Montag, 21. Juli 2014

Energie-Krieg: Amerikaner wollen Russen Markt in Europa abjagen

Thema: Ukraine

MH17 - ein Kollateralschaden

Im Krieg der Worte und Sanktionen gegen Russland geht es den Amerikanern vor allem um eines: Sie wollen den Russen den lukrativen europäischen Markt abjagen. Um Putin als Wettbewerber auszuschalten, soll der russische Präsident international isoliert werden. Der Abschuss von Flug MH17 kommt der US-Strategie ebenso entgegen wie die heillose Zerstrittenheit in der EU.

Der Fracking-Boom in den USA, der durch die Obama-Administration als Mittel zur Energie-Autarkie der USA und als Wachstumsstimulanz für die marode US-Wirtschaft bewusst initiiert worden ist, steht der sonstigen Green Growth Lyrik diametral entgegen. Insbesondere hat die Erdgasförderung mittels Fracking die Erdgaspreise in den USA purzeln lassen. Das ist auch eine der Ursachen für die vergleichsweise niedrige Inflationsrate, da eben die Energiekosten ein wichtiger Faktor für die US-Wirtschaft darstellen.

Damit kann sich die US-Wirtschaft, die insgesamt eine niedrige Energieineffizienz im Vergleich zu Europa ausweist, ihre Energieverschwendung wie bisher leisten. Allerdings geht dies wahrscheinlich auf Kosten der nachhaltigen, ökologischen Sicherheit des Landes, da Fracking mit erheblichen Problemen bei der derzeit eingesetzten Fördertechnologie verbunden ist. In den USA träumt man derzeit davon, zu einem der großen Erdgas-Exporteure weltweit aufzusteigen. Allerdings gilt auch in Erdgasmarkt nicht Says Gesetz („supply creates ist own demand“).

Der Erdgasmarkt ist nämlich durch langfristige Verträge und Verteilnetze weitgehend verteilt. Newcomer wie die USA müssen also in einen Verdrängungswettbewerb mit Incumbents wie Russland und den Ländern im Nahen Osten treten, um sich neue ausländische Absatzmärkte zu erschließen. Die derzeitige Krise in der Ukraine, die Russland zum Paria der Weltwirtschaft gestempelt hat, ist – ob von den USA gewollt oder ungewollt sei dahingestellt – ein Geschenk des Himmels, um diese Kundenbeziehungen aufzubrechen. Ein weiterer, großer neuer Anbieter im Markt ist im Nahen Osten Katar. Sollte der Iran seinen Konflikt wegen des Atomprogramms mit den USA beilegen können, käme ein zusätzlicher Anbieter von Erdgas auf den Markt. All das dürfte die Erdgaspreise in der Zukunft tendenziell zusätzlich purzeln lassen. Voraussetzung wäre allerdings, dass ein freier Markt herrscht.

Die von den USA von der EU und vor allem von Deutschland geforderten Sanktionen gegen Russland dürften ein zentraler Schlüssel im Rahmen dieser Strategie sein. Gazprom, Putin und die Blockade der Gasversorgung Europas sind jedenfalls perfekt geeignet, um einem Szenario der Substitution von russischem Erdgas durch andere Versorgungsquellen Vorschub zu leisten. Die G7 – nachdem Russland bereits aus dem bisherigen G8-Gipfel entfernt worden ist – streben jedenfalls eine Unabhängigkeit von der russischen Energieversorgung Europas an.

Ob es zu einer tragfähigen Lösung mittelfristig kommen wird, steht allerdings in den Sternen.

Fracking in Europa

Von Rumänien bis Portugal wird von den großen Energiekonzernen des Westens die Exploration von potentiellen Fördergebieten in Europa vorangetrieben.

Auch in Deutschland ist dieser Prozess in vollem Gange. Von NRW bis Niedersachen, von Mecklenburg-Vorpommern bis Brandenburg - überall werden Probebohrungen massiv vorangetrieben. Trotz gegenteiliger Äußerungen sind die Energiekonzerne intensiv darum bemüht, die wichtigen Politiker von der Ungefährlichkeit des Fracking zu überzeugen.

In Ostdeutschland ist dabei eine kanadische Explorationsfirma CEP federführend. Die CEP Central European Petroleum GmbH hat ihren Sitz in Berlin. Im Juli vergangenen Jahres teilte sie eine erste Schätzung über die vermutliche Höhe der durch Fracking in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mittels verwertbaren Erdgasreserven mit:

„Two-thirds of the windfall would come from Mecklenburg-Western Pomerania state, where Chancellor Angela Merkel’s election district is located, and the rest from Brandenburg’s Lower Lusatia region. Both are among Germany’s poorest states.“

Es trifft sich hervorragend, dass im Wahlkreis der Bundeskanzlerin ein großer Teil der Vorkommen vermutet wird. Da wie auch in der Lausitz ist die relative Armut der Bevölkerung vergleichsweise groß und damit der Wunsch nach gut bezahlten Jobs und einem kleinen Wirtschaftswunder besonders ausgeprägt. Das Wohlwollen der Kanzlerin und der brandenburgischen Landesregierung dürfte CEP sicher sein.

