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Vom 7. bis 19. Dezember 2022 fand in Montreal, Kanada, die 15. Weltnaturkonferenz statt. Die Ergebnisse der Weltnaturkonferenz sollen eine Trendwende einläuten: Von der Zerstörung hin zur Wiederherstellung der Natur. Als Abschluss-erklärung wurde eine neue globale Verein-barung für biologische Vielfalt verabschiedet, das "Global Biodiversity Framework".
Der 15. Weltnaturgipfel – der auch unter dem Kürzel COP15 läuft – hätte ursprünglich schon 2020 in China stattfinden sollen, wurde dann aber wegen der anhaltenden pandemischen Lage dort verschoben und zerteilt. Der erste Verhandlungsteil fand im vergangenen Oktober hauptsächlich online im chinesischen Kunming statt.Nach Montreal reisten allerdings nur 15.000 im Vergleich zu 40.000 Teilnehmer an, denn das Interesse für die Artenvielfalt hält sich traditionell in Grenzen. Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt ist so etwas wie das »hässliche Entlein« der Weltpolitik.
Zunächst war der Konferenz offen, ob sich die Teilnehmer des Weltnaturgipfels in Montreal auf ein Abkommen einigen. Jetzt steht das neue Naturschutzziel fest. Nach rund zweiwöchigen Verhandlungen haben sich die Teilnehmenden des Weltnaturgipfels im kanadischen Montreal am Montag auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Grünen-Chefin Ricarda Lang lobte das Abkommen als "einen Meilenstein für Arten- und Naturschutz".
"In Montreal hat sich die Weltgemeinschaft auf den Weg gemacht, das Artenaussterben zu stoppen", sagte Ricarda Lang. "Nach den Fortschritten, die am Wochenende zum Klimaschutz auf europäischer Ebene erzielt werden konnten, ist der heutige Tag ein entscheidender Beitrag im Kampf für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen."
Ein wesentliches Ziel der neuen Vereinbarung ist es, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche bis 2030 unter effektiven Schutz zu stellen. Bis 2030 soll der Verlust der biologischen Vielfalt gestoppt und der Trend umgekehrt werden. Um das zu erreichen, hat die Staatengemeinschaft vier langfristige Ziele bis 2050 und 23 mittelfristige Ziele bis 2030 beschlossen.
In dem Abkommen setzen sich die rund 200 Staaten unter anderem das Ziel, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen. Außerdem wollen sie mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt ausgeben. Dafür sollen unter anderem reichere Länder ärmeren Ländern bis 2025 rund 20 Milliarden Dollar jährlich zukommen lassen.
"Diesen Erfolg verdanken wir auch den deutschen Verhandlern um Steffi Lemke, die bereits auf nationaler Ebene klargemacht hat, dass der Schutz von Wäldern, Meeren und Mooren in den nächsten Jahren großgeschrieben werden muss", sagte Lang. Denn diese natürlichen Flächen seien "Verbündete im Klimaschutz".
Nach der Verabschiedung des rechtlich nicht bindenden Dokuments brach bei der Plenarsitzung im Kongresszentrum in Montreal, die zuvor immer wieder verschoben worden war, lauter Jubel aus. Organisatoren, Wissenschaftler und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen hatten bis zuletzt gehofft, dass bei dem Treffen noch ein richtungsweisendes globales Abkommen für den Artenschutz verabschiedet werden kann.
Bei Vertretern von Nichtregierungsorganisationen stieß das Abkommen dagegen auf geteilte Reaktionen. "Es ist als Erfolg zu bezeichnen, dass nach zähen Verhandlungen der Vertragsstaaten überhaupt eine Vereinbarung zustande gekommen ist", kommentierte Jannes Stoppel von Greenpeace.
Es handele sich um ein "lückenhaftes, aber letztlich überraschend gutes Rahmenwerk", sagte Florian Titze vom Umweltverband WWF Deutschland. Der Naturschutzbund Nabu hingegen reagiert mit Ernüchterung auf die Abschlusserklärung. Trotz inhaltlicher Fortschritte reiche die Vereinbarung nicht aus, um den Verlust der Artenvielfalt und von Ökosystemen zu stoppen oder umzukehren. "Die Welt rast in der Natur- und Klimakrise auf einen Abgrund zu", warnte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. "Doch statt entschieden zu bremsen, geht sie lediglich etwas vom Gas."
In dem verabschiedeten Dokument wurde unter anderem auch die Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinden in weltweiten Naturschutzbemühungen betont, was viele Beobachter als Erfolg werteten. Zudem setzt das Papier das Ziel, die Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Pestizide bis 2030 zu halbieren und umweltschädliche Subventionen abzubauen.
Beobachter kritisierten jedoch, dass viele Ziele zu weit in die Zukunft gesetzt und zu wenig qualitativ greifbar gemacht worden seien. Vertreter einiger vor allem ärmerer Länder beklagten, dass zu wenig finanzielle Hilfen der reicheren Länder eingeplant worden seien. Diese Einwände seien nicht ausreichend ernst genommen worden, und die Verabschiedung sei am Ende auch gegen Widerstände durchgepeitscht worden, bemängelte beispielsweise der Vertreter der Demokratischen Republik Kongo.
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