Freitag, 14. April 2017

Das Vorstellungsgespräch der Bundeskanzlerin bei ihrem neuen Chef

Thema: Präsidentenzäpfchen auf Erkundungstour

So beschreibt ein Journalist ihre ersten Annäherungsversuche ...

Angela Merkel bei Trump:
Ein Treffen wie eine Befehlsausgabe

US-Präsident Trump und die neue US-Regierung haben klare militärische Pläne, die Merkel unter Druck setzen – weil Deutschland für diese Pläne wird bezahlen müssen. Merkel hat wenig Spielraum, sich zu wehren.

US-Präsident Donald Trump hielt sich bei seinem ersten Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Washington nicht lange mit Höflichkeiten auf: Er macht gleich zu Beginn der Pressekonferenz klar, dass die USA von den Nato-Partnern erwarten, dass diese ihre Militärausgaben drastisch steigern, auf die zwei Prozent, die beim Nato-Gipfel in Wales vereinbart worden waren. Trump sprach kühlt, knapp, in fast militärische Ton. Die Befehlsausgabe sollte keine Zweifel aufkommen lassen, wer das Tempo bestimmt. Merkel fand sich naturgemäß in einer defensiven Rolle wieder.

Trump sprach den Deutschen seine Anerkennung für die Beteiligung an der „Anti-Terror-Koalition“ aus, speziell in Afghanistan, und lobte die militärische und zivile Mitwirkung der Deutschen im Syrien-Krieg. Trump sagte, dass er das Engagement Merkels und des französischen Präsidenten in der Ukraine schätze und hoffe, dass es einen Frieden geben werde.

Angela Merkel hatte den Forderungen Trumps wenig entgegenzusetzen: Sie bekräftigte, dass Deutschland die zwei Prozent beim Wehr-Etat in den kommenden Jahren erreichen werde.

Tatsächlich ist Trump bei diesem Thema ausgesprochen konsistent: Er will die USA zu neuer militärischer Stärke führen, wenngleich er hoffe, das Militär nie einsetzen zu müssen, wie er bei Merkel erneut betonte. Doch Trump hat zwei klare militärische Ziele: Das eine ist der Iran, um den Einfluss Chinas auf Europa zu verhindern. Das zweite ist der ominöse „Kampf gegen den Terror“, der im Grund ein Freibrief für jede beliebige Militäraktion ist. Als ersten Hinweis hat Trump laut Economist die Regeln gelockert, mit denen die CIA Drohnen auch für tödliche Angriffe verwenden darf. Die Drohnen werden weltweit von Ramstein aus eingesetzt. Die USA haben mit einem deutlichen Ausbau der Truppen begonnen – in Europa und anderswo.

Die republikanische Regierung unter Trump sieht Deutschland als Brückenkopf für die globalen Kriege. Unter dem Vorwand, die Deutschen müssen mehr für ihre eigene „Sicherheit“ bezahlen, wollen die Amerikaner ihren eigenen Haushalt entlasten.

Deutschland hat im Grunde kaum Chancen, sich zu wehren: Die Rechtslage ist klar. Es gibt immer noch der Bündnisfall, in dem die Deutschen den US-Vorgaben Folge leisten müssen. Alles, was die Amerikaner in Deutschland machen – inklusive der CIA-Spionage gegen deutsche Unternehmen – ist für die Deutschen selbst tabu. Der gemeinsame Gegner wechselt zwar – vom Irak über Afghanistan ist man heute beim „Terror“ angekommen. Ein Terror-Staat kann morgen jeder sein, das macht die Verschärfung der Gangart gegen Nordkorea und den Iran klar.

Das zweite Feld ist der Handel: Trump machte klar, dass er Handel auf Gegenseitigkeit betreiben will. Er sei für einen fairen Freihandel, bei dem die USA nicht über den Tisch gezogen werden. Es wirkte schon fast rührend, dass die Bundesregierung mit den Konzernchefs von Siemens, BMW und Scheffler den US-Bossen die Segnungen des „dualen Ausbildungssystems“ nahebringen wollten.