In Usedom ist man dagegen weitaus weniger über das Erdgasgeschenk erfreut. Dort lebt man recht gut vom Ostsee-Tourismus und fürchtet die Umweltschäden durch Fracking.

Wer steckt aber hinter CEP? „Central European Petroleum Ltd. wurde 2006 in Alberta, Kanada, registriert. Ihre 100-prozentige Tochtergesellschaft CEP Central European Petroleum GmbH wurde 2008 in Berlin eingetragen. Gegenwärtig hält CEP 14.800 Quadratkilometer Aufsuchungserlaubnisfelder entlang bekannter Trends von Erdöl- und Erdgasvorkommen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

Wer steckt aber hinter Central Petroleum Ltd in Alberta? Hier herrscht Intransparenz. Reuters meldete jedoch, dass einer der Investoren Goldman Sachs sei. So schließt sich der Kreis.

Warum wurde die Firma in den USA im Jahr 2006 gegründet?

Den Schlüssel hierzu könnte CETA liefern: Das „Comprehensive Economic and Trade Agreement“ (CETA) ist ein zwischen der EU-Kommission und Kanada ausgehandeltes Handelsabkommen. Dies beinhaltet auch ein umstrittenes Investitionsschutzabkommen. Danach können kanadische Firmen gegen die Bundesrepublik Deutschland auf Schadensersatz Klagen in Milliardenhöhe einreichen, wenn ihnen Gewinnmöglichkeiten wie beispielsweise die Ausbeutung der Erdgasvorkommen in Deutschland durch Gesetze in Deutschland verwehrt würde.

Kein Wunder also, dass Attac eine Kampagne gegen die CETA-Ratifizierung durch das EU-Parlament (EP)  initiiert hat. Der Erfolg der Kampagne ist fraglich. Angeblich soll das Parlament bereits einen analogen Entwurf für ein Investitionsschutzabkommen im Eilverfahren im Rahmen der TTIP-Verhandlungen verabschiedet haben. Der Zeitpunkt ist günstig. Im Zuge der EU-Wahlen schaut niemand genau hin, welche Entscheidungen abseits der Öffentlichkeit fallen.

Damit wären aber die Weichen für Fracking in der EU und insbesondere auch in Deutschland gestellt. Die Große Koalition wird auf die immensen Kosten verweisen, die eine politische Verweigerung einer Förderlizenz für ausländische Erdgasfördergesellschaften auf den deutschen Staat verursachen würde. CETA und TTIP machen es möglich.

Konkrete Gefahr für Niedersachsen

Das Thema ist mitnichten theoretischer Art: In Niedersachsen hat sich ExxonMobil bereits weitgehende Rechte gesichert. Unter CETA könnte Fracking für den Konzern zum Milliardengeschäft werden – auch wenn eine Bürgerinitiative die Bohrarbeiten noch verhindert. Der NDR berichtete im Herbst 2013:
Das Bohrfeld von ExxonMobil in Bötersen bei Rotenburg-Wümme (Niedersachsen), aufgenommen am 06.10.2012. Auf der Suche nach Erdgas setzt das Unternehmen hier die umstrittene Frackingmethode ein. Mit den neuen Freihandelsabkommen könnte dieses Feld zum Milliardengeschäft für ExxonMobil werden – auch, wenn die Bürger den Bau verhindern. (Foto: dpa)
ExxonMobil will ein altes Erdgasfeld bei Bötersen im Landkreis Rotenburg (Wümme) ausschöpfen. Da die Förderung dort zuletzt nur noch mäßigen Erfolg brachte, kündigte der Energieriese vor zwei Jahren an, durch Fracking noch tiefer unter der Oberfläche neue Vorkommen erschließen zu wollen. Eine Bürgerinitiative will das aus Angst vor giftigen Chemikalien im Grundwasser verhindern. Doch die Aussichten sind schlecht. Exxon hat die Unterlagen für das Genehmigungsverfahren fast vollständig. Die Zusage des Landesbergamts gilt als sicher und könnte bereits 2014 erfolgen.
Warum haben die Deutschen Anteile an Gazprom verkauft?
Da überrascht es schon, dass er in diesem Jahr Winterhall seine Erdgasspeicher und Gasnetze an Gazprom verkauft hat. Auch bei North Stream ist Winterhall zusammen mit BASF und E.ON Ruhrgas beteiligt gewesen. Der Hauptanteilseigner ist der russische Gazprom-Konzern.

