Thema:
Ökumene
Papstbesuch in Schweden:
Allein unter Protestanten und Ungläubigen
Papst Franziskus leistet Schweden zum Reformationsjubiläum einen historischen Besuch ab und sucht die Einung der Christen weltweit. Ein Hilferuf gegen schwindende Mitgliederzahlen?
von Olga Banach
Gestern und heute, wenn der Papst zum fünfhundertjährigen Reformationsjubiläum dem Süden Schwedens einen Besuch abstattet, werden Welten aufeinandertreffen
Gestern und heute, wenn der Papst zum fünfhundertjährigen Reformationsjubiläum dem Süden Schwedens einen Besuch abstattet, werden Welten aufeinandertreffen.
Ein Aufschrei ging durch den Vatikan und die katholischen Gemeinden weltweit, als seine Pläne bekannt wurden, ist doch die lutherische Kirche Schwedens die liberalste weltweit, in der es seit 1960 Pastorinnen gibt und öffentlich schwule und lesbische Bischöfe. Martin Luther war es, der sich von der Obrigkeit Roms lossagte. Papst Franziskus scheint einer der unbequemsten Päpste zu sein, den der Vatikan bisher vorweisen konnte.
An den Toren des Protestantismus sollte der Aufenthalt eigentlich nur einen Tag andauern, um an einem ökumenischen Gottesdienst gemeinsam mit der „Lutherischen Weltorganisation“ (LWF) teilzunehmen, doch um die Gemüter zu besänftigen, wurde eine Messe an den offiziellen Termin angehängt. Die Messe soll im Malmöer Stadion stattfinden. Die Karten sind umsonst, mussten aber zuvor in den katholischen Gemeinden abgeholt werden.
Auf Twitter gab der Papst bekannt: „Ich bitte euch, dafür zu beten, dass meine Reise nach Schweden zur Einheit aller Christen beitragen wird.“
"Ich bitte Sie, beten Sie dass meine Reise nach Schweden zur Einheit aller Christen betragen möge."
Ein Hilferuf gegen schwindende Mitgliederzahlen mit der zunehmenden Säkularisierung der Europäer?
Der Vatikan als kleinste Stadt der Welt zählt gerade mal 842 Einwohner und hat eine eigene Gendarmerie. Die jungen Gendarmen müssen ledig und zwischen 21 und 25 Jahren alt sein. Die persönlichen Bodyguards des Papstes aber gehören der Schweizer Garde an. 1,25 Billionen Mitglieder zählt die katholische Kirche.
Im Mai 2016 traf Papst Franziskus auf den Großimam Ahmad Mohammad al-Tayeeb aus Kairo, den er im Geiste der Versöhnung zwischen dem Islam und dem Christentum in den Vatikan einlud. Auch dies war eine historische Geste und eine Wiedergutmachung gegen die Entgleisung seines Vorgängers Papst Benedikt, in der er den Islam verunglimpfte und es zu Protesten in der islamischen Welt kam.
Vielleicht ist dies auch im Sinne Günther Becksteins, der sich um die leeren Kirchenbänke sorgt und auch das Unwort der „Leitkultur“ in den Mund nahm, um auf die christlichen Ursprünge Europas hinzuweisen. Schweden ist als sehr säkulares Land bekannt. Hier wurde gerade erst der erste Friedhof für Atheisten eröffnet.
Papst Franziskus gilt als Versöhner. Aber die Durchsetzung wahrer Reformen in den Reihen alter Herren der heiligen Stadt, die das Zölibat für die Priester aufheben und Priesterinnen in den Dienst der katholischen Kirche stellen würden, sind auch von diesem Papst nicht zu erwarten. Der Vatikan hat gerade erst neue Regeln für Katholiken erlassen, die die Art der Bestattung im Sinne des Glaubens festlegen.
In der schwedischen Presse wurden Stimmen laut, dass der Papst wie ein Popstar gefeiert würde, obwohl er doch gegen die Gleichstellung von Homosexuellen und Frauen in der Kirche ist. Moralisch sei er so konservativ wie seine Vorgänger und man erhoffe sich von seinem Besuch auch den Beginn einer Diskussion durch die Lutheraner.
Am Montag warb er in seiner Rede für die Aufnahme von Flüchtlingen und rief zu einer Revolution der Menschlichkeit auf. Dies zielte aber auf die Empathie mit Flüchtlingen ab und nicht auf eine Revolution im Vatikan. Zu Beginn seines Auftritts sang eine engelsgleiche Schwedin das Lied von Gerry & The Peacemakers : „You will never walk alone.“ Das irdische Glück aber wird ihm und seinen Gefolgsleuten weiterhin verwehrt bleiben.
Quelle: RT-Deutsch
Der Papst zu Besuch bei Luthers Erben
Gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund begeht Franziskus den Auftakt zum Gedenken an 500 Jahre Reformation. Aber der Ökumene steht manches im Weg.
Quelle: FAZ.net
WP-Kommentar 02.11.2016
An der Ökumene führt kein Weg vorbei
Die Reformation führte einst zur Spaltung der Kirche. Zum Auftakt des 500-Jahr-Jubiläums hat nun Papst Franziskus im schwedischen Lund erstmals mit einem lutherischen Geistlichen einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert, mit Munib Younan, dem Präsidenten des lutherischen Weltbundes. Das gilt zu Recht als mutige, historische Geste. Es ist das erste Mal. dass ein Papst Martin Luther und die Reformation so symbolträchtig würdigt. Noch Benedikt XVI. hatte bei seinem Besuch in Luthers Kloster in Erfurt 2011 den deutschen Protestanten brüsk beschieden er habe keine ökumenischen Geschenke im Gepäck.
An der Frage des gemeinsamen Abendmahls macht sich die Spaltung der Christen konkret fest. Viele gemischtkonfessionelle Paare sehnen sich innig nach der Überwindung dieser Trennung. ln ihrer Erklärung untermauem auch der Papst und Munib Younan ihren Wunsch nach mehr Ökumene. Doch konkret wurden sie nicht. Theologisch steht dem gemeinsamen Abendmahl noch zu viel entgegen.
Dabei ist es höchste Zeit, dass die Christenmenschen aller Länder sich als Einheit verstehen. Seit dem Besuch von Papst Benedikt XVI in Erfurt vor fünf Jahren ist die Welt eine andere geworden, böse, gewalttätig. Wer sollte denn der gegenwärtig allherrschenden Angst mit Hoffnung, mit einer frohen Botschaft begegnen können, wenn nicht die Christen mit ihren Werten wie Nächstenliebe und Barmherzigkeit? Angesichts der weltweiten Bedrohungen durch Terror und Krieg scheinen die Gründe längst zweitrangig, die dem gemeinsamen Abendmahl entgegenstehen. Wenn Katholiken und Protestanten vor der Zeitgeschichte bestehen wollen, kommen sie an raschen Ökumene-Schritten garnicht vorbei.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen
Der Kommentar erscheint manchmal erst nach Freigabe