Druck lastete: Das Ergebnis musste so schnell wie möglich vorliegen. Was wäre nun gemacht worden, wenn die Auswertung der Stimmen eine Gesamtzahl an Delegierten ergeben hätte, die unter oder über der Zahl von 642 liegt?
Tiefgreifende Zweifel an den Ergebnissen dieser Umfrage sind gerechtfertigt und erforderlich. Eine Abstimmung dieses Kalibers hätte elektronisch oder per Stimmzettel durchgeführt werden müssen – also beleg- und nachprüfbar. Die vorliegende Abstimmung kann wohl kaum als legitime, unanfechtbare Wahl gelten.

Der Vertrauensbruch

Da der Weg für Koalitionsgespräche nun also geebnet ist, gilt es für die Parteispitze nur noch eine Hürde zu nehmen: Den Mitgliederentscheid, bei dem die rund 440.000 GenossInnen über den Koalitionsvertrag abstimmen dürfen und für den ein Termin noch nicht feststeht. Es ist also mit einer Fortdauer der GroKo-Werbung aus der Parteiprominenz zu rechnen.

Gerne wird aus diesen gut betuchten Reihen, die ihren Lebensstandard nur bei einer fortlaufenden GroKo sichern könnten, argumentiert, man hätte nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen ja eine Regierungsverantwortung wahrzunehmen – Eine Verneinung käme einer Flucht vor dieser Verantwortung gleich. Dass die letzte Bastion der GroKo-Gespräche für die ausgelaugte SPD-Führung aber allem voran eine Flucht vor der politischen Bedeutungslosigkeit darstellt, verschweigt sie natürlich.

Und außerdem muss man fragen: Wem gegenüber steht die SPD eigentlich in der Verantwortung? Meine Antwort hierauf lautet: Ihren Wählerinnen und Wählern. Denjenigen, denen noch vor kurzer Zeit bescheinigt wurde, man habe das einzig klare Signal der Bundestagswahl 2017 verstanden: Keine neue GroKo!

Die Entscheidung der SPD, nun doch in eine neue GroKo eintreten zu wollen, brach mit allem, was die Parteispitze vorangehend über Monate hinweg behauptet hatte. All die GroKo-Verneinungen, all die Oppositionsversprechen, die Ansagen der SPD zur Partei-Erneuerung (9) – all das war glatt gelogen. Es ist heute schlicht keinen Cent mehr wert. Und für mich definitiv auch kein Wahlkreuzchen.


Marc Uwe Kling: Wer hat uns verraten?

Aaron Richter, Jahrgang 1998, ist Student und Freigeist. Er war nie Schülersprecher und mied auch die Schülerzeitung akribischst, um nicht über zufälligen Unfug berichten zu müssen. Er ist ein neugieriger Zeitgenosse, der sich ungern einschränken lässt und mitunter auch jugendlich-persiflierend daherkommt. Trotzdem hat er noch einiges zu lernen, denn das, was vor ihm liegt, ist nichts geringeres als ein Leben in einem Zeitalter existenzieller Brisanz.

Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.heise.de/newsticker/meldung/NetzDG-Facebook-sperrt-Karikaturisten-Schwarwel-3947319.html
(2) https://www.youtube.com/watch?v=HLJ_YJmQABQ
(3) https://www.youtube.com/watch?v=6C9WkQQzP2A
(4) https://twitter.com/MartinSchulz/status/932626174446067714
(5) https://twitter.com/MartinSchulz/status/934032907353645056
(6) https://youtu.be/Chr5v2iWRyw?t=9s
(7) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/spd-parteitag-delegierte-stimmen-fuer-koalitionsverhandlungen-a-1189028.html
(8) https://www.youtube.com/watch?v=5vOZ_XtxmVY0
(9) http://www.faz.net/aktuell/politik/spd-sonderparteitag-schulz-sagt-partei-umfassende-erneuerung-zu-15409707.html




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Dieser Beitrag erschien zuerst bei Rubikon.de

Mittwoch, 22. November 2017

Hart aber Fair 20.11.2017 - Die Gescheiterten - Wer kann uns jetzt regieren?

Mo. 20.11.2017, 20.45 - 21.45 Uhr

Die Gescheiterten –
Wer kann uns jetzt regieren?


Zu Gast:

  • Nicola Beer,
    FDP Generalsekretärin
  • Simone Peter, B‘90/Grüne
    Bundesvorsitzende
  • Paul Ziemiak,
    Bundesvorsitzender Junge Union
  • Dorothee Bär, CSU
    Parlamentarische Staatssekretärin
  • Robin Alexander,
    Redakteur WELT und WELT am Sonntag
  • Ralf Stegner, SPD
    Stellv. Parteivorsitzender
  • Werner Patzelt,
    Politikwissenschaftler,

  • Bilder: Screenshots

    Ein Monat Sondierung - und dann das Scheitern. Wer ist Schuld am Ende von Jamaika? Gibt es noch Alternativen zu Neuwahlen? Und was wird aus Angela Merkel?

    Sendungsseite
    Gästebuch

    Kommentare

    Siegmar Unger, 20.11.2017, 20:23 Uhr:
    Was war der Wählerwille? Ein Traumquartett sollte es werden, ein Chaos ist es nun geworden. Keiner will schuld sein. Meines Erachtens müssten alle Schuld auf sich nehmen. Warum? Die Wählerinnen und Wähler haben ihre Stimmen bei der Bundestagswahl 2017 abgegeben: Platz 1 für schwarz (CDU/CSU), Platz 2 für rot (SPD), Platz 3 für blau (AfD), Platz 4 für gelb (FDP), Platz 5 für dunkelrot (Linke), Platz 6 für grün (Bündnis 90/Grüne). Platz 2 will nicht mit Platz 1, Platz 1 versucht es mit Platz 4 und 6. Dieser Versuch ist nun gescheitert. Nun kommt das ins Spiel wie etwa eine auf kurze Dauer angelegte Minderheitsregierung oder gar extrem kostspielige Neuwahlen. Was war der Wählerwille? Wenn Platz 2 mit Platz 1 nicht kann, Platz 4 und 6 nicht wollen, dann sollte nun Platz 3 in Augenschein genommen werden. Erkennen die Verantwortlichen den Wählerwillen nicht oder wollen sie diesen nicht erkennen?

