Liebe Leser,
in zwei Wochen könnten Deutschlands Milliardär/innen feiern:
Dann soll das neue Gesetz zur Erbschaftssteuer durch den Bundesrat
gehen, auf das sich die Koalition letztes Wochenende geeinigt hat. Wenn
Sie nicht zu den Superreichen gehören, werden Sie dann aber nichts zu
lachen haben.
Der Grund: ein riesiges Schlupfloch bei der Erbschaftssteuer.
Superreiche Firmen-Erben wie die Porsches, Quandts und Oetkers dieser
Republik sollen so gut wie keine Erbschaftssteuer zahlen. Nicht einmal ein Prozent der Firmen-Erben soll überhaupt besteuert werden[1]. Die Lobby der Superreichen hat sich vorerst durchgesetzt.
Mit dem neuen Steuergesetz würde die Ungleichheit zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter wachsen. Dringend benötigtes Geld für Investitionen in Kindergärten und Schulen,
intakte Straßen und gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr würde
weiter fehlen.
Aber noch haben wir Chancen, das Steuer-Schlupfloch für
Superreiche zu verhindern: im Bundesrat. Dort wird am 8. Juli
entschieden. In den Ländern sitzen die Grünen bei zehn von 16
Landesregierungen mit am Tisch. Gemeinsam können sie die neue
Erbschaftssteuer kippen. Die grünen Parteivorsitzenden Simone Peter und
Cem Özdemir haben den ungerechten Steuer-Plänen der Regierung bereits
eine Absage erteilt[2]. Doch in mehreren Ländern wie Hamburg, Hessen und
Baden-Württemberg ducken sich die Grünen weg.
Wir haben noch gut zwei Wochen, um dafür zu sorgen, dass Kretschmann
und Co. im Bundesrat die ungerechte Erbschaftssteuer stoppen. Sobald 100.000 Menschen unseren Appell unterzeichnet haben, legen wir los.
In den Hauptstädten der Bundesländer, in denen die Grünen noch
unentschieden sind, überreichen wir ihren Spitzenpolitiker/innen unseren
Appell – und schaffen es mit bildstarken Aktionen in die Medien. |
Zu Recht gibt es Schutzklauseln für mittelständische
Unternehmen, damit Arbeitsplätze erhalten bleiben und Firmen in ihrer
Existenz nicht gefährdet werden. Zu Recht gibt es auch Freibeträge für
kleine Erbschaften wie „Omas Häuschen“. Aber der Lobby der
Familienunternehmer/innen geht es nicht um den Mittelstand, sondern sie
vertritt knallhart die Interessen des Geld-Adels. Sie will, dass Erben milliardenschwerer Firmen keine Erbschaftssteuer zahlen müssen.
Dass die Reichen-Lobby aber nicht immer Erfolg hat, zeigt das 2012 geplatzte Steuerabkommen mit der Schweiz. Es hätte Steuerbetrüger/innen Anonymität und Straffreiheit garantiert.
Auch damals haben die oberen Zehntausend heftigen Einfluss auf die
Regierung genommen, um einen schmutzigen Deal durchzudrücken.
Dagegen protestierten wir mit zehntausenden Bürger/innen – und
brachten schließlich alle von den Grünen mitregierten Bundesländer auf
unsere Seite. Am Ende stand die Mehrheit gegen das Steuerabkommen im
Bundesrat. Und nicht nur das: Es gelang uns auch, in der EU eine
Alternative durchzusetzen – den automatischen Informationsaustausch
zwischen den Finanzbehörden Europas. Diese Transparenz macht es den Superreichen schwer, weiter Steuern zu hinterziehen.
An diesen Erfolg wollen wir jetzt anknüpfen: Auch die neue
Erbschaftssteuer für den Geld-Adel können wir im Bundesrat stoppen –
wenn Sie uns dabei unterstützen. |
Mit herzlichen Grüßen
Lynn Gogolin-Grünberg, Campaignerin
Christoph Bautz, Campact-Vorstand
PS: Deutschland ist eines der Industrieländer mit der krassesten
sozialen Ungleichheit, sagt das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung[3]. Diese würde mit der neuen Erbschaftssteuer
zunehmen. Genau deshalb nennt der Verfassungsrichter Reinhard Gaier die
Erbschaftssteuer eine „Subventionierung des Großkapitals“. |
[1] Nach bestimmten Kriterien
zum Erhalt von Arbeitsplätzen und dem Fortführen der Firma soll dann
ermittelt werden, ob Erbschaftssteuer fällig ist, oder nicht:
„Schäuble-Reform: 99 Prozent der Unternehmer können steuerfrei erben“,
Spiegel Online, 1.6.2015 [2] „Koalition einigt sich auf Reform“, Tagesschau, 20.6.2016, und Twitter-Kanal von Simone Peter, Tweet vom 20.6.2016 [3] „DIW-Chef Fratzscher: Die soziale Marktwirtschaft existiert nicht mehr“, Spiegel Online, 11.3.2016 |
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