Dienstag, 29. März 2016

Palmyra wieder in der Hand der Regierungstruppen

Thema: Syrien

Kampf gegen den IS
Syrische Armee erobert Palmyra vollständig zurück

Die IS-Terrormiliz hat sich nach Angaben von Staatsmedien und Aktivisten aus der Stadt zurückgezogen. Sie hinterlässt zerstörte antike Tempel und Skulpturen.

Palmyra, Syrien 2005
Foto: James Gordon from Los Angeles, CC BY-SA 3.0
Die syrischen Regierungstruppen haben nach Angaben aus Militärkreisen die Oasenstadt Palmyra vollständig von der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zurückerobert. Die Armee habe die für ihre antiken Ausgrabungsstätten berühmte Stadt nach heftigen nächtlichen Kämpfen gänzlich unter ihre Kontrolle gebracht, sagte ein Militärvertreter in Palmyra am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Sowohl die Ausgrabungsstätten als auch die angrenzenden Wohngebiete seien wieder unter Kontrolle der Armee. Die Jihadisten hätten sich zurückgezogen.

Auch die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, das Hauptkontingent des IS sei aus der Stadt abgezogen. Lediglich in östlichen Stadtteilen habe es am Morgen noch Kämpfe gegeben.

Ein «Symbol der kulturellen Säuberung»

Die Einnahme von Palmyra ist ein wichtiger militärischer Erfolg für die syrische Armee und eine schwere Niederlage für die Jihadisten. Diese hatten Palmyra im vergangenen Mai erobert. In den folgenden Monaten schockierten sie die Welt durch brutale Hinrichtungen in den Ruinen der antiken römischen Stadt und die Zerstörung mehrerer Tempel, Grabmäler und Skulpturen.

Die Jihadisten sprengten unter anderem den berühmten Tempel von Baal und Baalschamin, bevor sie den Triumphbogen der mehr als 2000 Jahre alten Stadt zerstörten. Palmyra wird von der UN-Kulturorganisation Unesco als Weltkulturerbe geführt und die Ausgrabungsstätten wurden vor dem Bürgerkrieg jährlich mehr als 150'000 Touristen besucht.

Am 7. März startete die syrische Armee dann mit Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Miliz und der russischen Luftwaffe eine Offensive zur Rückeroberung der nordöstlich von Damaskus gelegenen Stadt. Die Unesco-Direktorin Irina Bokova hatte die Offensive auf Palmyra begrüsst. «Seit einem Jahr ist die Plünderung von Palmyra das Symbol der kulturellen Säuberung, welche der Mittlere Osten erlebt», sagte Bokova.

Nächstes Ziel: Raqqa

«Wenn wir gewinnen, ist es die erste grosse Niederlage, die die Armee Daesch beifügt», hatte ein Militärvertreter am Samstag unter Verwendung der arabischen Bezeichnung der IS-Miliz gesagt. Die Einnahme von Palmyra sei eine ähnliche Niederlage für die IS-Miliz wie der Verlust der kurdischen Stadt Kobane im Norden Syriens, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman.

Laut der oppositionsnahen Organisation, deren Angaben für Medien meist kaum zu überprüfen sind, wurden seit Beginn der Offensive in Palmyra mindestens 400 Jihadisten getötet. «Es sind die schwersten Verluste für den IS in einer einzigen Schlacht seit seiner Entstehung» im Jahr 2013, sagte Abdel Rahman. Mit Palmyra verliere die IS-Miliz «automatisch die grosse syrische Wüste» bis zur Grenze zum Irak.

Auch dort sind die Jihadisten zunehmend unter Druck: Nach langer Vorbereitung startete die irakische Armee kürzlich eine Offensive auf die IS-Hochburg Mosul. Neben Mosul kontrollieren die Jihadisten noch die syrische Stadt Raqqa und Teile von Deir Essor, doch mussten sie in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe von Niederlagen hinnehmen. Als Nächstes will die syrische Armee Raqqa ins Visier nehmen.

Mit freundlicher Genehmigung von www.20min.ch



Nach der Vertreibung des IS
Palmyra doch nicht so stark zerstört?

Was hat der IS in Palmyra angerichtet? Experten hatten das Schlimmste für die antiken Kulturgüter der syrischen Wüstenstadt befürchtet. Doch nach Ansicht erster Fernsehbilder ist der Altertümerchef optimistisch. Ein Historiker warnt jedoch.

Nach dem Sieg der syrischen Regierungstruppen über die Terrormiliz "Islamischer Staat" in Palmyra sind nun Minenräumer in der historischen Stadt unterwegs. Offenbar hatten die Islamisten große Teile der Wüstenstadt mit Sprengfallen präpariert. Ein Militärsprecher sagte, dies betreffe sowohl Wohnviertel als auch die antiken Anlagen.