    Franz", 20.11.2017, 20:21 Uhr:
    Frau Merkel und Herr Seehofer haben bei der BT-Wahl desaströse Ergebnisse eingefahren und das völlig verdient, Lerneffekt gleich null. Machtbesessen suchte man den Rettungsanker und "ergrünte" dabei bis zur Unkenntlichkeit. Der nur als Mehrheitsbeschaffer benötigte Herr Lindner merkte es spät, aber nicht zu spät und zog die Reissleine, meinen Dank dafür. Es gibt sicherlich eine Zeit nach Frau Merkel und Herrn Seehofer und hoffentlich dann mit liberalem und konservativem Fundament statt einer "linksgrünen" Geisterbahn.

    Heinrich Rohmann, 20.11.2017, 21:34 Uhr:
    Ich bin der Meinung, dass die anwesenden Kontrahenten sich nichts vorwerfen dürfen, da alle die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Ich bin der Meinung, dass die FDP mit Herrn Lindner so gehandelt hat wie man es erwarten konnte, denn dieser Mann ist schon einmal davon gelaufen. Herr Stegner hat recht, dass die SPD in die Opposition geht, aber er sollte sich mal überlege ob er noch der richtige Mann für die SPD ist, denn er hat zwei Wahlen mit verloren. Die CDU sollte sich endlich um eine Nachfolge für Frau Merkel kümmern, denn wer nach der verlorenen Wahl meint keine Fehler gemacht zu haben, sollte sich überlegen ob er noch Regierungsverantwortung übernehmen kann. Und die CSU sollte endlich Ordnung in Ihren eigenen Laden bringen.

    Daniel Suttor, 20.11.2017, 21:38 Uhr:
    Aktuelle Sendung Sehr geehrte Damen und Herren Ich weiß nicht, was dieses Durcheinandergeplappere noch mit einer Diskussion zu tun haben soll. Es scheint aber der Stil der Zeit zu sein, sich weder dafür zu interessieren, was eine andere Person sagt noch diese ausreden zu lassen. Ich halte diese Art von „Gesprächskultur“ für armselig und beschämend. Man sollte es lassen, da der Zuschauer keine Standpunkte erkennen kann und auch keine zusammenhängende Informationen erhält, aus denen sich ein Bild ergäbe. Allerdings scheint das bei allen Talkshows heute Usus zu sein. Mit freundlichen Grüßen Daniel Suttor

    Burghard von Nell, 20.11.2017, 21:39 Uhr:
    Gibt es, wie in der Sendung angegeben, tatsächlich „den Wählerwillen“? Ich denke, dass es nicht „den Wählerwillen“ gibt, wohl aber den Willen des jeweiligen Wählers. Hätte man „den CSU-Wähler“ im Vorfeld der Wahl gefragt, ob er mit einer Jamaika-Koalition einverstanden wäre, würde „der CSU-Wähler“ in der Mehrheit wohl in eine Schnappatmung verfallen. „Der CDU-Wähler“ hätte wohl starke Magenschmerzen, „der FDP-Wähler“würde sich wohl grundsätzlich auch etwas anderes wünschen. Insofern teile ich die Auffassung des Bundespräsidenten nicht. Die Frage, die im Raum steht,lautet, bekommen wir eine Mehrheit organisiert oder nicht. Es kommt nicht zu einer Mehrheitsbildung. Die SPD möchte aus guten Gründen nicht für eine gr. Koalition zur Verfügung stehen. Sie möchte sich sammeln und neu aufstellen. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die SPD wieder für Deutschland agieren kann.

    Felix Brettschneider, 21.11.2017, 09:09 Uhr:
    Sie können noch so viele Sondersendungen bringen. Eines können sie aber nicht verhindern, dass immer und überall die AfD unsichtbar mit am Tisch sitzt und somit auch mit bestimmt.

    FDP-Wähler, 21.11.2017, 10:05 Uhr:
    Ich hab’ da mal 'ne Frage. Wenn sich die FDP nun nicht dem merkelschen humanitären Imperativ in der Migrations- und Flüchtlingspolitik wie die Grünen das wollen unterwirft, werden die dann jetzt auch als "Pack und Dunkeldeutsche" gebrandmarkt?

    Anonym, 21.11.2017, 10:26 Uhr:
    Frau Merkel müsste einmal alleine, also völlig unabgeschirmt, sagen wir einmal mit einem Golf IV, eine Woche lang die A3 von Leverkusen nach Würzburg und zurück fahren. Das würde garantiert gegen Realitätsverlust helfen und ihr zeigen, wo und in welchen Facetten schon der eigentliche Wahnsinn in diesem Land beginnt.

    Kaiser, 21.11.2017, 12:14 Uhr:
    Keiner der anwesenden Politiker/Innen, hinterfragen nach den URSACHEN, warum es überhaupt zu einer Option der sogenannten" verrauchten" Jamaika Koalition gekommen ist.Hauptursache: die ungesteuerte und unkontrollierte Einwanderung dank Merkel ( Zitat: Gott hat uns die Flüchtlinge auf den Tisch gelegt). Was für eine Volksverdummung. .. Jahrelange strategische Planung- Begriff aus 2010: die Achse des Bösen ( 7 Länder..) Aber die deutschen müssen das umsetzen , was von dritten vorgegeben wird( über 1 Millionen Flüchtlinge Einwanderer aufnehmen..). In dieser Größenordnung das einzige Land auf der Welt, das diesen Wahnsinn umgesetzt hat.. Wie sagte Herr Schäuble: Wir waren und sind seit 1945 kein souveräner Staat. Er hätte gern ergänzen könnnen: Ja, die Allierten haben festgelegt-bis zum Jahr 2099 . Wer entscheidet dann über einen nicht souveränen Staat , was er zu tun hat...? Die anwesenden Politiker/Innen lachen dennoch entspannt weiter.. Na, die Diäten werden ja weitergezahlt ...

    batterietester, 21.11.2017, 12:16 Uhr:
    Der neue Volkskammer ähm Bundestagspräsident Schäuble hat verneint das durch merkel keine Staatskrise entstanden ist. Wenn es keine Staatskriese ist dann ist es aber eine Merkelkriese.Die schafft es noch nicht mal in 8 Wochen eine Regierung aus 4 Parteien zusammenzuzimmern.Scäuble meint es sei eine Bewährungsprobe.Nun frag ich mich nur für wen? Sollen die Wähler weiterhin von Merkel nach Strich und Faden vermerkel, verschaukelt,verkohlt zu werden?