Bei den Erdgasspeichern gibt es eine einleuchtende Erklärung. Die Erdgasspeicher sind undicht oder drohen undicht zu werden. Das wissen natürlich die Betreiber wie Wintershall besser als Gazprom. Sie planten bereits 2007, einen gigantischen Erdgasspeicher in Mecklenburg-Vorpommern zu errichten. Wenn aber diese Speicher unsicher sind, dann kommen gewaltige Sanierungskosten auf die Firmen zu. Das Problem ist von Asse bekannt.

Auch für den Ausstieg aus North Stream und der Beteiligungen aus russischen Erdgasfeldern hätte man in diesem Fall eine plausible Erklärung. Wenn man zukünftig von dort kein Erdgas mehr beziehen will, sind alle diese Investitionen wertlos. Dem bestehenden Erdgasnetz in Deutschland droht das gleiche Schicksal, denn aufgrund der zahllosen Förderstätten – siehe USA – wird das Erdgas dort per Lkw und Schiene transportiert. Die Mengen sind zu gering, um teure Pipelines zu errichten. Dass das nicht immer ohne Kollateralschäden abgeht, zeigen die Unfälle in den USA und Kanada. Warren Buffett hat wohl rechtzeitig davon Wind bekommen und entsprechend in eine große Eisenbahngesellschaft investiert. Die Reparatur der Verkehrswege in Deutschland erscheint plötzlich auch in einem ganz anderen Licht. Neben Megalinern müssen wohl zukünftig auch große Mengen von Tanklastern von und zu den einzelnen Förderstellen fahren können.

Während also Gazprom unter tätiger Mithilfe von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder versucht, den Erdgasmarkt in Deutschland unter seine Kontrolle via Northstream zu bekommen, sind die bisherigen deutschen Partner aus den Partnerschaften ausgestiegen und planen neue Koalitionen mit westlichen und nahöstlichen Partnern. Die hoffen auf die Unterstützung der jetzigen Kanzlerin Angela Merkel. CEP lässt grüßen.

Offenbar leisten die Spitzenpolitiker von SPD und CDU intensiv Schützenhilfe, damit die Energieversorgung Deutschland in ausländischen Händen bleibt. Man könnte dafür am Ende ja möglicherweise reich belohnt werden.

Mit freundlicher Genehmigung von DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN


» der Kommentar des Blogschreibers «

Aber genau darum geht der ganze Ukraine-Konflikt doch nur: der Neid der USA auf die Energielieferung Russlands an Europa, wo sie doch so hoch verschuldet sind und jeden Cent gebrauchen können.
Ganz nebenbei beanspruchen die machtgeilen Geldsäcke unter ihnen die alleinige Weltherrschaft.
Wenn die Sanktionen jetzt auch noch einen Bumerangeffekt auslösen und die BRICS-Länder den Dollar nicht mehr als Zahlungsmittel für Energielieferungen akzeptieren, ja dann aber gute Nacht Petrodollar und Geldsäcke!
Darum geht es doch auch im Syrienkonflikt, um die Energielieferung an Europa. Aber da sind nicht die USA die Antreiber sondern Saudi-Arabien und Katar.


Kommentare

Ekkehardt Fritz Beyer sagt:
In Sachen Fracking betrügen die USA die ganze Welt, vor Allem aber ihre eigenen Leute! http://www.faz.net/aktuell/finanzen/devisen-rohstoffe/schiefergas-in-amerika-das-fracking-wunder-bleibt-aus-12753461.html Was dahinter steckt, braucht hier wohl nicht näher erläutert zu werden.
Auch das Wasser wird knapp! http://www.zeit.de/1950/02/amerika-hat-nicht-genug-wasser
Doch Energiemangel muss nicht – wie von den Amis geplant – zwangsläufig zu Gewalt führen. Es gibt eine Alternative zu Öl, Gas und Kohle – welche den exzessiven US-Verbrauch zwar nicht sofort kompensieren wird, der man sich aber stellen, sie fördern und ausbauen sollte. http://kaltefusion.at/fuhrt-energiemangel-zu-gewalt
Ich meine aber, den USA geht es nicht in erster Linie um Energie: Sie wollen die alleinige Weltherrschaft!

