Der
Jagdtourismus trägt maßgeblich zur Ausrottung selten gewordener
Tierarten in Afrika bei. Wir können etwas dagegen tun. Unterschreiben
Sie diese Petition, damit Deutschland künftig die Einfuhr von Trophäen
bedrohter Arten verweigert.
Hintergrund
Jagdskandale
wie die grausame Pfeil-Jagd eines amerikanischen Zahnarztes auf den
Löwen Cecil oder der Abschuss von Ncombo, Afrikas größtem
Elefantenbullen, durch einen Berliner Immobilienmakler sind keine
Einzelfälle. Jahr für Jahr fallen rund 600 Löwen, 800 Leoparden und 900 Elefanten Hobbyjägern zum Opfer.
Dabei sind die schönsten und stärksten Tiere als Trophäe besonders
beliebt, was die Jagd auf die von Wilderei bereits bedrohten Arten noch
mörderischer macht. Denn gerade diese Tiere sind für die Arterhaltung am
wichtigsten.
Wer
einen Elefanten mit langen Stoßzähnen erschießt, raubt einer ganzen
Herde das Wissen, das sie zum Überleben braucht, denn nur die alten,
erfahrenen Elefanten kennen die Migrationsrouten und Wasserstellen in
Dürrezeiten und wissen um die Wirkung heilender Pflanzen. Wer ein
stattliches Löwenmännchen erlegt, bringt Stress und Rivalitätskämpfe in
das Rudel, ist für den Tod der Nachkommen verantwortlich und sorgt für
eine genetische Verarmung.
Je seltener ein Tier desto begehrter und teurer die Jagd.
Für das Töten eines Elefanten zahlt der Hobbyjäger 17.000 bis 65.000
Euro. Selbst die wenigen Bullen der 200 noch lebenden Wüstenelefanten in
Namibia werden für entsprechende Entgelte legal ins Visier genommen.
Für 280.000 Euro dürfen auch die letzten Vertreter der
Spitzmaulnashörner erschossen werden.
Jagdanbieter
werben gerne mit dem Argument der angeblichen Nachhaltigkeit der
Trophäenjagd; die Geldeinnahmen für die Vergabe der Abschusslizenzen
kämen dem Artenschutz und der lokalen Bevölkerung zugute. Zahlreiche
wissenschaftliche Studien der letzten Jahre widerlegen genau dies. Die
Bevölkerung bekommt von den Jagdeinnahmen praktisch nichts ab, in den
Jagdländern Tansania, Namibia, Sambia, Zentralafrikanische Republik,
Burkina Faso und Benin sind es gemittelt 30 Cent pro Kopf und Jahr. Noch
weniger profitiert der Artenschutz in den gerade in Jagd- und
Naturschutz-Angelegenheiten von Korruption geplagten Ländern. In
den meisten Jagdgebieten geht nicht nur der Wildtierbestand rapide
zurück, auch die dort lebende Bevölkerung verarmt immer mehr. Weil es an
alternativen Erwerbsmöglichkeiten mangelt, wird sie zur Wilderei
gezwungen, um ihre Existenz zu sichern. Den größten Profit beim Verkauf der Abschusslizenzen streichen indes die ausländischen Anbieter der Jagdsafaris ein.
Länder
wie Namibia und Tansania locken Jagdtouristen in der Hoffnung auf
Devisen. Doch gerade in Tansania hat die Strategie der nachhaltigen Jagd
komplett versagt. Im größten Jagdgebiet Afrikas, dem Wildreservat
Selous und Umgebung, schlachteten Wilderer in den letzten fünf Jahren
57.000 Elefanten ab. Für die Hobbyjäger gibt es jetzt dort nichts mehr
zu schießen. Kenia dagegen hat bereits 1977 die Jagd verboten, Botswana
2014. Aus gutem Grund. Wirtschaftlichen Studien zufolge schafft
der Fototourismus wesentlich mehr dauerhafte Jobs als der Jagdtourismus
und ist um ein Vielfaches lukrativer. Ein Elefant beispielsweise trägt zum BIP umgerechnet 1,5 Mio. Euro bei, bezogen auf seine gesamte Lebensspanne von 70 Jahren.