    Norbert Schneller, 21.11.2017, 12:40 Uhr:
    Niemand hat die SPD gewählt, um Angela Merkel an der Macht zu halten. Und keine Partei kann verpflichtet werden, aus Gründen der "Staatsraison" politischen Selbstmord zu begehen. Wenn schon "Staatsraison" einzufordern ist, dann einzig von CDU/CSU: also weg mit der großen Vorsitzenden, die geltendes Recht gebrochen, Deutschland nachhaltig geschadet hat und sich mit Duldung ihrer Höflinge benimmt, als wäre sie die Kaiserin von Deutschland.

    Josef, 21.11.2017, 12:46 Uhr:
    Abbruch der Jamaika Koalition. Keiner der Parteien sind glaubwürdig. Schauen und lesen Sie rückwirkend seit dem Wahlkampf die Aussagen von diesen gut bezahlten Diätenbezieher. Es ist gruselig. Es geht fast allen Politiker/Innen nur um den reinen Machterhalt, koste es was es wolle-natürlich zu Lasten der Bürger. Um den Bürger geht es nicht.. Die Grünen reden und " schreien" immer wieder von Toleranz, gegenüber andersdenkenden. Heute morgen im Phoenix Sender konnte man Frau C. Roth und Herr Trittin erkennen, mit welchem verachtendem Blick und ein paar Wörternn sie dem AFD Vertreter nach seiner Rede hinterher schauten... Das sind die Grünen und ihre eig.Toleranz.. Diese haben noch nicht mal 9% bei der Bundestagswahl erreicht und reden bei den Verhandlungen von der Wichtigkeit der Gleichberechtigung auf Augenhöhe-.. lach.. Wie lautet es im aktuellen FAZ Beitrag so schön: " Die Ära Merkel geht zu Ende"- und berichtet über sinnentleeerten Machterhalt einer Monarchin. Wie wahr, wi ...


    Montag, 20. November 2017

    Presseclub 19.11.2017 - Flüchtlinge, Finanzen, Klima – kann Jamaika noch gelingen?

    So. 12.11.2017, 12.03 - 13.00 Uhr

    Flüchtlinge, Finanzen, Klima –
    kann Jamaika noch gelingen?


    Zu Gast:

  • Markus Feldenkirchen, Der Spiegel
  • Bascha Mika, Frankfurter Rundschau
  • Kristina Dunz, Rheinische Post
  • Wolfram Weimer, Verleger

  • Moderation:
    Jörg Schönenborn
    Mitglied der Atlantikbrücke
    Bilder: Screenshots

    Es ist eine Hängepartie, wie es sie bei der Bildung einer Bundesregierung noch nie gab: Rekordverdächtig lange schon haben CDU, CSU, FDP und Grüne in Berlin sondiert. Doch noch immer ist offen, ob es zur ersten „Jamaika-Koalition“ auf Bundesebene kommen wird.

    Eigentlich wollten die Parteien in der Nacht auf Freitag zu einer Einigung gelangen – jetzt soll möglicherweise das gesamte Wochenende durchverhandelt werden.

    Dies alles zeigt: Eine Liebes-Koalition dürfte Jamaika nicht mehr werden, selbst wenn es noch einen Durchbruch geben sollte. Zu weit liegen die Parteien inhaltlich auseinander: Die Union ist uneins über die Schärfe einer künftigen Flüchtlingspolitik; FDP und Grüne streiten über den Klimaschutz; die FDP musste ihr Versprechen einer großen Steuerreform wieder einkassieren; und zwischen Grünen und CSU scheinen manche ideologischen Gräben noch immer fast unüberbrückbar. Doch nach der Absage der SPD an jegliche Regierungsbeteiligung müssen sich die vier Parteien zusammenraufen, wenn sie keine Neuwahlen riskieren wollen.

    Dabei sind die Bedingungen für eine Regierung fast ideal

    Die Arbeitslosigkeit niedrig, die Sozialkassen gefüllt, der Staatshaushalt solide aufgestellt. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat eine neue Regierung viele Milliarden Euro zur Verfügung, um Zukunftsprojekte zu finanzieren.

    Kriegen Union, FDP und Grüne noch die Kurve? Kann eine Jamaika-Koalition die Sorgen und Probleme der Bürger lösen? Und wäre dieses Bündnis bei der Basis der Parteien durchsetzbar?

    Sendungsseite
    Gästebuch

    Kommentare

    Dieter Pfisterer 18.11.2017, 18:41 Uhr:
    Zitat aus dem Anreißertext des Presseclubs: "Dabei sind die Bedingungen für eine Regierung fast ideal". Und weiter führt der Presseclub aus: "Die Arbeitslosigkeit niedrig, die Sozialkassen gefüllt, der Staatshaushalt solide aufgestellt. " Schämt sich der Presseclub nicht für eine derart falsche Darstellung der Realität? Das hat mit Journaismus nicht einmal nichts zu tun, sondern mit Volksverdummung. Mein Gott, tiefer geht es nicht mehr.

      Bernd von der Heyde 18.11.2017, 19:52 Uhr:
      Herr Pfisteres : SO IST ES, Verdummung mit GEZ-Gebühren und sogenannten Experten!

