Dienstag, 14. Februar 2023

Deutschland ist eines der ungleichsten Länder in Europa

Enterbt uns doch endlich!: Wie das Erben meine Generation zerreißt
Yannick Haan, geboren 1986, ist Publizist und Politiker. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Auswirkungen von Ungerechtigkeit auf die Gesellschaft und ist Botschafter der »Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen«. Er ist Vorsitzender der SPD Berlin-Mitte und Mitglied der medien- und netzpolitischen Kommission beim SPD-Parteivorstand.

Der Autor schreibt regelmäßig Gastbeiträge in Tages-und Wochenzeitungen u.a. für die Zeit, die taz, die Welt, die Frankfurter Allgemeine Sonntags-zeitung oder Deutschlandfunk Kultur. Der britische Think Tank »Apolitical« hat ihn 2018 in die Liste der „»World’s 100 Most Influential Young People In Government« aufgenommen.

Deutschland ist ein Land, welches Ungleichheit massiv hervorbringt und befördert und in dem diese strukturell angelegt und sozial verfestigt ist. Deutschland ist eines der ungleichsten Länder in Europa. In keinem anderen Land ist die Vermögensungleichheit so zementiert wie bei uns. Wir haben ein System geschaffen, das öffentliche Armut fördert und den privaten Reichtum weniger Menschen immer weiter steigert. Das liegt zum größten Teil am Erben.

In dieser Generation gibt es ein letztes Tabu. Während ich mit Freund*innen beim Kaffee ohne Probleme über den nächsten Besuch beim Psychologen reden kann oder über Geschlechtskrankheiten, die sich jemand zugezogen hat, schweigen wir uns über das Erben aus. Dabei gibt es wenig, das meine Altersgruppe in den nächsten Jahren so stark prägen und zerreißen wird. Wenn man sich die derzeitige Einkommensverteilung nach Alter anschaut, dann rollt bald die größte Erbschaftswelle in der Geschichte der Bundesrepublik auf uns zu – und wird meine Generation grundlegend verändern. Nur darüber reden möchte niemand.

Die einzigen Vermögenswerte, die gut zu besteuern sind, sind Immobilien, Unternehmen und Assets die von Banken verwahrt werden. Jede andere Anlageklasse ist entweder sehr mobil oder nicht beweisbar. Als, wie der Autor über sich selbst sagt priviligiert aufgewachsene Person kann man natürlich über soziale Ungerechtigkeit reden und ein Buch schreiben, dessen Einnahmen das eigene Vermögen mehren (ein Ansatz der in genug Büchern über das reich werden beschrieben wird), aber es wird an dem Grundproblem nichts ändern. Warum sollte man sparen und etwas aufbauen für seine Kinder, lieber alles auf den Kopf hauen und wenn nichts mehr geht hallo Sozialstaat. Ob das für die geselschaftliche Entwicklung positiv ist muss wohl jeder für dich selbst entscheiden.


Literatur:

Enterbt uns doch endlich!: Wie das Erben meine Generation zerreißt von Yannick Haan




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