Freitag, 1. Juni 2018

Tagesschau - früher mal die Nachrichtensendung des Vertrauens

Thema: Journalismus

Tagesdosis 29.5.2018 - Deppen-Journalismus


KenFM
Am 29.05.2018 veröffentlicht

Die Tagesschau betreibt viel Aufwand, um davon abzulenken, was sie alles verschweigt. Ein Kommentar von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam.

Die Tageschau, das Urgestein unter den deutschen Fernseh-Informationssendungen, ist ein Fels in der Brandung: pünktlich, sachlich, absolut zuverlässig. Oder? Ein zweiter Blick lohnt sich in diesem Fall. Und da wird jeder, der nicht unter unheilbarer Russland-Phobie leidet, Heiko Maas für die deutsche Polithoffnung unserer Zeit hält und Saudi-Arabien für einen absolut integeren Verbündeten, doch langsam misstrauisch. Wollen uns die Nachrichten-Macher eigentlich für so dumm verkaufen wie sie selbst offenbar sind?

Guck mal, Nachbar, wie niedlich: „Die Programme der ARD haben der Allgemeinheit einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben.“ (1) Das ist der gesetzliche Programmauftrag für das Erste Deutsche Fernsehen. Herrlich vielversprechend, ne? Den Satz könnte glatt einer deiner Ober-Sozn verfasst und sich gedacht haben: „Je anspruchsvoller formuliert, desto eher wird nix draus.“ Wenn´s mal richtig klappert im Karton, wie jetzt beim „Ausstieg“ der USA aus dem „Atomdeal mit Iran“, dann bringt der öffentlich-rechtliche Qualitätsjournalismus höchstens noch transatlantische Nabelschau.

Auf einen vorgeblichen „Hintergrundbericht“ über Trumps Abenteuerpolitik verschwendete „Tagesschau.de“ sage und schreibe 930 Wörter in 18 Absätzen (2). Motiv und Zielsetzung dieser US-Politik aufzuzeigen schaffte ARD-aktuell trotzdem nicht. Weder im Netz noch in ihren TV-Sendungen.

Trump-Zitate in Bild und Wort, televisionäre Zwiegespräche der Tagesthemen-Moderatoren mit den Korrespondenten in Washington, Teheran und Moskau sowie Interviews mit Frankreichs Staatspräsident Macron und dem deutschen Außenministerdarsteller Maas (3): Damit schickten die Tagesthemen klassisch kleinkarierte Standardware über ein Weltereignis in die bundesdeutschen Wohnstuben: die äußeren Erscheinungen seiner Politik darstellend, nicht aber die Ziele und Beweggründe des US-Präsidenten und der übrigen Akteure.

Ist dir irgendeine Nachricht erinnerlich, dass der Bruch des Atomabkommens mit Iran nur einen Vorwand für den Krieg um Irans Gasreserven und den Energiemarkt Europas (4) liefert? Oder gar irgendein Hinweis darauf, dass der Weltherrscher USA seinen global sichtbar werdenden Einflussverlust mit gesteigerter Aggressivität aufzuhalten versucht, ganz im Profitinteresse seines militärisch-industriellen Komplexes? Das „Flaggschiff der ARD“, die Tagesschau, hält brav transatlantischen Kurs.

Grundregel im guten Nachrichtenjournalismus, lieber Nachbar: Wenn ein komplexes politisches Manöver schwer einzuschätzen ist, musst du die Perspektive wechseln. Das macht ARD-aktuell aber nicht. Sie guckt nur durch die transatlantische Brille.

Kannst du dich noch erinnern? Trumps Amtsvorgänger Obama hatte den Schwerpunkt der US-Außenpolitik in den pazifischen Raum verlagert: „‚Pivot to Asia‘ – Der Feind heißt China“ (5). Ein Machtspiel unter Nutzung traditioneller Gegensätze zwischen Japan, VR China, Korea, Philippinen, Vietnam, Taiwan, Indonesien, Myanmar, Indien, Pakistan. Effekt: Nordkorea trieb seine Atombewaffnung voran. Die VR China beanspruchte die Hoheitsrechte über die Inseln im Südchinesischen Meer. Es häuften sich gefährliche militärische Zwischenfälle. Washington hatte mit diesen Brandherden die Rechtfertigung für seinen riesigen „Verteidigungshaushalt“ von 700 Milliarden US-Dollar. Der militärisch-industrielle Komplex der Supermacht erzielte die verlangten Profitraten.

Der Etat des Pentagon ist größer als die gesamten Verteidigungsausgaben der restlichen Welt...weiterlesen hier: https://kenfm.de/tagesdosis/

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