    Hans Zimmer 18.11.2017, 18:16 Uhr:
    Selbstverständlich werden sich CDU/CSU/FDP/(Oliv-)Grüne auf eine Koalition einigen. Die Grünen waren seit Schröder nicht mehr in einer Regierung. Die FDP war sogar komplett aus dem Bundestag geflogen. Und die Politiker denken in erster Linie an Posten, Posten und Posten, mit Pensionsanspruch, ohne jemals einen einzigen Cent in eine Pensionskasse einzuzahlen, versteht sich. Der Rest ist verhandelbar und nachrangig. Ich finde im übrigen die Aussage im Eingangstext, dass die Arbeitslosigkeit niedrig und die Sozialkassen prall gefüllt seien, eine typische gefakte Statistik von Schönenborn, die nichts, aber auch gar nichts mit der Realität im Lande zu tun hat. Haben die „Flüchtlinge“ jetzt alle nen Job? Warum werden Ü52 Leute aus der Rechnung rausgenommen? Warum Kranke? Usw. Wo sind bitte schön die Pensionskassen für Politiker, GEZ-"Journalisten" und Beamte "prall gefüllt". Die existieren doch gar nicht. Schönenborn und Statistiken? Nein, danke.

    sebastian 18.11.2017, 17:39 Uhr:
    In jedem anderen Land der Welt müsste ein Regierungschef nach nur einer, für die Bevölkerung desaströsen Entscheidung seinen Posten räumen. Merkel leistete sich die für uns so teuren Rettungsschirme und den ESM, die katastrophale Energiewende sowie das illegale Öffnen der Grenze, und ist immer noch im Amt. Was ist nur los mit den Deutschen ?

    Prof. Dr. Eckhard Rückl, 18.11.2017, 17:34 Uhr:
    "Jamaika" kann nur eine Mißgeburt werden. Und: Jamaika ist eine Bananenrepublik - ein Vorbild für die Groß-BRD (seit 1992)? Es ist doch ein schlechter Witz, daß der neugewählte Bundestag vermutlich erst ein Viertel Jahr nach seiner Wahl vortrefflich mit kreativen Debatten arbeiten kann, denn eine neue Regierung steht noch lange nicht. Und auf das Klima, das sich auch ohne den Homo Sapiens ständig verändert hat und verändern wird, kann "Jamaika" naturprinziplich ohnehin nichts bewirken. Flüchtlingspolitik, sofern man die überhaupt als sinnvoll und notwendig erachtet, ist eine komplementäre Größe zum Finanzspielraum für Deutschland. Zudem gilt nach wie vor, was oben am Portal des Deutschen Reichstages steht und fast naturgesetzlichen Rang hat: DEM DEUTSCHEN VOLKE!

    Helmut da Silva, 19.11.2017, 12:04 Uhr:
    Jamaika Sondierer, da sitzen sie nun und wissen nicht weiter. So kommt es halt wenn die sog. Altparteien, die glauben Deutschland gehöre ihnen, und andere Parteien ganz oder teilweise einfach von allem auch mit fiesen Tricks ausschließen. Es geht hier um fast um jede "Vierte Wählerstimme" ca. 23%. Wir haben eine Altparteiendiktatur und somit gönne ich denen das Schlamassel das Sie angerichtet haben. Hoffentlich stärken die Wähler die ausgegrenzten Parteien bei Neuwahlen, bzw. die jetzt ausgeschlossen wurden wie die AfD. Denen wurde noch nicht einmal ihr rechtmäßiger Parlamentsstellvertreter zugestanden oder die Eröffnungsrede im Parlament. Im Tricksen und abkassieren sind die Altparteien ganz groß. Im Arbeiten wie man jetzt sieht ganz klein.

    Paulus, 19.11.2017, 12:09 Uhr:
    Dieser Sondierungsspuk muss ein schnelles Ende haben. Die Quittung dieser Wahl für Merkel muss sein: Minderheitsregierung oder Neuwahlen so schnell wie möglich. Was sich zur Zeit abspielt, ist eine Verhöhnung der Wahlentscheidungen. Klare Kante und Verantwortung für politische Entscheidungen auf Zeit. Kein Ideensalat den die Wähler nicht wollten. Wofür wird gewählt, was wird denn gewählt? Wenn das Koalitionsprogramm für die Wählenden unkalkulierbar wird, das im Zweifel so niemand wollte. Die Wähler haben nicht "Sondierungen" und "K-Verhandlungen" gewählt sondern Parteien und Programme. Gruß Paulus

    Dieter M., 19.11.2017, 12:20 Uhr:
    Warum werden die Verjandlungen nicht öffendlich geführt, live und in Farbe im TV und Internet.Alles so schön bunt hier,sang mal N.Hagen.Dann würde man mal sehen wie da die Leiendarsteller uns dem Volk und Bürger ein Schmierentheater vorspielen.Da werden Messer gewetzt, Finger hinterm Rücken gekreuzt,Kabale und Liebe vorgetäutscht. Es wird versucht Feuer und Wasser zusammenzubringen was physikalisch, chemisch unmöglich erscheint.Warum stellen sich immer nur die Verhandlungsführer vor die Kameraras und Mikrophone,weil sie Kamerara und Mikrophongeil sind.Von Merkel wie immer nichts.Die hat es einfach nicht drauf zu erklären warum die Jamaika-Koalition schetern wird und muss, weil sie unfähig ist eien solche zusammenzu zimmern.In Grichenland brauchte es 1 Woche zur Regierungsbildung in DE bald 12 Wochen.Das kann doch nicht wahr sein!

    Bernd Maier, 19.11.2017, 12:21 Uhr:
    Ich würde fragen, was mit der CDU los ist? Merkel steht für maßlose Massen-Migration, für Deutschland ruinöse Eurorettungs-Politik und weniger Rechtsstaat, da sie unverfolgt Gesetze und Abkommen bricht.

