Jetzt
wird’s ernst mit der US „Haushaltsklippe“
Obama
will Renten kürzen
Von
Patrick Martin 21. Dezember 2012
danke Klaus für die Info
Die Kürzungen bei den Renten und anderen wichtigen Sozialprogrammen, die Obama zur Umschiffung der „Haushaltsklippe“ vorschlägt, markieren einen Wendepunkt in der amerikanischen Sozialpolitik. Dies zeigte sich in den jüngsten Haushaltsgesprächen des Weißen Hauses mit dem Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner.
Die Kürzungen bei den Renten und anderen wichtigen Sozialprogrammen, die Obama zur Umschiffung der „Haushaltsklippe“ vorschlägt, markieren einen Wendepunkt in der amerikanischen Sozialpolitik. Dies zeigte sich in den jüngsten Haushaltsgesprächen des Weißen Hauses mit dem Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner.
Obama
schlägt öffentlich vor, zukünftige Zahlungen an Rentenempfänger zu kürzen. Das
zeigt klar, dass sämtliche Parteien darin übereinstimmen, dass die
Arbeiterklasse und die Alten, – und nicht etwa Wall Street und die Superreichen
–, für die Krise des amerikanischen Kapitalismus zahlen müssen.
Presseberichten
vom Dienstag zufolge bedeutet der Gegenvorschlag, den das Weiße Haus Boehners
Vorschlägen entgegenstellt, eine Senkung des Inflationsausgleichs für Rentner,
denn der Lebenshaltungsindex, der künftig zugrunde gelegt wird, unterschätzt
absichtlich die Summe, die Rentner für ihre Grundversorgung aufwenden müssen.
Der neue Lebenshaltungsindex mit der Bezeichnung „gebundener“
Verbraucherpreisindex wird die Ausgaben in den nächsten zehn Jahren um bis zu
225 Milliarden Dollar senken. Die Hälfte davon geht auf Kosten der
Rentenempfänger, und der Rest auf Kosten der Pensionen von Beschäftigten der
Bundesregierung im Ruhestand und anderen Hilfeempfängern.
Die
Vorschläge des Weißen Hauses beinhalten noch weitere reaktionäre Elemente: Das
Auslaufen der Steuersenkungen der Bush-Ära soll auf Familien mit mehr als
400.000 Dollar Jahreseinkommen begrenzt werden; der Lohnsteuer-Teilrabatt soll
auslaufen, was zu einer zweiprozentigen Lohnsteuererhöhung für alle
amerikanischen Arbeiter führt; die Dividendensteuer, die vor allem die Reichen
betrifft, soll bei zwanzig Prozent verharren, anstatt dass sie auf 39,6 Prozent
angehoben wird, wie es nach den geltenden Gesetzen geboten wäre.
Steuererhöhungen
sollen über zehn Jahre 1,2 Billionen Dollar ausmachen. Im gleichen Zeitraum
sollen Ausgabenkürzungen die gleiche Summe einbringen. Damit kommt das Weiße Haus
der Forderung der Republikaner nach einer Ausgewogenheit von Steuererhöhungen
und Ausgabenkürzungen nach. Diese angebliche Balance lässt allerdings die 1,2
Billionen Dollar an Ausgabenkürzungen außer Acht, die schon im August 2011 bei
den Haushaltsverhandlungen zwischen Obama und der republikanischen Mehrheit im
Kongress ausgehandelt worden waren, und die in den nächsten neun Jahren greifen
sollen.
Alles
zusammengerechnet, wird der Plan des Weißen Hauses Kürzungen von 400 Milliarden
Dollar bei den Gesundheitsausgaben (vor allem bei Medicare), 122 Milliarden
Doller an Einsparungen bei den Renten und weitere 400 Milliarden Dollar bei
anderen innenpolitischen Ausgaben ergeben. Zusätzlich sollen 290 Milliarden
Dollar an Zinszahlungen eingespart werden.
