Thema:
Terror in Deutschland
Sieben Bluttaten in fünf Monaten in Deutschland
Angriffe mit Messern, Schusswaffen und Bomben – zwischen Februar und Juli kam es in Deutschland zu sieben gewaltsamen Vorfällen mit insgesamt 15 Toten.
AM 26. Februar griff ein 15-jähriges Mädchen im Hauptbahnhof von Hannover mit einem Messer zwei Polizisten an und verletzte einen der beiden schwer. Dies war der erste von sieben gewaltsamen Angriffen mit Anschlagscharakter in Deutschland in den letzten fünf Monaten.
Unter dem Begriff Anschlagscharakter sind in diesem Zusammenhang Angriffe gemeint, die im öffentlichen Raum stattgefunden haben, bei denen mehrere Personen verletzt wurden. Dazu kommt die in einer ersten Phase nicht ersichtliche Motivation, ob es sich um einen Amoklauf, einen Angriff mit terroristischem Hintergrund oder eine andere Form von Attacke, zum Beispiel ein Beziehungsdelikt oder eine persönliche Racheaktion handelt.
Nach dem Angriff in Hannover folgten Anschläge mit vermutlich und gesichert islamistischem Hintergrund sowie Taten mit anderen, zum Teil noch ungeklärten Motivationen. (ofi)
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10. Mai 2016, S-Bahnhof Grafing (Bei München)
27-Jähriger greift in einer S-Bahn Personen mit einem Messer an.
Ein Toter, drei Verletzte. Islamistischer Hintergrund möglich. -
23. Juni 2016, Viernheim, Kinokomplex Kinopolis
Im südhessischen Viernheim hat sich ein bewaffneter Mann in einem Kinocenter verschanzt. Der Geiselnehmer wurde kurz darauf von der Polizei erschossen.
Kein terroristischer Hintergrund festgestellt. -
18. Juli 2016, Bahnhof Würzburg
17-Jähriger greift in einem Zug mit einer Axt chinesische Touristen an.
Fünf Verletzte, ein Toter (Täter). Islamischer Angriff, IS-Bezug. -
22. Juli 2016, OEZ München
18-Jähriger schiesst bei Einkaufszentrum um sich. 10 Tote (inkl.Täter)
35 Verletzte (nicht nur durch den Täter). Amoklauf, kein IS-Bezug. -
24. Juli 2016, Busbahnhof Reutlingen
21-Jähriger greift mit einem Messer zunächste eine Frau, danach weitere Personen an. Eine Tote, sechs Verletzte (inkl. Täter). Vermutlich Beziehungsdeleikt, kein IS-Bezug. -
24. Juli 2016, Pfarrstrasse Ansbach
27-Jähriger zündet Rucksackbombe ausserhalb eines Festivalgeländes. Ein Toter (Täter), 15 Verletzte. Islamischer Hintergrund vermutet.
Anschlag in Ansbach
Mohammad D. erhielt wohl Anweisung von Unbekannt
Beim Attentat von Ansbach hat möglicherweise ein Hintermann die Fäden gezogen. Der Täter selbst hegte düstere Selbstmordgedanken.
Der Attentäter von Ansbach hat möglicherweise unmittelbar vor seinem Selbstmordanschlag Anweisungen von einem Hintermann bekommen. Bei den Ermittlungen wurden Hinweise entdeckt, dass der 27-jährige Syrer kurz zuvor von einer unbekannten Person über einen Internet-Chat beeinflusst wurde.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann teilte am Mittwoch an einer Kabinettsklausur am Tegernsee mit, dass der Ansbach-Attentäter «intensiven» Kontakt mit jemandem gehabt habe, «der massgeblich auf dieses Attentatsgeschehen Einfluss genommen hat».
Ob der Gesprächspartner von der Terrormiliz Islamischer Staat kam und wo er sich aufhielt, konnte Herrmann nicht sagen. Die Terrormiliz hat den Anschlag für sich reklamiert. Als weiteres Indiz für Hintermänner zu der Explosion wertete Herrmann die bei dem Flüchtling gefundenen Geldbeträge. Es sei «unwahrscheinlich», dass er dieses Geld allein durch seine Zuwendungen als Flüchtling habe sammeln können.
Die Bundesanwaltschaft, die inzwischen die Ermittlungen in dem Fall leitet, wollte sich nicht zu den Angaben äussern. «Wir werden die Äusserungen nicht kommentieren und auch keine weiteren Einzelheiten aus dem Ermittlungsverfahren bekannt geben», sagte ein Sprecher.
«Psychologen wussten vom «spektakulären Suizid»
Anfang 2015 war der Attentäter von Ansbach, Mohammad D., in stationärer psychiatrischer Behandlung im Bezirksklinikum Ansbach. Der Zeitung «Bild» liegen nun psychologische Gutachten über den 27-Jährigen vor. Darin wird er als «extremer Geist» eingeschätzt – und der spätere Anschlag und die Motivation des Täters korrekt antizipiert.
Ein Therapeut und ein Heilpraktiker schreiben im Gutachten, dass Mohammad D. erwähnt habe, Suizid-Gedanken zu haben und «sogar schon Vorbereitungen für den Fall der Abschiebung nach Bulgarien getroffen zu haben, weil er das Gefühl hat, keinen Einfluss mehr auf sein eigenes Leben zu haben.»
«Er hatte nichts mehr zu verlieren»
Des Weiteren schrieben die Autoren: «Es ist ihm durchaus zuzutrauen, dass er selbst seinen Selbstmord noch spektakulär in Szene setzt. Er hat nach dem Tod seiner Frau und seines sechs Monate alten Sohnes nichts mehr zu verlieren.»
Als er in die Klinik eingewiesen wurde, hatte Mohammad D. getrunken und sich selbst Verletzungen zugefügt. Der Therapeut hält fest: «Herr D. sei so verändert, dass er keine Lust auf Freizeitaktivitäten jeglicher Art habe, ihn interessiere nur noch sein Computer bzw. das Internet.»
«Ich gehe nicht lebendig nach Bulgarien»
Mohammad D. sollte nach Bulgarien abgeschoben werden. Am 2. Dezember 2014 erhielt er den Bescheid. Dagegen wehrte er sich. «Ich gehe nicht lebendig nach Bulgarien, wo man als Rückkehrer – wie alle wissen – zunächst für mehr als ein Jahr im Gefängnis landet.» Der Rekurs hatte Erfolg – zumindest vorerst. Mohammad D. wurde im Land geduldet. Bis die Behörden am 13. Juli erneut die Abschiebung anordneten. 30 Tage hätte er Zeit gehabt, das Land zu verlassen.
Dazu kam es jedoch nicht. Mohammad D. sprengte sich am Sonntagabend nahe einem Konzertgelände in die Luft. 15 Menschen wurden verletzt, er selbst starb. (mch)
Mit freundlicher Genehmigung von http://www.20min.ch
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