    Georg v.d.G., 19.11.2017, 14:43 Uhr:
    Bevor man in der Sendung über Familiennachzug diskutiert, sollte man als seriöse Journalisten sich über Zahlen informieren. Allein in diesem Jahr (Stand Okt.) weist die Zahl der positiven Asylbescheide 239.050 aus, was bedeutet, dass auch diesen Personen der Familiennachzug gestattet werden müsste. Als Vermieter, der erst kürzlich drei Wohnungen zu vermieten hatte und damit täglich mit der Realität konfrontiert wird, stellt sich die Frage, ob die sog. offiziellen Zahlen manipuliert sein könnten. Die Flüchtlingshelfer, die sich auf diese Inserate melden, da sie große (!) Wohnungen für ihre, in toto männliche Schützlinge suchen, begründen dies immer mit der Angabe nachziehender Familienangehöriger und benennen hier die Zahl 6-8 (!).Nur Ausnahmen oder Regelfall??

    Kurt, 19.11.2017, 14:30 Uhr:
    Schade eigentlich, Politik, die sich nur noch für Flüchtlinge und Klima und Lobby interessiert, hat sich vom Volk, dem sie sich vereidet hat so weit entfernt wie Alpha Centauri von der Erde. Was soll man da erwarten. Wenn sie sich nicht mehr kümmern wollen, sollten sie abgesetzt werden können. In jeder Firma ist das möglich. Auch die SPD muß sich fragen lassen, ob sie mit dem Volk noch etwas zu tun haben will, daß sie zu 20% gewählt hat. Wenn sie nicht regieren will, will sie vom Volk auch nichts mehr wissen. Den Eltern würde man die Kinder wegnehmen. Und die AFD darf auch nicht mitmachen, obwohl sie mehr hat, als die nachfolgenden Parteien. Auch hier zeigt sich, immer gegen das Volk. Wie langweilig, sich für jemand aufstellen zu lassen, für den man sich gar nicht interessiert. Wie Seehofer schon mal gesagt hat, die gewählt werden haben nichts zu sagen, und die was zu sagen haben werden nicht gewählt. Da braucht es ein Entmachtungsinstrument des Souveräns, der die Politik absetzt.

    Dr.Jens Brandenburg, 19.11.2017, 13:39 Uhr:
    Das Thema wurde wie immer souverän moderiert. Erstaunlich, daß Journalisten noch immer meinen, daß Parteien Wähler zurück gewinnen sollen, indem sie die Wähler "abholen" und ihnen nochmal ihre Ideale erklären. Nur Cicero weiß, daß die Wahlkatastrophe eine Folge dessen ist, daß es Wähler gibt, die sich von Altparteien nicht mehr repräsentiert sehen. Man muß diese Wähler nicht abholen, sondern den Dialog suchen, um zu verstehen, daß die Flüchtlingspolitik seit 2015 von solchen Wählern einfach nicht gewollt ist. Die Politik muß also geändert und nicht erklärt werden. Parteien sollen Wähler vertreten und nicht erziehen. Und die Presse sollte auch mehr offenen Diskurs wagen, statt Tabus und Mantras zu pflegen, wie heute wieder geschehen.

    Paulus, 19.11.2017, 13:37 Uhr:
    CSU und FDP müssen standhaft bleiben, ein an die Grenze des Absurden gehendes Ergebnis von "Sondierungen" darf keine Chance haben. Geschieht es trotzdem wider erwarten, wird es einer Verhöhnung der Wähler gleichkommen. Eine 9% Partei erzwingt einen Familiennachzug von Zuwandern, den 91% so nicht wollen!! Was sind das für Verhältnisse, die von Frau Mika praktisch gefordert werden. Der Irrsinn ist grenzenlos. Es ist für die Jüngeren und Nichtstaatsdiener und nicht ör-Jornalisten höchste Zeit zum Auswandern. Solange wie für junge, tüchtige, gut ausgebildete "schon länger hier Lebende" in Canada, Neuseeland, Australien usw. die Türen noch offen stehen. Dann muss sich dieses Land und seine Zugewanderten von Staatsdienern, Juristen und politischer Elite ernähren lassen. Gruß Paulus

    Dienstag, 14. November 2017

    campact.de - Jamaika nur ohne CETA

     


     
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    Liebe Leser,
    keine Sonderklagerechte für Konzerne, kein CETA in der derzeitigen Form – so steht es im Wahlprogramm der Grünen.[1] Die grüne Basis hat zusammen mit hunderttausenden Bürgerinnen und Bürgern protestiert – gegen undemokratische Handelsabkommen wie CETA und TTIP. Mit den Grünen in einer Jamaika-Koalition könnte jetzt eine sozialere und ökologischere Handelspolitik kommen.

    Doch da gibt es ein Problem: Einige Spitzen-Grüne – wie der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und insbesondere der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann – liebäugeln damit, die Handelspolitik der Großen Koalition fortzusetzen. In ihren Ländern regieren sie schon mit der CDU. Und Kretschmann hat klar gesagt, dass er sich eine Jamaika-Koalition um jeden Preis wünscht.[2] Deswegen besteht die Gefahr, dass die grünen Verhandler/innen der FDP und CDU nachgeben und etwa das Nein zu Sonderklagerechten für Investoren aufgeben. 

    Die grüne Basis kann das noch verhindern. Wir haben einen offenen Brief initiiert: Darin fordern die Unterzeichner/innen von der Parteispitze, zumindest elementare rote Linien nicht zu überschreiten. Es ist klar – nicht alle unsere Vorstellungen zu fairem Handel sind mit Jamaika machbar. Aber wenn sie wollen, können die Grünen wichtige Veränderungen durchsetzen. Paralleljustiz für Konzerne sowie den Abbau von sozialen Rechten und Umweltschutz durch Handelsabkommen darf es nicht geben.

    Schon am Donnerstag sollen die Sondierungen enden.[3] Uns bleiben nur wenige Tage, die roten Linien in der Handelspolitik zu retten. Wenn Sie ein Mitglied der Grünen sind, bitten wir Sie, den offenen Brief zu unterzeichnen. Sollten Sie nicht Mitglied der Grünen sein, machen Sie den offenen Brief bekannt und leiten Sie ihn an Parteimitglieder der Grünen weiter – sowohl an Freund/innen und Bekannte als auch an Lokalpolitiker/innen.