Die
EU hat inzwischen den Import von Trophäen getöteter Elefanten aus
Tansania, Mosambik und Kamerun verboten. Löwentrophäen dürfen Jäger aus
Äthiopien, Benin, Burkina Faso und Kamerun nicht mehr mitbringen.
Dadurch verliert die Jagd ihren Reiz. Doch aus anderen Ländern, in denen
die Wildtierbestände teilweise dramatisch eingebrochen sind, ist die
Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter Arten weiterhin möglich.
Deutschland
verhindert das bisher nicht, obwohl gerade deutsche Jäger einen hohen
Anteil an der Jagd auf streng geschützte afrikanische Tierarten haben. In
den letzten zehn Jahren wurden die Trophäen von 323 Elefanten, 417
Leoparden, 195 Löwen, 24 Breitmaulnashörnern und 2 Spitzmaulnashörnern
nach Deutschland eingeführt. Das dem Ministerium für Umwelt und
Naturschutz unterstellte Bundesamt für Naturschutz hat damit 99,7 %
aller Import-Anträge für die Trophäen besonders schützenswerter
Tierarten genehmigt (aufgelistet in Anhang I des Washingtoner
Artenschutzübereinkommens CITES).
Dabei
wäre das Amt nach der EU-Artenschutzverordnung 338/97 verpflichtet,
jeden Importantrag hinsichtlich der Mindestanforderungen für die Einfuhr
von Exemplaren gefährdeter Tierarten zu prüfen. Danach darf die
Erteilung einer Einfuhrgenehmigung das Verbreitungsgebiet der Population
nicht beeinträchtigen oder sonstigen Belangen des Artenschutzes
entgegenstehen und muss dem Schutz der betreffenden Art dienen.
Die
Großwildjagd ist ein Relikt aus der Kolonialzeit, sie ist ethisch nicht
vertretbar, lässt die lokale Bevölkerung verarmen und heizt die
Wilderei an, sie dient weder der Arterhaltung noch dürfte sie im
Interesse des einzelnen Tieres stehen. Es wird höchste Zeit, dass
Deutschland seiner rechtlichen Verpflichtung nachkommt.
Quellen
- IUCN/PACO: Big Game Hunting in West Africa. What is its contribution to conservation? IUCN, Cambridge, 2009, ISBN: 978-2-8317-1204-8
- Sara Wehrli: Jagdtourismus: Die Schattenseite unserer „Heger und Pfleger“, Fachstelle Wildtiere STS, Basel, 2014, www.tierschutz.com
- „Duties of the CITES Scientific Authorities and Scientific Review Group under Regulations (EC) No 338/97 and (EC) No 865/2006”, http://ec.europa.eu/environment/cites/pdf/srg/guidelines.pdf
- „Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom 9. Dezember 1996 über den
Schutz von Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten durch
Überwachung des Handels“, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:31997R0338&from=EN
- „Einfuhr von Jagdtrophäen, Antwort der Bundesregierung, 13.10.2015“, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/063/1806317.pdf
- „Großwildjagd: Der ganz legale Ausverkauf bedrohter Arten“, www.prowildlife.de/presseinformation_trophaenjagd_KleineAnfrage_2015
- „Elefantenmassaker in Tansania“, www.reaev.de/wordpress/wp-content/2015/05/pm5_apr2015_rea3.pdf
- The David Sheldrick Wildlife Trust: „Dead or Alive? Valuing an Elephant“, www.iworry.org
- Economists at Large: The $200 million question: How much does trophy hunting really contribute to African communities?, A report for the African Lion Coalition, prepared by Economists at Large, Melbourne, Australia, 2013
|
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen
Der Kommentar erscheint manchmal erst nach Freigabe