Merkel hat in diesem Punkt ein massives Strukturproblem: Trump ist ein Unternehmertyp, der Entscheidungen treffen will und Entscheidungen treffen kann. Die Republikaner haben den Kongress und den Senat – sie können daher alles machen. Merkel dagegen musste Trump bei der Pressekonferenz erklären, dass die EU für Freihandel zuständig ist. Das weiß Trump auch – und deshalb wird er die Europäer genauso gnadenlose gegeneinander ausspielen wie die Briten das laut EU-Präsident Juncker bei den Brexit-Verhandlungen machen werden.

Wenn es im Handel Geschäfte auf Gegenseitigkeit geben kann, wird Trump diese abschließen. Im Bereich der Geopolitik aber haben die wenigen Stunden, die Merkel mit ihrer Delegation in Washington weilte, gezeigt: Trump und die Republikaner werden jeden Vorteil nützen, den sie gegen die Europäer aufgrund der militärischen Privilegien genießen und dank ihrer finanzpolitischen Überlegenheit auch ausspielen können.

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Quelle: Deutsche Wirtschafts Nachrichten

 ... und so jubelt ein Hofberichterstatter

"Bodenlose Unwissenheit" Trumps
Viel Lob für Merkels Besuch beim "Zerstörer"

Ein derart einhelliges Lob der Medien bekommen Politiker selten. Angela Merkel habe bei ihrem ersten Besuch bei Donald Trump "alles richtig" gemacht, lautet ein eher zurückhaltender Presse-Kommentar. Viel dicker trägt die "New York Times" auf.

Kanzlerin Angela Merkel hat ihren Antrittsbesuch bei US-Präsident Donald Trump nach Einschätzung in- und ausländischer Medien mit Erfolg über die Bühne gebracht. In deutschen Pressekommentaren wird vor allem gelobt, dass Merkel die Bedeutung offener Grenzen und eines freien Welthandels zum Thema machte. Ausländische Medien stellen das Treffen in einen wesentlich größeren Zusammenhang.

Die liberale und Trump gegenüber kritische Zeitung "New York Times" kommentierte: "Der große Zerstörer tritt der letzten Verteidigerin der liberalen Weltordnung gegenüber." In dieselbe Kerbe hieb der liberale britische "Guardian": "Hier stieß eine ruhige, bedächtige und passionierte Europäerin mit einem Mann zusammen, dessen Unwissenheit über Außenpolitik bodenlos zu sein scheint."

Merkel um Beruhigung bemüht

Das US-Magazin "The Atlantic" griff Trumps frühere Kritik an Merkels Flüchtlingspolitik auf. "Was Merkel angeht, nutzte sie ihr eigenes Statement für eine versteckte Schelte für Trump, der in der Vergangenheit gesagt hatte, sie "ruiniere" Deutschland mit dem "katastrophalen Fehler" einer Politik der offenen Tür für Flüchtlinge." Merkel habe betont, es sei besser, miteinander zu reden als übereinander.

Fraglich sei aber, so die Zeitung, ob die beiden wirklich miteinander gesprochen hätten. Während Trump bei der Pressekonferenz "aus der Hüfte geschossen" habe, sei Merkel bemüht gewesen, die Lage zu beruhigen oder sich rauszuhalten.

"Besser als befürchtet"

Deutsche Medien heben mehr auf die wirtschaftlichen Aspekte des Besuchs ab. "Wenn die Bilder vom Treffen mit Wirtschaftsvertretern und die ersten Nachrichten nicht täuschen, dann hat die deutsche Delegation alles richtig gemacht", schrieb das "Flensburger Tageblatt". Beim Geschäft würden sich alle verstehen, offenkundig besonders bei der Frage der dualen Ausbildung.

Und wenn sonst zwischen Trump und Merkel nicht viel zusammenpasse - die gemeinsamen Interessen seien immer das stärkste Argument. "Es war keinesfalls herzlich, aber besser als befürchtet", lautet das Fazit der Zeitung.

"America Alone" statt "America first"?

