Montag, 26. September 2016

Das Problem der Deutschen Bank könnte das "Aus" bedeuten

Thema: Deutsche Bank

"Ein echtes Problem"
Rekordstrafe könnte der Deutschen Bank das Genick brechen

Die Forderung der US-Justiz ist gewaltig. Deutschlands größtes Geldhaus will sich wehren - und ist zuversichtlich, die Strafe noch deutlich drücken zu können. Falls das der Deutschen Bank nicht gelingt, fürchten Experten Schlimmes.

Die Summe macht sogar die große Deutsche Bank nervös: 14 Milliarden Dollar (aktuell 12,5 Mrd. Euro) fordert das US-Justizministerium im Streit um krumme Hypotheken-Geschäfte in den Jahren vor der großen Finanzkrise. Dass es teuer werden würde, war klar - aber so teuer?

"Die Deutsche Bank hat ein echtes Problem"

Insgesamt hat das Geldhaus nach letzten Angaben 5,5 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten beiseite gelegt und weitere 1,7 Milliarden Euro für weniger wahrscheinliche Strafen. Für den Hypotheken-Streit wurden Insidern zufolge rund drei Milliarden Dollar zurückgelegt.

Die größte Unsicherheit ist nun, ob die Rücklagen für juristische Auseinandersetzungen reichen werden. Schließlich laufen auch noch Ermittlungen wegen eines Geldwäsche-Verdachts in Russland. "Was über die Rückstellungen hinausgeht, wäre bedrohlich", sagt Klaus Nieding, Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Die Deutsche Bank hat ein echtes Problem."

An der Börse wurde das auch so gesehen: Die Aktie der Deutschen Bank verlor am Freitag an der Börse kräftig an Wert. Analysten fürchten, dass die ohnehin dünnen Kapitalpolster der Bank weiter schmelzen, wenn die Strafe deutlich höher als die Rücklagen ausfällt.

Strafe über sieben Milliarden Dollar wäre gefährdend

"Jede Milliarde Dollar, für die es keine Rückstellungen gibt, belastet das Kapital der Deutschen Bank mit rund 25 Basispunkten", rechnet einer der zehn größten Investoren des Geldhauses im Gespräch mit der Agentur Reuters vor.

Eine Strafe über sieben Milliarden Dollar wäre aus seiner Sicht für die Deutsche Bank "sehr gefährdend". Das Institut müsse sich dann Gedanken machen, wie es die Kapitalquote erhöhen könne. Sonst rücke das Ziel, bis Ende 2018 eine Kernkapitalquote von 12,5 Prozent zu erreichen, in weite Ferne.

Niedrige Kapitalquote macht der Bank zu schaffen

LBBW-Analyst Ingo Frommen sieht schon ab einer Strafe von fünf Milliarden Euro (umgerechnet 5,6 Milliarden Dollar) Handlungsbedarf. "Investoren wollen nicht, dass die Kapitalquote der Bank zu nah an den Mindestanforderungen der Regulierer liegt."

Dass die Bank die Kapitaldecke mit eigenen Überschüssen stärkt, ist aus Sicht von Clemens Fuest, dem Präsident Münchener Ifo-Instituts, unwahrscheinlich. "Die Gewinne der Bank sind derzeit so niedrig, dass sie kaum ausreichen werden, die Lücke zu füllen."

Anti-Banken-Stimmung in der Bevölkerung

Der Finanzwissenschaftler Sascha Steffen warnt ebenfalls: "Die 14 Milliarden liegen in der Größenordnung dessen, was auch einige andere Großbanken gezahlt haben. Es ist nicht komplett utopisch, dass das bei der Deutschen Bank so kommt", meint der Leiter des Forschungsbereichs "Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement" am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

Für eine harte Haltung der US-Behörden spricht nach seiner Einschätzung, dass es eine "Anti-Banken-Stimmung" in der Bevölkerung gebe - und das kurz vor der umkämpften US-Präsidentenwahl am 8. November.

USA haben mächtiges Druckmittel

Eindeutig hat auch dieser Fall eine politische Komponente. Wie in früheren Auseinandersetzungen von US-Behörden mit der Finanzindustrie werden plakative Milliardensummen lanciert - wohl auch, um den Preis für eine Einigung in die Höhe zu treiben.

So war etwa im Fall der französischen BNP Paribas im Frühjahr 2014 zunächst von einer zweistelligen Milliardenstrafe wegen Verstößen gegen US-Sanktionen bei Geschäften mit Staaten wie dem Iran die Rede. Letztlich musste das Institut knapp neun Milliarden Dollar berappen.