"Wir hatten solche Angst, dass wir in die Ruinen kommen und sie komplett zerstört vorfinden würden", sagte ein syrischer Soldat in Palmyra. "Doch dann waren wir erleichtert." Laut Reportern ist der Großteil der Altstadt intakt.

Der IS hatte Palmyra im Mai 2015 erobert und danach mehrere antike Tempel, den prachtvollen Triumphbogen und Grabmäler zerstört, die von der UN-Kulturorganisation UNESCO als Weltkulturerbe geführt werden.

Optimismus beim Altertümerchef

Der Direktor der syrischen Altertümerverwaltung, Maamun Abdulkarim, zeigte sich zuversichtlich, dass Palmyra wieder vollständig aufgebaut werden könne. Er habe "mit dem Schlimmsten gerechnet, aber die Landschaft ist im Großen und Ganzem in einem guten Zustand", sagte Abdulkarim der AFP. Viele der wichtigsten Ruinen seien nur leicht beschädigt, bei anderen Altertümern könnten die herumliegenden Trümmer wieder eingesammelt werden, sagte Abdulkarim. Mit Hilfe der UNESCO könne Palmyra innerhalb von fünf Jahren wieder aufgebaut werden.

Allerdings hielt er sich zum Zeitpunkt dieser Aussage noch in Damaskus auf. Welche Schäden die Dschihadisten genau in an der antiken Stadt hinterlassen haben, wolle er in Kürze vor Ort begutachten.

"15 bis 20 Prozent der Stadt bislang ausgegraben"

Der Historiker Maurice Sartre gab zu bedenken, dass womöglich nicht alle Zerstörungen sichtbar seien. Nur 15 bis 20 Prozent der Stadt seien bislang ausgegraben und was unterirdisch zerstört worden sei, sei für die "Wissenschaft für immer verloren".

Das syrische Staatsfernsehen unterbrach das reguläre Programm, um eine Dokumentation über Palmyra und die archäologischen Stätten der Stadt auszustrahlen. Ein Reporter sprach live aus Palmyra und zeigte Truppen im Stadtzentrum. Von einigen nahegelegenen Gebäuden waren nur noch Trümmer zu sehen.

Assad sieht "Beweis der Effizienz" seiner Armee

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich "ermutigt und glücklich", dass Palmyra befreit sei. Das Weltkulturerbe müsse nun beschützt werden, sagte er bei einem Besuch im Nachbarland Jordanien.

Syriens Präsident Baschar al-Assad lobte die Rückeroberung der Stadt als "wichtigen Erfolg" und als "Beweis der Effizienz" seiner Armee. Russlands Staatschef Wladimir Putin rief Assad an, um ihm zu gratulieren. Putin habe dabei betont, wie wichtig der Erhalt der historischen Stadt sei, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow.


Quelle: tagesschau.de

» der Kommentar des Blogschreibers «

Warum liest man so einen Satz in keinem deutschen Medium?
„Al-Assad seinerseits rechnete die Unterstützung der russischen Luftwaffe bei der Operation hoch an und betonte, dass die Erfolge in Palmyra ohne die russische Hilfe unmöglich wäre“.

Spiegel-online erlaubt sich, im Zusammenhang mit der Rückeroberung von Palmyra, von "Regimetruppen" zu faseln. Kann die natogesteuerte Presse schon gar nicht mehr anders?

Kommentare

Am 28. März 2016 um 14:58 von Herr Meier
Bedeutende Kulturschätze aus der Antike dieser Region sind vermehrt in unseren Museen schon. Was die US-Armee bei d. Irak-Invasion unwiderbringlich zerstörte mit ihren Baggern auf antiken Stätten, sollte auch bekannt sein.
Da gab es auch schon wichtigeres als Ruinen zu schützen. Wenn die Bevölkerung not leidet, wird schnell ein Steinabbruch-Stelle draus.
Der Trend, die Gräber der Toten grösser und massiver zu bauen als Wohnungen von Lebenden, ist fatal auf Dauer.
Präsident Assad weiss wohl auch um die romantisierende Illusion uns Wirkung Palmyras auf den Westen.

Am 28. März 2016 um 15:36 von Jürgen Gerhard
Demokratiezukunft.. ..
Zitat: "Dass hier war nicht alleine Assad Triumpf und auch nicht alleine der von Putin. Nein, auch den Amerikanern, den Kurden und einigen anderen gehört da ebenfall ein Anteil."
Hört sich gut an, stimmt aber nicht. Die USA und ihre europäischen Vasallen sind schuld daran, dass der IS überhaupt erst entstehen konnte. Überall, wo der Westen sich eingemischt hat, ist Chaos und Terrorismus entstanden. Wäre Saddam Hussein noch am leben und hätte man Assad gegen die "Opposition" unterstützt, dann gäbe es den IS überhaupt nicht. Gut, dass Putin die Sache realistischer ist als die westlichen Phantasten.

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