Die "Lausitzer Rundschau" bescheinigt Merkel ein "gesundes Selbstbewusstsein". Der Antrittsbesuch könne dann als Erfolg bezeichnet werden, wenn Trump zumindest eine Ahnung davon bekommen habe, dass sein "America First" riskanter sein könnte als Kooperation mit einer so starken Wirtschaftsmacht wie es die EU ist.

"Trump soll etwas lernen: Aus 'America First' könnte schnell 'America Alone' werden, eine ungeahnte Einsamkeit Amerikas, mit fatalen Folgen für die US-Wirtschaft", kommentiert die "Hannoversche Allgemeine Zeitung".

"Justieren und Taxieren hat begonnen"

Das "Göttinger Tageblatt" schreibt angesichts der engen wirtschaftlichen Verflechtung beider Länder: "Es sich mit den Deutschen zu verscherzen, könnte für die USA sehr unklug sein." Wenn Trump in den nächsten Wochen und Monaten keinen Handelskrieg anfängt, habe Merkel schon viel erreicht, betont die "Märkische Allgemeine".

Die Zukunft der deutsch-amerikanischen Beziehungen hängt nach Meinung des "Darmstädter Echos" davon ab, ob es Merkel wie bei Bush und Obama schaffe, eine belastbare Arbeitsbeziehung zu etablieren. Ob das gelingt, sei offen. Aber Trump brauche Merkel, weil sie Wladimir Putin und andere Staatschefs viel besser kennt als er. "Das Justieren und Taxieren hat also gerade erst begonnen."

Verhältnis noch ganz am Anfang

Auch die konservative tschechische Zeitung "Lidove noviny" sieht Merkel und Trump noch ganz am Anfang. "Als der damalige US-Präsident George W. Bush in Europa angefeindet wurde, verstand sich die Kanzlerin überraschend gut mit ihm", schrieb die Zeitung. "Davon zeugen Bilder, wie Bush sie mit dem Jeep auf seiner Ranch herumfuhr. (...) Dafür, dass Trump Merkel zu sich nach Florida einlädt, ist es noch zu früh."

Quelle: T-Online.de

Kommentare von der T-Onlineseite

Anaco
Und wer erinnert die Kanzlerin mal daran, dass es auch eine INNENPOLITIK gibt?

Kanzler_quattro
Ich bin enttäuscht von diesem Land und meiner Kanzlerin, meines Wissens nach ist es noch nicht vorgekommen, dass jemand so viel Lob erntet wenn er mit leeren Händen zurückkommt, obwohl er mit vielen Trümpfen in der Hand hingefahren ist. Das zeigt den Allgemeinzustand, dass man sich bereits mit weniger als nichts zufrieden gibt.

Abraham
Es ist nicht wichtig, ob die Presse zufrieden ist, sich lobend oder kritisierend äußert. Wichtig ist, ob tatsächlich irgendwelche Ergebnisse erzielt wurden. Und das kann man im Moment wohl eher mit einem klaren nein beantworten. Die beiden haben sich kennen gelernt, mehr nicht. Donalds Begeisterung hielt sich, wie man im Fernseher sehen konnte, sehr gelinde ausgedrückt "in Grenzen".
Kurz: er hat sie eher höflich ertragen und immerhin nicht hinausgeworfen.

Brandusconi
Also wenn so die Erfolge einer Angela Merkel aussehen, dann wundert mich nicht, das niemand ihre Fehler bemerkt!

boschbredenow
Was hat diese Frau Großes gemacht?Eine kleine Kritik in einem Statement? Die Medien versuchen alles um diese unfähige Politikerin in einem guten Licht zu sehen.

Sommersprosse17
Nach meinem Gefühl hat Trump deutlich gezeigt, was er von Frau Merkel hält. Nämlich gar nichts. Er hat sie völlig ignoriert, als sie nach einem Händeschütteln gefragt hat. Oberpeinlich. Die Chemie stimmt überhaupt nicht, die beiden werden mit Sicherheit keine Freunde. Aber das war zu erwarten. Und irgendwie gefällt mir, dass die merkelsche Arroganz abgestraft wird.

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