khaproperty sagt:
Nichts gegen TTIP – solange die aktuellen deutschen Rechtsstandards eingehalten werden.
Unsere großartigen Politiker dürfen sich halt nicht immer wieder über den Tisch ziehen lassen – was ihre schwerwiegende Inkompetenz in nicht nur wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Fragen belegt.
Das gilt natürlich um so mehr für die demokratisch unlegitimierten Funktionäre in Brüssel.
Übrigens:
die deutschen KKW-Betreiber konnten ein Urteil in Deutschland über Schadenersatz in Milliardenhöhe gegen die Regierung Merkel – also uns alle – erstreiten, weil diese ohne Rechtsgrundlage die KKW (nach Fukushima) abschaltete. Dazu kommen die zig Milliarden-Beihilfen an die Industrie wegen eines selbst schadenzeugenden EEG.
All das – und noch mehr – schmerzt uns schon sehr.

Arno Emm sagt:
Die Energiestrategie des Fracking wird nur aufgehen, wenn ein garantiert hoher Gaspreis die Förderung effizient macht. Sobald ein unabhängiger Anbieter, wie z.B. Russland den Preis um ca. 30% unterbietet, ist jeder Euro in diese Strategie fehlinvestiert.
Die USA wollen also mit ihrem Dogma den Rest der Welt zwingen, ihren Energiebedarf mit US-beherrschtem Fracking-Gas zu decken.
Daraus kann man zwingend schließen, dass Russland als einzige ernstzunehmende Gegenmacht der USA und gleichzeitig größter Energieexporteur der Welt als Großmacht eleminiert werden muss, wenn dieser US-Plan gelingen soll. Europa sollte sich im eigenen Überlebens-Interesse von solchen paranoiden Vorstellungen und Plänen deutlich distanzieren.

bauagent sagt:
Dank Internet wachen im Westen immer mehr Menschen auf und enttarnen die Lügen und Korruptionen, die hier die Demokratie schon lange abgelöst haben.
Summiert man alle zur Verfügung stehenden Informationen zum MH 17 Absturz wird sonnenklar, dass der ukrainische Geheimdienst als Unterabteilung des CIA die Hände im Spiel hat.
Die bisher enttarnten Lügen, vom angeblichen Video eines BUK Systems der Separatisten, bis hin zu Audio-Aufnahmen eines Gesprächs, dass als älter als das Absturzdatum eindeutig entlarvt wurde, immer sind es faschistiode Regierungsteilnehmer der ungewählten ukrainischen Regierung, die von den eigenen Aktionen ablenken wollen.
Diesmal werden sie m.E. nicht davonkommen. Die Flugschreiber und die Leichen sind sicher verwahrt um international kontrolliert zu werden.

Pascal sagt:
Das Fracking ist eine alte Technologie aus den 1970er Jahren und ein Netto-Energieverlierer, d.h. diese Technologie benötigt mehr Energie beim Fördern der Kohlenwasserstoffe aus dem Erdreich als am Ende durch die Erdöl-Produkte verfügbar ist. Fracking ist daher ein Geldspiel entgegen den thermodynamischen Realität, das nur so lange realisierbar sein wird, wie das betrügerische westliche Finanzsystem und die allgemeine globale Netto-Energiesituation dies möglich machen.
Die regierungsamtlichen US-amerikanischen Projektionen zu den zukünftigen Fracking-Fördervolumina in den USA sind absolut unrealistische Luftnummern, die bereits in der nahen Zukunft wie Blasen zerplatzen werden. Das Fracking wird deshalb die industriellle Zivilisation nicht vor ihrem bereits eingesetzten Zerfall retten können, möglicher Weise wird es aber von der satanischen westlichen Elite zur absichtsvollen Zerstörung der Umwelt eingesetzt, um die elitären Agenda21-Pläne zur Vertreibung der Bevölkerung vom Land und ihre Konzentration in Großstädten zu beschleunigen.

Frank Grossmann sagt:
Da muß man mal ein wenig Klarheit reinbringen.
Die USA können/wollen kein Erdgas nach Europa bringen. Das Frackinggas befindet sich in der Ukraine. Genauer gesagt in der Gegend von Donetsk. Man will also die Leitungen von Gasprom benutzen um die Russen auszuhebeln mit ukrainischen Erdgas.
Die USA haben zwei Probleme, das eine heißt Russland und das andere heißt China. Diese spielen mit den USA das alte deutsche Spiel Namens Zwickmühle. Machts Du hier einen Zug mache ich im ostchinesischen Meer einen anderen Zug. Frei nach Clausewitz, der in den USA an den Militärakademien, immer noch hoch verehrt wird heißt das Motto “getrennt marschieren – vereint schlagen”. Jetzt geht es erst einmal Russland an den Kragen, bevor man sich dann den Chinesen widmen kann. Abwarten?


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