Mittwoch, 5. April 2017

Die USA als Familie - Trump - Imperium?

Thema: Vetternwirtschaft

Trumps Liebling
Ivankas Einfluss wächst – und damit die Kritik

von Gaby Chwallek, AP
Ivanka Trump hat grossen Einfluss auf ihren Vater und nimmt an Treffen mit Weltpolitikern teil. Aber ihre neue Rolle bringt ihr auch heftige Gegenreaktionen ein.

Die Amtszeit von US-Präsident Donald Trumps hat zwar gerade erst begonnen, aber schon jetzt steht fest: In der jüngeren Geschichte gab es keine Präsidententochter mit einer so prominenten Rolle und derart grossem Einfluss auf ihren Vater wie Ivanka Trump. Sie hat ein Büro im West Wing des Weissen Hauses, trifft mit Staatsführern zusammen und hat beispiellosen Zugang zum mächtigsten Mann der Welt.

Aber je mehr sie in den Vordergrund rückt, desto stärker werden auch die Gegenreaktionen. Hat sie mit ihrem erklärten Interesse an der Förderung von Frauen Anhänger gewonnen, stören sich Kritiker an ihrer Macht sowie ihren politischen Vorstellungen –und ziehen ihre Qualifikation in Zweifel.

Die «Besorgnisse gehört»

Ivanka Trump hat zumindest zum Teil darauf reagiert. Nachdem sie wochenlang keine offizielle Rolle im Weissen Haus einnehmen wollte, liess sie sich jetzt als Mitarbeiterin einstellen – aber ohne Bezahlung. Ethik-Experten hatten bemängelt, dass die informelle Rolle es ihr erlaubt habe, die Offenlegung ihrer Finanzen und andere Transparenz-Anforderungen zu umgehen. Diesen Kritikern soll so der Wind aus den Segeln genommen werden.

In einer Mitteilung erklärte Trump, sie habe die «Besorgnisse gehört» und arbeite mit dem Weissen Haus zusammen, um «die bisher einmalige Art meiner Rolle» anzusprechen.
Am Freitagabend dann hat das Weisse Haus Angaben die finanzielle Situation hochrangiger Mitarbeiter, darunter auch Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner, offengelegt.

Laute Kritik kommt von Frauen

Einige der lautstärksten Kritiken kommen von Frauen aus dem liberalen Spektrum. Sie meinen, dass Ivanka Trump zu wenig getan habe, um die konservative Agenda des Präsidenten abzumildern. Sie hat sich auf eine Reihe der sonst typisch progressiven Themen wie Erziehungsurlaub oder Kinderbetreuung gestürzt, was manche zur Annahme brachte, dass sie die nationalistischen Ansätze ihres Vaters nicht teile.

Ivanka Trump übernimmt offiziell Beraterposten im Weissen Haus:

Seit er ins Weisse Haus einzog, hielt Ivanka mehrere Veranstaltungen zum Thema Frauen und deren Förderung am Arbeitsplatz ab. Aber sie vermied öffentliche Kommentare zu den von ihrem Vater verfügten Einreiseverboten, zur geplanten Mauer an der Grenze zu Mexiko, zu vorgeschlagenen Haushaltskürzungen oder der Rücknahme von Klimaschutz-Massnahmen.

«Wer unter den Frauen hoffte, dass Donald Trump vielleicht nicht so schlecht ist oder dass sie (Ivanka) seine schlimmsten Impulse drosselt: Das ist nicht geschehen», sagt Buchautorin Jennifer Weiner. Diese Sichtweise spiegelte auch ein Sketch in der Satiresendung «Saturday Night Live» wider. Darin wird Ivanka in einem Werbespot für ein Parfüm namens «Complicit» (Komplizin) dargestellt, und eine Stimme spricht vom «Duft einer Frau, die all dies stoppen könnte – es aber nicht tut».

Topmanagerin und Unternehmerin

Ivankas Fürsprecher argumentieren, dass die First Daughter an unfair hohen Standards gemessen werde. Carrie Lukas vom konservativen Independent Women's Network meint, dass «eine Menge dieser Kritik übersieht, dass sie selber eine Frau mit ziemlich vielen Errungenschaften ist».

Die 35-jährige Mutter von drei Kindern war noch vor kurzem eine Topmanagerin in der Trump Organization, dem Geschäftsimperium ihres Vaters, und sie betrieb ein eigenes Bekleidungsunternehmen und eine Schmucklinie. Diese Positionen gab sie vor dem Wechsel nach Washington auf, ist aber weiterhin Firmeninhaberin.