    Als Mitglied der Grünen: 
    Sie sind kein Grünen-Mitglied?


    Lesen Sie hier den offenen Brief:

    Wir Grünen wollen fairen Handel

    Liebe Freundinnen und Freunde,

    zusammen mit hunderttausenden Menschen sind wir Grünen gegen undemokratische Handelsabkommen à la CETA und TTIP auf die Straße gegangen. In unseren BDK-Beschlüssen haben wir dargelegt, wie eine grüne Handelspolitik aussieht. Und im Bundestagswahlprogramm haben wir sie unseren Wähler/innen versprochen. Jetzt ist die Zeit, Wort zu halten! 

    Natürlich werden wir Grünen in einer Jamaika-Koalition unsere Vorstellungen von fairem Handel nicht vollständig durchsetzen können. Aber die Handelspolitik der Großen Koalition einfach weiterzuführen, ist nicht akzeptabel. Wir fordern Euch auf, in den Sondierungen und gegebenenfalls in den Koalitionsverhandlungen folgende rote Linien zu halten:  
    • Deutschland wird CETA in der vorliegenden Fassung in dieser Legislaturperiode nicht ratifizieren.
    • Deutschland wird im EU-Ministerrat keinen weiteren Handelsabkommen mit Sonderklagerechten für Investoren zustimmen. Die Bundesregierung wird der EU-Kommission keine Mandate für entsprechende Verhandlungen erteilen – auch nicht für einen so genannten Multilateral Investment Court (MIC).
    • Deutschland wird im EU-Ministerrat keinen weiteren Handelsabkommen zustimmen, die soziale Rechte und Umwelt weniger stark schützen als Marktzugang und Investitionen. Es darf keine Handelsverträge ohne glaubwürdige Unterstützung des Pariser Klimaabkommens und der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung geben.
    Liebe Freundinnen und Freunde, Kompromisse sind nötig. Aber eine neoliberale Handelspolitik wäre etwas anderes – es wäre das Scheitern eines zentralen Elementes grüner Politik.

    Herzliche Grüße

    Wenn Sie als Grünen-Mitglied diesen Brief unterzeichnen wollen, klicken Sie hier:
    Sie sind kein Grünen-Mitglied? Dann leiten Sie den offenen Brief weiter:


    Herzliche Grüße und vielen Dank fürs Mitmachen!
    Maritta Strasser, Teamleiterin Kampagnen

    PS: Den wirtschaftsnahen Grünen spielt in die Hände, dass bei den Sondierungen das Thema Handelspolitik in den Medien bislang so gut wie nicht vorkommt. Deswegen wollen wir den offenen Brief als Anzeige in der „taz, die tageszeitung“ veröffentlichen.

    [1] „Zukunft wird aus Mut gemacht. Bundestagswahlprogramm 2017“, Bündnis 90/Die Grünen, Juni 2017, S. 94
    [2] „Neuwahl würde Europa instabil machen“, ZDF Online, 11. November 2017
    [3] „Jamaika-Sondierung: Noch vier Tage“, ZDF Online, 13. November 2017
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    Mittwoch, 8. November 2017

    change.org - Spitzenlobbyist hat direkten Zugang zu Sondierungsgesprächen @a_watch #Lobbyismus

    abgeordnetenwatch.de hat gerade ein Update zur Petition Bundestag: Schluss mit geheimem Lobbyismus! veröffentlicht. Lesen Sie das Update und kommentieren Sie:
    Neuigkeit zur Petition

    Spitzenlobbyist hat direkten Zugang zu Sondierungsgesprächen @a_watch #Lobbyismus

    Der Neid vieler Lobbyisten dürfte Stefan Kapferer dieser Tage gewiss sein. Der Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), darf sich nämlich über die Teilnahme an den laufenden Jamaika-Sondierungen freuen. Als einflussreicher Spitzenlobbyist des wichtigsten Energieverbandes Deutschlands, vertritt Kapferer unter anderem Energieriesen wie RWE, Vattenfall und...
    Vollständiges Update lesen

    Viel schlimmer als die bisherige GroKo kann Jamaika auch nicht werden

    Thema: Wirtschaftspolitik

    Ökonom H. W. Sinn:

    „Eine Regierung darf sich nicht unter Hinweis auf humanitäre Gründe über Recht hinwegsetzen“
    Von Gastautor Jürgen Fritz 7. November 2017, Aktualisiert: 7. November 2017 19:14

    In einer Umfrage von 2006 unter 550 deutschen Wirtschaftsexperten schrieben die Befragten nur zwei Vertretern der eigenen Zunft nennenswerten Einfluss auf die Politik zu: Bert Rürup und Hans-Werner Sinn. Ich selbst kenne keinen anderen Ökonomen, der derart klar strukturiert denkt und so einen prägnanten Blick für das Essenzielle hat. In einem Interview mit Oliver Götz sagte Prof. Sinn, der dafür bekannt ist, unbequeme Wahrheiten schonungslos offen und ehrlich auszusprechen, einige sehr bemerkenswerte Dinge, die ein genaues zuhören respektive lesen allemal wert sind.