Die USA verfügen über ein mächtiges Druckmittel. Kein Konzern kann es sich leisten, von dem riesigen Markt ausgeschlossen zu werden. Entsprechend selbstbewusst treten die US-Behörden auf. In der aktuellen Auseinandersetzung mit der Deutschen Bank scheint der Wille groß, den Fall noch unter der Obama-Regierung abzuschließen.

Keine Zeit für neue Visionen

Eigentlich wollten Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Bank sich in diesen Tagen in Mailand Gedanken über die Zukunft des größten deutschen Geldhauses machen. Doch einmal mehr holt die unrühmliche Vergangenheit den seit gut einem Jahr amtierenden Konzernchef John Cryan und seine seinerzeit runderneuerte Führungsmannschaft ein.

"Die Bank ist nach wie vor nicht in der Lage, sich ausschließlich auf ihr operatives Geschäft zu konzentrieren, sie ist immer noch gelähmt von der Geißel der Vergangenheit", schimpft Anlegeranwalt Nieding. "Herr Cryan ist voll und ganz mit Sanierung, Kosteneinsparungen und Umstrukturierung beschäftigt - wir vermissen eine Vision, wie es mit der Deutschen Bank weitergehen soll."

John Cryan drückt aufs Tempo

Im zweiten Quartal des laufenden Jahres hielt sich die Deutsche Bank mit Ach und Krach gerade noch in den schwarzen Zahlen, für das Gesamtjahr hat der Vorstand nach dem Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro 2015 erneut rote Zahlen nicht ausgeschlossen.

Immerhin hat Cryan die Aufarbeitung der Altlasten zur Chefsache erklärt und drückt aufs Tempo. "Bei aller Vorsicht sehe ich uns - was unsere Rechtsstreitigkeiten angeht - allmählich auf der Zielgeraden", sagte der Brite vor wenigen Monaten. "Vor uns liegt ein längerer Endspurt in einem anstrengenden Jahr des Umbaus." Mit 7800 Rechtsstreitigkeiten schlägt sich die Bank herum, wenn auch meist mit geringem Streitwert.

Drei Milliarden wären angemessen

Die Deutsche Bank betont zur neuen US-Forderung, sie beabsichtige "auf keinen Fall, diese möglichen zivilrechtlichen Ansprüche in einer Höhe zu vergleichen, die auch nur annähernd der genannten Zahl entspricht".

Als angemessen wird in einem Bericht des "Wall Street Journal" eine Strafe von maximal drei Milliarden Dollar kolportiert. Das wäre annähernd die Größenordnung, in der es den US-Konkurrenten Goldman Sachs traf.

Quelle: t-online.de

Kommentare

Steffet
Weil die Amerikaner nichts mehr zu bieten haben, müssen die starken Ausländer klein gemacht werden.

Meggi 1
Und wo ist jetzt der LIEBE Herr Ackermann mit seiner GROßZÜGIGEN Abfindung?

Axxel
Es muss doch einen Internationalen Gerichtshof geben! Warum gehen die DBank u. auch VW nicht vor einen entsprechenden Gerichtshof u. lassen die US-Forderungen für illegal erklären? Diese irrsinnigen Forderungen sind doch wie ein kriegerischer Akt!

fso1
Das Vorgehen der Amerikaner gegen deutsche Unternehmen hat Methode und verfolgt nur ein Ziel: Konkurrenten einheimischer Unternehmen an den Rand des wirtschaftlichen Ruins zu treiben, setzt gleichzeitig die politischen Kräfte des betroffenen Staates unter Druck, sich im Interesse des Erhaltes von Arbeitsplätzen auf faule Deals zu Lasten der freiheitlich rechtlichen Grundordnung und politischen Unabhängigkeit einzulassen. Die Amis wollen gar kein starkes und einiges, sondern ein unterwürfiges, abhängiges Europa an ihrer Seite sehen. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer!

ERZIO
Erdogan macht es vor. Er flirtet ein bißchen mit Putin und schon knickt die USA z.B. in der Kurdenunterstützung ein. Vielleicht müßten wir den USA mal ganz klar machen: Europa geht trotz aller Schwierigkeiten der EU bis zum Ural.

Nessie
Das ist abstrus. Man will die Bank (wie die eine Schweizer Privatbank) kaputt machen. Wo bleiben die Sprücheklopfer Gabriel oder Merkel? Das amerikanische Rechtssystem paßt nicht zu unserem. Darum geht die Schiedgerichtsvereinbarung im TTIP überhaupt nicht. Wie inkompetent müssen unsere Leute sein, das nicht zu erkennen - die EU-Politiker wie Schulz und Malmström sowieso.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen

Der Kommentar erscheint manchmal erst nach Freigabe