Eduardo
Porter von der New York Times wies auf die historische Bedeutung hin,
die eine Vereinbarung zwischen den Parteien auf dieser Grundlage bedeutet.
Porter schrieb: „Die Wahrheit ist, dass der Präsident und die Republikaner im
Repräsentantenhaus vereinbart haben, den Sozialstaat, gemessen am
Bruttoinlandsprodukt, auf den kleinsten Umfang seit fünfzig Jahren zu
schrumpfen. Das ist ganz unabhängig davon, welche der beiden
Billionen-Dollar-Varianten schließlich die Oberhand behält.“
Das
Weiße Haus schlägt vor, die freiwilligen innenpolitischen Ausgaben von 3,1
Prozent des BIP in 2011 auf nur noch 1,7 Prozent im Jahr 2022 zu senken. Die
Republikaner, die mit unterschiedlichen Daten arbeiten, wollen die Ausgaben im
Inland in der gleichen Zeit von 4,3 Prozent auf 2,1 Prozent des BIP senken.
Um
das zu verdeutlichen, erklärte Porter: „Das würde die freiwilligen zivilen
Ausgaben der Regierung auf den kleinsten Anteil an der Wirtschaftsleistung seit
der Eisenhower-Regierung [in den 1950er Jahren] senken. Damals lebte ein
Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, Tausende Kinder hatten damals
noch Kinderlähmung, und weniger als acht Prozent der unter 25jährigen
Amerikaner hatten eine Collegeausbildung.“
Was
in den Gesprächen zwischen Obama und Boehner ausgehandelt wird, ist mit anderen
Worten ein sozialer Rückschritt beispiellosen Ausmaßes. Unter der künstlich
geschaffenen Haushaltsklippe zum 31. Dezember, werden aufgrund vergangener
Vereinbarungen automatisch Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen von 600
Milliarden Dollar in Kraft treten. Unter Berufung auf dieses Damoklesschwert
schlagen Vertreter der Wirtschaft, Demokraten und Republikaner vor, mit dem
Abbau der Sozialreformen des zwanzigsten Jahrhunderts zu beginnen.
Die
Entscheidung des Weißen Hauses, das Rentensystem zu kürzen, ist von enormer
politischer Bedeutung. Die Renten wurden lange Zeit als die „dritte Schiene“
der amerikanischen Politik bezeichnet. Es galt: Lass die Finger davon, oder du
bist politisch tot. Obama und Boehner wollen dieses Tabu knacken und einen
neuen Rahmen schaffen, um der arbeitenden Bevölkerung brutale Sparmaßnahmen
aufzuzwingen.
Egal wie das unmittelbare Ergebnis der Verhandlungen in Washington ausgeht, – ob
noch vor dem 31. Dezember ein Handel geschlossen wird oder nicht –, die generelle
Richtung ist klar: Sozialprogramme wie die Renten, Medicare und Medicaid werden
ausgezehrt. Das einzige bedeutsame Gebiet, auf dem die Bundesregierung noch
Geld ausgibt, sind Militär und Polizei, welche die Interessen der
Finanzaristokratie verteidigen – im Ausland gegen internationale Rivalen und
Revolutionen, zu Hause gegen die amerikanische Arbeiterklasse.
21.
Dezember 2012, 16:51 Uhr
Haushalt
nach der Bundestagswahl
Schäuble
plant umfangreiches Sparprogramm
Auf
die deutschen Steuerzahler könnten neue Belastungen zukommen: Nach
SPIEGEL-Informationen lässt Finanzminister Schäuble ein Sparpaket für die Zeit
nach der Bundestagswahl ausarbeiten. Teil des Plans sind ein Gesundheits-Soli
und ein späterer Renteneintritt.
Berlin
- Die Beamten im Finanzministerium sind schon schwer beschäftigt: Nach
SPIEGEL-Informationen lässt Ressortchef Wolfgang Schäuble (CDU) ein
umfangreiches Sparpaket für die nächste Legislaturperiode ausarbeiten. Um den
Bundeshaushalt auf künftige Belastungen vorzubereiten, die durch
Konjunkturrisiken oder Gefahren der Finanz- und Euro-Krise entstehen könnten,
reichen seiner Einschätzung nach die Vorgaben der Schuldenbremse nicht aus.