    Viel schlimmer als die bisherige GroKo kann Jamaika auch nicht werden

    Ob eine Jamaika-Koalition seine erste Wahl gewesen wäre? Nun, man habe ja keine Wahl. Die SPD wolle schließlich nicht mehr, was auch richtig sei, denn sie habe es nicht verdient. Jamaika könnte ein pragmatisches Bündnis werden. Man müsse aber jedem der vier Koalitionspartner das Seine geben, sonst würden sie nicht mitmachen. Den Grünen müsse man grüne Politik geben, der FDP liberale eurokritische Politik und der CSU natürlich die Flüchtlingspolitik. Was aber sei mit der CDU? Die müsse sich fügen. Sie wisse ja ohnehin nicht, was sie will, außer an der Macht zu bleiben. Viel schlimmer als die jetzige Koalition könne Jamaika auch nicht werden. Union und SPD hätten die Agenda 2010 rückabgewickelt, indem sie den Mindestlohn und die Rente mit 63 eingeführt haben. Hinzu komme ihre teure Fehlentscheidung in Sachen Energie, da sie die Atomkraftwerke ohne Not abgeschaltet habe. Und dann natürlich die Fehler bei der Eurorettungspolitik, die uns nichts als Streit eingebracht hätten in Europa und zudem viel Geld koste. Auch bei der Flüchtlingspolitik habe die GroKo das Recht überdehnt, wenn nicht gebrochen.

    Die AfD wird sich behaupten und den anderen Dampf machen

    Aber auch die neue Regierung werde diese Dinge nicht korrigieren. Unter anderem würden die Grünen darauf beharren, dass der energiepolitische Kurs beibehalten werde. Die Europa- und Flüchtlingspolitik dagegen werde korrigiert werden müssen. Da ist Hans-Werner Sinn sicher. Denn ohne eine solche Korrektur wäre schließlich auch die Position der CSU gefährdet. Der Kompromiss zwischen CDU und CSU schließe einen umfangreichen Familiennachzug kategorisch aus. Wolfgang Schäuble sei als Finanzminister ein Garant der Stabilität in dieser Regierung gewesen. Er habe exzessiven Umverteilungswünschen anderer europäischer Länder teilweise versucht zu widerstehen und hätte noch stärker widerstanden, wäre die Kanzlerin ihm nicht in den Rücken gefallen. Schäuble werde angesichts seiner Erfahrung im politischen Geschäft nur schwer zu ersetzen sein. Aber Christian Lindner wäre ein sehr guter Kandidat für die Nachfolge. Die AfD sei nun natürlich der große Störenfried im Gefüge. Sie habe den Platz gefüllt, den Angela Merkel rechts frei machte, indem sie die SPD links zerquetschte. Die AfD aber sei derzeit nicht regierungsfähig. Bis sie dafür in Frage komme, werde es sicher noch ein bis zwei Legislaturperioden dauern, ähnlich wie das auch bei den Grünen der Fall gewesen sei. Sinn vermutet aber, dass sich die AfD im Parteienspektrum behaupten und den anderen Parteien Dampf machen werde.

    Die Regierung darf sich nicht einfach über bestehendes Recht hinwegsetzen

    Die Flüchtlinge würden in der ersten Generation niemals so integriert werden können, dass sie die staatlichen Leistungen, die sie bekommen, auch selber durch die Steuern, die sie beitragen, bezahlen könnten. Das sei schon bei den Türken nicht passiert, noch nicht einmal in der zweiten Generation. Und die Berechnungen, wie die von Prof. Bernd Raffelhüschen, deuteten darauf hin, dass eine Million Flüchtlinge den deutschen Staat langfristig bis zu ihrem Lebensende 450 Milliarden Euro kosten würden (450.000 Euro pro Flüchtling). Letztlich bezahlten sie einfach zu wenig Steuern, um die öffentlichen Leistungen, die sie beanspruchen, ausgleichen zu können. Es gehe ja nicht nur um die Sozialleistungen. Das würden viele übersehen (siehe dazu meinen Artikel: 68 Millionen werden schon jetzt von 15 Millionen miternährt). Bei der Flüchtlingspolitik müsste man sich eigentlich einfach nur am bestehenden Recht orientieren. Das Grundgesetz sei eindeutig. Es besage, dass Flüchtlinge, die aus einem sicheren Drittland einreisen, kein Recht auf Asyl in Deutschland beanspruchen könnten. Das Asylgesetz, das darauf aufbaue, besage, dass Flüchtlinge, die aus einem sicheren Drittland einreisen, um Asyl zu beantragen, an der Grenze zurückzuweisen seien. Das sei ein klarer Imperativ. Womit die rechtliche Obergrenze für neue Flüchtlinge, die auf dem Landwege Deutschland erreichen, praktisch null sei. Nicht etwa 200.000! Es würde nicht gehen, dass sich eine Regierung unter Hinweis auf humanitäre oder sonstige Gründe einfach über das Recht hinwegsetze, ohne den Bundestag darum zu bitten ein neues Recht zu schaffen. Das Flüchtlingsthema sei das Thema Nummer eins in den nächsten Jahren. Das zweite Thema sei die Massenarbeitslosigkeit in Südeuropa, resultierend aus einer fehlenden Wettbewerbsfähigkeit, die uns in eine Transferunion hineinzuziehen drohe. Das dritte Thema sei, dass die Banken in Südeuropa in riesigem Umfang mit faulen Krediten belastet seien. Und Thema Nummer vier sei die Fragmentierung der Energiemärkte.

    In Südeuropa ist die Situation außerordentlich problematisch

    Unter dem Schutz der Haftungsvergemeinschaftung, der Frau Merkel im Jahr 2012 zugestimmt habe und die dazu führte, dass die Zinsen, zu denen sich die Länder verschulden konnten, fielen, haben sich diese Ländern massiv zusätzlich verschuldet. Damit sei die Gefahr einer Schuldenlawine entstanden, die Prof. Sinn für außerordentlich problematisch hält. In Italien lägen die faulen Kredite der Banken bei etwa 90 Prozent des gesamten Eigenkapitals des italienischen Bankensystems. Würde Deutschland als größter Garantiegeber durch Rettungsfonds und EZB-Politik die italienischen Staatspapiere nicht garantieren, dann käme Italien in enorme Schwierigkeiten und könnte sich wahrscheinlich nicht mehr im Euro halten. Über 60 Prozent der Stimmen im EZB-Rat lägen aber bei Ländern, die netto im Ausland verschuldet seien. Wir hätten hier also ein System, in dem die Schuldnerländer selbst über die Zinsen bestimmen, zu denen sie die Kredite bekommen. (Anmerkung von mir: Das wäre in etwa so, wie wenn völlig überschuldete Privathaushalte, die unfähig sind, solide zu wirtschaften, ihrer Bank vorschreiben könnten, zu welchen Konditionen die Bank sie dauerhaft weiter versorgen müsse. Das wäre alsbald das Ende jeder Bank.)

