Man
wundert sich über den Meinungswechsel bei der CSU.
Noch
vor kurzem sollte ein Exempel statuiert werden, die Lautsprecher der
bayerischen Partei übertrafen sich in ihren Aussagen.
Dobrindt:
„Ich sehe Griechenland 2013 außerhalb der Euro-Zone."
Bayerns Finanzminister Markus Söder will an Griechenland ein Exempel statuieren. "Nach meiner Prognose sollte Griechenland bis Jahresende ausscheiden".
Wahlkampf
auf bayrisch: wenn schon nicht allgemein gegen Ausländer wettern, dann eben gegen
EU-Mitglied Griechenland.
Und
nun ist auf einmal Ruhe eingekehrt? Was ist geschehen?
Dabei
konnte man es schon im Stern Nr. 42/2012
auf Seite 50 lesen.
Dort
schrieb Hans-Ulrich Jörges:
Die chinesische Karte
Die Pekinger
Führung hat die Bundesregierung massiv gewarnt:
Stürzt das
taumelnde Griechenland aus der Eurozone, verliert China viel Milliarden.
Seither müht man sich in Berlin um Athen.
Die Drohung war unverblümt,
und sie zeigte sofort Wirkung. Wir haben in Griechenland schon 30 Milliarden
Euro verloren, sagte der hochrangige chinesische Politiker dem deutschen Gast,
wenn wir nochmal 40 Milliarden Euro verlieren, tun wir nichts mehr zur
Stabilisierung des Euro.
Das war im Sommer.
Beim Besuch Merkels Ende
August war der chinesiche Druck auf die europäische Vormacht offen erkennbar.
Er habe große Sorgen, meinte Premier Wen Jiabao im Beisein Merkels – und der
Presse. Vor allem sorge er sich, ob Griechenland im Euroraum bliebe.
Dazu
muss man wissen, dass China Griechenland als ihr Tor zur Europa sieht.
„Im Herbst 2009 pachtete die
chinesische Staatsreederei Cosco den Containerhafen von Piräus für die Dauer
von 35 Jahren. Kosten: 3,4 Milliarden Euro. Mehr als 500 Millionen Euro sollen
zusätzlich in Ausbau und Modernisierung der Anlagen investiert werden, um den
Athener Port zum größten Containerhafen des Mittelmeerraumes zu machen, in
seiner Bedeutung vergleichbar mit Rotterdam und geschaffen, um Europa,
Nordafrika und Mittelasien mit chinesischer Ware zu beliefern.“
Zudem
bietet China für den 40%-Anteil am Athener Flughafen, den der
deutsche Baukonzern Hochtief noch bis 2026 hält. Es geht um die Konzession für
20 Jahre bis 2046.
Es
geht um noch weit mehr Geld und Investitionen für die Chinesen.
„Stürzt Hellas indes aus der
Eurozone, wären Chinas Investitionen mit einem Schlag entwertet. Peking hätte
auf einen gescheiterten Staat gesetzt, der im Elend versinkt. Europa müsste
dafür schwer büßen. Gut möglich also, dass China den Griechen im Euro-Poker
einen Royal Flush auf die Hand gegeben hat. Und die ahnen es nicht mal.
Und
so zeigt sich einmal mehr, dass man die bayerischen „starken Männer“ zwar laut bellen
lässt, wenn es aber um länderübergreifende
Wirtschaftsinteressen geht, also noch was Größeres als Bayern, dann müssen sie
verstummen und sich heraushalten, das regeln dann ganz andere.
Da
spielen nicht mal sonst so gerne strapazierte Begriffe wie Menschenrechte,
Pressefreiheit, Kinderarbeit oder Zensur eine Rolle. Damit kann man zwar der
deutschen Bevölkerung Sand in die Augen streuen und verdummen aber einem
chinesichen Regierungsmitglied nicht mal ein falsches Lächeln entlocken.
Die
Griechen wären aber auch bescheuert gewesen, wenn sie zu der Zeit, als Merkel und
der Rest der EU jede Hilfe verweigerte und nur noch der Iran Öl an Griechenland lieferte, nicht
Kontakt zu China aufgenommen hätten.
Heute, 30.10.2012 kann man in der "Westfalenpost" lesen:
Merkel gegen Schuldenschnitt - Milliardenkosten drohen
Berlin. Bundeskanzlerin Merkel und ihre Regierung schließen einen Schuldenerlass in Griechenland zu Lasten deutscher Steuerzahler aus haushaltsrechtlichen Gründen aus. "Deswegen kommt, und so sieht es nicht nur die Bundesregierung, die Maßnahme eines öffentlichen Schuldenschnittes nicht infrage", sagte Regierungssprecher Seibert gestern.
... und während man das liest denkt man: "Wann fällt sie wohl diesmal wieder um"?
... und so ist auch der Kommentar der gleichen Zeitung:
[...] Sicher ist: Sollte es einmal mehr werden als ein Gerücht, wird das deutsche Haushaltsrecht nicht stören. Die Erfahrung zeigt, dass bei der Eurorettung nichts so zügig unter die Räder kommt wie rechtliche Bindungen.
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