"Ein ausreichender Abstand zur Verfassungsgrenze ist in der Haushaltsplanung
zwingend erforderlich, um für unerwartete strukturelle Ausgaben- und
Einnahmeentwicklungen Vorsorge zu treffen", heißt es in einer internen
Vorlage des Bundesfinanzministeriums (BMF) mit dem Titel "Mittelfristige
Haushaltsziele des Bundes".
Schäuble
hat die Vorlage bereits gebilligt. Um den entsprechenden Spielraum zu
erreichen, schlagen die Beamten des BMF unter anderem vor, den ermäßigten
Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent abzuschaffen und auf alle Waren und
Dienstleistungen nur noch den regulären Tarif von 19 Prozent zu erheben. Diese
Maßnahme brächte den öffentlichen Kassen 23 Milliarden Euro. Um zehn Milliarden
Euro wollen die Beamten den Bundeszuschuss zum Gesundheitsfonds senken.
Damit
die Beiträge zur Krankenkasse dennoch stabil gehalten werden können, schlagen
Schäubles Fachleute einen Gesundheits-Soli vor, also einen Aufschlag auf
die Einkommensteuer, dessen Aufkommen der gesetzlichen Krankenversicherung
zugutekommen soll. Um die Rentenkassen zu entlasten, sollen die Deutschen über
die vereinbarte Regelaltersgrenze von 67 Jahren hinaus arbeiten. Die Dauer
des Rentenbezugs solle "an die Lebenserwartung gekoppelt werden",
schreiben die Beamten. Der Vorruhestand soll so unattraktiv gemacht werden wie
möglich. "Unangemessene Anreize zur Frühverrentung müssen beseitigt
werden", heißt es in dem Konzept.
Bislang
müssen Vorruheständler, die vor Erreichen der Regelaltersgrenze aus dem
Arbeitsleben ausscheiden, pro Jahr einen Abschlag von 3,6 Prozent hinnehmen.
Künftig soll das Minus 6,7 Prozent betragen. Die Schäuble-Experten schlagen
zudem vor, die Witwenrenten zu kürzen.
Weitere
Einschnitte halten die Finanzministerialen für unausweichlich, wenn der Staat
künftig an anderer Stelle Geld ausgeben will, etwa für Straßenbau oder
Bildungseinrichtungen. Solche Investitionen würden "eine stärkere
Begrenzung konsumtiver Ausgaben erfordern". Damit sind vor allem Sozialausgaben
gemeint.
Das
Bundesfinanzministerium dementiert - wenig überraschend - den Bericht. Es gebe
keine dementsprechenden Pläne. Der SPIEGEL hält an seiner Darstellung fest.
URL: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/schaeuble-plant-umfangreiches-sparprogramm-nach-der-bundestagswahl-a-874178.html
URL: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/schaeuble-plant-umfangreiches-sparprogramm-nach-der-bundestagswahl-a-874178.html
Natürlich ist von Leuten mit Millionen-Einkommen und Milliarden-Besitz nicht die Rede beim Sparen, weder in Deutschland, in den USA noch sonstwo auf der Welt.
Schließlich ist man als Politiker eh nur deren Befehlsempfänger und darf es sich mit "den Märkten" nicht verderben. So werden die "armen Reichen" von jeglichen Einschränkungen verschont, im Gegenteil, wo kämen sie denn hin, wenn sie sich noch an den Sozialkosten beteiligen müssten? Es ist doch eh schon schwer genug für sie, in der Krise auf ihr Geld aufzupassen, steuervermeident anzulegen und gleichzeitig übereifrige Steuerfahnder abzuwehren. Auf Schäuble können sie aber zählen, der hat ein Herz für Steuerhinterzieher.
Das ist doch was Besinnliches, oder?
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