    Macrons Sozialunion müsste Deutschland bezahlen

    Den Vorschlag des neuen französischen Präsidenten Macron einer gemeinsamen Verteidigung begrüßt Sinn. Aber nicht dessen Vorschlag eine Sozialunion in Europa zu schaffen, indem er alle Mindestlöhne auf das französische Niveau anheben und zum Ausgleich für die entstehende Arbeitslosigkeit ein Transfersystem einrichten wolle. Das würde Europa dramatisch schwächen und insbesondere den, der das dann bezahlen müsse. Und das wäre Deutschland. Dies würde auch dazu führen, dass jene Länder, die wir dann aufgrund ihrer viel höheren Arbeitslosgkeits- und Geringverdiener-Anteile unterstützen müssten, nie wieder auf die Beine kämen. In Deutschland müssten die Schulden abgebaut werden und man müsse zugleich mehr in die Infrastruktur investieren. Denn wir müssten die zukünftigen Generationen entlasten und das heiße, dass die Last von der heutigen Generation getragen werden muss, indem die Großzügigkeit des Sozialstaats eingeschränkt werde. Auf keinen Fall dürften aber mehr Schulden gemacht werden, da mit den Schulden die zukünftigen Generationen nicht ent-, sondern belastet würden. Mit Zukunftsinvestitionen bekämen sie zwar auch etwas geschenkt, aber wegen der sich anbahnenden demographischen Katastrophe seien sie ohnehin schon über Gebühr belastet. Die Baby-Boomer, die heute Anfang fünfzig seien und selbst nicht genug Kinder hätten, müssten die Suppe, die sie sich eingebrockt haben, schon selbst auslöffeln.

    Der Lebensstandard in Deutschland ist zu gering, relativ zu dem, was wir leisten

    So wie eine Firma zu billig oder zu teuer sein kann, könne dies auch eine ganze Volkswirtschaft sein. Wenn man zu teuer sei, laufen die Kunden weg. Sei man zu billig, mache man keine Gewinne. Deutschland braucht ein Preisniveau relativ zum Ausland, das so hoch sei, dass man noch ganz ordentlich verkaufen kann, aber eben nicht Exportweltmeister werde. Wir seien zu billig und hätten einen viel zu niedrigen Lebensstandard relativ zu dem, was wir leisten. Exportüberschüsse seien nicht a priori falsch. Aber wenn sie so exzessiv seien, wie das in Deutschland der Fall ist, müsse man sich fragen, was das soll. Zumal wir für diese Überschüsse häufig ja auch nur bloße unverzinsliche Buchforderungen gegen das Eurosystem bekämen, die wir nicht fällig stellen können. Was sollen also Exporte, für die man eine nicht realisierbare Buch-Forderung als Austausch erhält? (Siehe dazu hier den Abschnitt „Leben auf Pump“.)

    Die Sozialisierung der Schulden muss beendet werden

    Ein Mindestlohn gehört nach Ansicht von Prof. Sinn nicht in die Marktwirtschaft. Der Staat habe ganz einfach nicht die Aufgabe, Güterpreise oder Löhne festzusetzen. Er könne für Einkommensumverteilung von oben nach unten über einen Steuertarif sorgen, aber nicht die Marktpreise verändern. Das war Ludwig Erhard schon klar und sei eine Grunderkenntnis der Volkswirtschaftslehre. Sobald wir wieder in normalem Fahrwasser wären, Deutschland also nicht mehr so drastisch unterbewertet sei, würden wir auf Grund des Mindestlohns wieder hohe Arbeitslosenzahlen bei den gering Qualifizierten haben. Die Schulden könne und müsse man auch nicht zurückzahlen, aber die Zinsen auf die Schulden müsse man schon bedienen können. Selbst das könne man jedoch leider nicht mehr. Das sei das Problem. Wie nahe wir einer Katastrophe seien, wisse kein Mensch. Aber wenn die Schuldenquoten laufend wachsen, dann bewegen wir uns in die falsche Richtung, das sei sicher. Wir müssten in Europa eine restriktivere Geldpolitik einführen und damit aufhören Schulden zu sozialisieren. Ansonsten verschuldeten sich die schwachen Länder immer weiter. So könne das nicht weiter gehen. Wir bräuchten eine automatische Schuldenbremse. Die Geldgeber müssten Angst haben, dass sie ihr Geld nicht wieder bekommen. Nur diese Angst führe dazu, dass sie damit aufhören, immer noch mehr Geld an nicht solide Schuldner zu vergeben.

    Schlussbemerkung von mir

    Auf die Eingangsfrage, ob die Politiker mehr auf die Wirtschaft hören sollten, antwortete Prof. Sinn, sie sollten mehr auf die Volkswirte hören. Das nicht zu tun, die Mathematik und die Realität immer mehr auszublenden, sich von Letzterer zu lösen, Gesetzmäßigkeiten einfach zu ignorieren und Probleme immer weiter in die Zukunft zu verschieben, was dazu führt, dass sie immer größer werden, genau das ist die Krankheit unserer Zeit: der zunehmende Verlust der Fähigkeit, über den Tag hinaus in langen Bahnen zu denken, die langfristigen Konsequenzen abzuschätzen und Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Hans-Werner Sinn gilt als einer der profiliertesten und renommiertesten Ökonomen unserer Zeit. Sinn studierte Volkswirtschaftslehre, promovierte und habilitierte sich an der Universität Mannheim. Anschließend lehrte er 32 Jahre lang an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er erhielt Ehrendoktorwürden in Magdeburg, Helsinki, Leipzig und Prag. 17 Jahre war er Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. Hier kann das vollständige Interview nachgelesen werden: The European.

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    Mit freundlicher Genehmigung von: EpochTimes.de