Sonntag, 5. Juni 2016

Glaubt man den Medien, sind Europas Milchbauern selber schuld an der "Überproduktion"

Thema: Russlandsanktionen

„Milchgipfel“ ohne Ergebnisse:
Deutsche Bauern leiden weiter unter Sanktionsfolgen

Seit mittlerweile zwei Jahren behauptet die EU, ihre Sanktionen gegen Russland wären nötig, um ein Zeichen für „europäische Werte“ zu setzen. Doch der Unmut insbesondere bei deutschen Milchbauern nimmt angesichts sanktionsbedingt fallender Milchpreise massiv zu. Gleichzeitig drängen insbesondere asiatische Länder in die "Milchexportlücke" und investieren Milliarden in den russischen Agrarmarkt.

Zu Beginn der Woche sah sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt veranlasst, Bauernvertreter, Molkereien und Großabnehmer wie Supermarktketten zu einem „Milchgipfel“ zu laden, auf dem Maßnahmen beschlossen werden sollten, um dem weiteren Absturz von Erzeugerpreisen entgegenzuwirken. Da deutsche Bauern auf Grund der Sanktionen ihre Produkte nicht mehr nach Russland liefern können, fiel der Preis seit deren erstmaliger Verhängung von etwa 40 auf mittlerweile unter 28 Cent, in besonders drastischen Fällen sogar auf 20 Cent und darunter. Für viele Landwirte wird dadurch der Hof zur bloßen Liebhaberei.

Mit Ausnahme einer Sofortunterstützung in Höhe von 100 Millionen Euro, die für die Betroffenen allerdings eher einen Tropfen auf dem heißen Stein darstellen, ist aus dem ersten Temin des „Milchgipfels“ jedoch lediglich eine Einigung auf einen weiteren „Branchendialog“ übrig geblieben.

Wie die NGO „Foodwatch“ herausfand, scheint die Politik auch kaum über tatsächliche Möglichkeiten zu verfügen, den Preisverfall aufzuhalten. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass auch hochpreisige Milch keine höheren Erlöse für die Bauern nach sich zieht als Billigprodukte, weil die Konsumenten, die teure Milch kaufen, in erster Linie Werbung und Marketing finanzieren. Für die Verbesserung der Ertragssituation bei den Bauern hilft der Kauf teurer Markenmilch nicht.

Auch Appelle und Milchgipfel vermögen den tatsächlichen Grund für die Milchpreismisere nicht zu beseitigen, und dieser liegt im Überangebot auf den heimischen Märkten infolge der Sanktionspolitik. Die flehentlichen Appelle von Fachleuten und Praktikern wie dem Bauernverbandspräsidenten für Mecklenburg-Vorpommern, Rainer Tietböhl, doch endlich die ruinösen Sanktionen zu beenden, stoßen jedoch bisher in Berlin und Brüssel auf taube Ohren.

Selbst im Fall zeitnaher Aufhebungen der Sanktionen dürfte eine Rückkehr deutscher Milchbauern auf den russischen Markt schwerfallen. Nicht nur die russischen Landwirte selbst, die gestärkt aus der Krise hervorgingen und in diesem Jahr bereits ein Gewinnplus von 3,7 Prozent erwirtschaften konnten, sondern vor allem auch Anbieter aus Asien, etwa aus China, Thailand oder Vietnam, haben die Situation genützt, um sich strategisch zu positionieren.

Im Mai etwa unterzeichnete der thailändische Premierminister Prayut Chan-o-cha bei einem Staatsbesuch in Moskau einen Vertrag zum Aufbau einer gigantischen Milchproduktionsanlage im 200 Kilometer südlich von Moskau gelegenen Rjasan im Wert von etwa einer Milliarde US-Dollar. Neben der thailändischen Charoen-Pokphand-Gruppe sind auch der chinesische Konzern Banner Infant Dairy Products, der russische Staatsfonds RDIF und arabische Investoren an dem Projekt beteiligt. Vietnam positionierte sich ebenfalls im russischen Milchsektor mit einer Großinvestition im Großraum Moskau.

Einzig der deutsche Konzern DMK (Humana, Milram, Oldenburger) erlangte von den russischen Kartellbehörden jüngst eine Genehmigung zum Kauf mehrerer russischer Käsehersteller in Woronesch.

Quelle RT-Deutsch



Größter Gewinner des Lebensmittelembargos:
Russische Landwirtschaft

Die Abwertung des Rubels und steigende Chancen auf dem Binnenmarkt als Ergebnis des von Moskau verhängten Lebensmittelembargos für ausländische Agrar-Produkte haben für die russische Landwirtschaft neue Anreize geschaffen, Pläne für umfassende Investitionen und Wachstum auszuarbeiten.

So verkündete unter anderem das Unternehmen Ros Agro, es werde 250 Millionen US-Dollar an Fremdkapital für Investitionen aufnehmen, um westliche Importausfälle durch eigene Produkte zu substituieren.

Der Mehrheitsaktionär des Unternehmens Vadim Moshkovich plant, weitere neu ausgegebene Hinterlegungsscheine im Wert von 100 Millionen US-Dollar zu erwerben.

Unter anderem gehört Ros Agro zu den größten Gewinnern des russischen Lebensmittelembargos gegen westliche Importeure. Der Aktienkurs des Unternehmens hat sich seit August 2014 verdreifacht. Am Montag wurde er zuletzt bei 16,12 US-Dollar je Aktie gehandelt.

„Das Unternehmen wird aggressiv investieren und wachsen“, attestierte der Finanzanalyst Swjatoslaw Arsenow gegenüber Bloomberg. Er betonte, die Abwertung des Rubels mache den Sektor besonders attraktiv.

Russland wurde 2013 international als der neuntgrößte Lebensmittelhersteller geführt. Vor zwei Jahren reduzierte Russland laut Regierungsangaben seine Lebensmittelimporte weiter um 40 Prozent auf 26,5 Milliarden US-Dollar.

Die russische Regierung in Moskau betont immer wieder, sie wolle die Ernährungssicherheit erhöhen und den Agrarsektor stärken. Dabei verspricht sie Landwirten umfassende staatliche Unterstützungsprogramme. Nach Aussagen des Premierministers, Dimitri Medwedew, produziere Russland immer noch nicht genug Milch, Obst und Gemüse.

„Wir haben die Menge der in Russland produzierten Fleischprodukte und jene für den heimischen Markt zementiert und die Exporte in gleichem Maße erhöht. Wir können nicht nur uns versorgen“, sagte Medwedew Anfang dieses Monats. Er fügte hinzu, dass inzwischen mehr als 3,4 Milliarden US-Dollar in den russischen Agrarsektor investiert wurden.

Quelle: RT-Deutsch

» der Kommentar des Blogschreibers «

Mit keinem Wort wird in der westlichen Berichterstattung der wahre Grund für die Milchschwemme genannt. Als sei über Nacht eine "Überproduktion" entstanden.
Natürlich trägt die Politik keine Schuld an der augenblicklichen Lage, die "gierigen" auf immer mehr "Gewinn" ausgelegten Bauern sind selber verantwortlich für die "Überproduktion", wenn man den Medien glaubt. Für wie blöd will man uns eigentlich noch verkaufen?


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