Ivanka bei Merkel-Treffen dabei

Ihr Einfluss im Weissen Haus hat sich rasch verfestigt. Neben Ehemann Jared Kushner, einem Topberater des Präsidenten, ist sie so etwas wie eine feste Einrichtung in der Regierungszentrale geworden. Mehrere Male war sie Gastgeberin von Veranstaltungen, zu denen in der Vergangenheit die jeweiligen First Ladys eingeladen hatten: So hiess sie kürzlich Unternehmerinnen im Weissen Haus willkommen und sprach mit Mädchen über Programme für mathematische, wissenschaftliche oder technische Ausbildungen.

Aber sie nahm auch an Treffen mit politischen Führungspersonen aus dem Ausland teil, so unlängst an einer Sitzung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im Weissen Haus.

«Gebt ihr eine Chance»

Begrüssen manche Ivankas Versprechen, sich für Familien einzusetzen, sind andere skeptisch. So hat sie begrenzte politische Erfahrung. Kritiker weisen zudem darauf hin, dass sie sich zum jüngsten republikanischen Gesetzentwurf ausschwieg, der «Obamacare» durch eine neue Gesundheitsreform ersetzen sollte. Wäre die Vorlage durchgekommen, hätte das unter anderem verringerten Zugang zur medizinischen Betreuung von Schwangeren bedeuten können. Als das Gesetz in der vergangenen Woche scheiterte, war Ivanka mit ihrer Familie auf Skiurlaub in Aspen.

Ivanka Trump sei wie viele andere eine Frau, die Mutter sei und arbeite, sagt Juliet Williams, Professorin für Gender Studies an der University of California in Los Angeles. Das allein sei nicht das nötige Kaliber von Qualifikationen, um sie an die Spitze von Regierungsbemühungen um bessere Bedingungen für arbeitende Frauen zu stellen.

Aber andere, die Ivanka Trump persönlich im Weissen Haus erlebt haben, sind beeindruckt. So Dyan Gibbens, Eigentümer von Trumball Unmanned, einer Dienstleistungsfirma für die Energieindustrie. «Sie ist ruhig, sie ist selbstbewusst, sie kann sich gut ausdrücken, sie ist gebildet (...)», sagt er nach zwei Treffen. «Gebt ihr eine Chance.»

Mit freundlicher Genehmigung von http://www.20min.ch

Kommentare

Th1990
Tja, Und die Amis hatten Angst vor einer Clinton Dynastie, Nun haben Sie den Trump Clan an der Backe. Ich bin mir sicher, dass wird viel schlimmer in Punkto Selbstbereicherung.

Wenn der Vater mit der Tochter
und dem Schwiegersohn die USA regiert, spätestens dann sollten ein paar machtbewusste Menschen/Politiker verstehen, worum es geht. Weder um 'Abgehängte noch um Vergessene, weder um den Rust Belt noch um sonst wen, sonst was. Es geht Trump um Trump und seine Familie, seinen Clan. Die USA eine Firma? Trump zeigt, dass und wie das geht. Na dann, Prost.
Milena
getrennte Schlafzimmer, ich hätte auch getrennte Schlafzimmer mit Donald. Habe volles Verständnis dafür. Ich hätte ihn aber auch nie geheiratet.

Y Boris
Das ist schon interessant.
Wie so viele Leute die junge Dame noch so unglaublich sympathisch finden, obwohl sie ja bisher so gut wie gar nichts gesagt hat. Aber nun gut vielleicht genügt ja das hübsche Gesicht und der perfekte Körper schon um einen Job im Weissen Haus zu kriegen.

wewere
Und das ist vielleicht der Grund, warum viele Trump so unsympathisch finden. Sein äusseres. Denn seine Politik ist in vielen Bereichen Links von Hillary. Sei es Aussenpolitisch. Oder in Bezug auf die Freien-Märkte und Eingriffe in den Arbeitsmarkt. Oder seien es die Globalen Handelsverträge für die Grosskonzerne. Politisch gesehen verstehe ich diese Hexenjagt überhaupt nicht. Entweder ist es die massive Negative Medien Kampagne. Oder es ist wie du sagst; es ist das Äussere das die Leute beurteilen.

Boris
Ganz sicher nicht. An wewere. Es könnte natürlich auch an den nicht gerade wenigen Sprüchen zu tun haben die unter der Gürtelinie, rassistisch, frauenfeindlich, gegen Behinderte oder einfach böse anderen Menschen gegenüber waren die in den letzten 45 Jahren vor laufenden Kameras aus Trumps Mund herausgesprudelt sind. Was mich betrifft, hat es aber rein gar nichts mit seinem Aussehen zu tun.

Sandra
Vetternwirtschaft in Amerika
Was ist nur mit den Amis los? Vetternwirtschaft ist auch in Amerika ein Gesetz. Trumps Tocher (als Assistentin, haha...) beziehe keinen Lohn, hiess es. Wer bezahlt die Büros von Tocher und Schwiegersohn wohl?

Bruce
Das Volk natürlich. Sogar ihre teure Unterwäsche die sie bei der Arbeit trägt gehen natürlich unter Spesen.
Antwort an Sandra


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