Dienstag, 15. Dezember 2015

Ein Syrer erzählt seine Fluchtgeschichte

Thema: Syrien

Ein Flüchtling, der eigentlich ein Reisender war
"Krieg ...? Wir wurden von Euch eingeladen!"

Der Zufall bringt manchmal die interessantesten Geschichten zum Vorschein. Ein junger Syrer aus Damaskus schildert einem Reporter seine Gründe zur Flucht, oder besser, zur Reise nach Deutschland. Heraus kam: Er fühlte sich schon vor über einem Jahr durch die Bundesregierung eingeladen ...

Ein Reporter der "Huffingtonpost" traf zufällig einen jungen Syrer an der Supermarktkasse. Da die Verkäuferin nicht ausreichend Englisch verstand, konnte sie die Fragen des jungen Mannes hinsichtlich Handy-Karten nicht beantworten. Der Reporter, Ramin Paymani, half aus und kam mit dem Migranten ins Gespräch über seine Ausreisemotive – und er erlebte sein blaues Wunder. Nur ein Einzelfall?

Ein Gespräch mit erstaunlichen Wendungen

Nach einem freundlichen Einstieg über das "Woher?" und "Seit wann?", ging das Gespräch mit dem Syrer, der ein Jahr lang im Gießener Asylheim lebte, dieses nach seiner Anerkennung verlassen musste und nun bei Freunden wohnt, näher auf die Hintergründe seiner "Flucht" ein.

Seine Mutter lebe in Amerika, sein Vater sei schon lange tot und die Schwester ist noch in Syrien. Eine Flucht? Nein, keiner von ihnen musste fliehen. Das Assad-Regime sei zwar grausam und ungerecht, aber man könne durchaus in Syrien leben, wenn man sich nicht mit ihnen anlege. Auch der IS war für diesen Syrer, der aus Damaskus kam, wie die meisten seiner Landsleute im Camp, kein Problem. Der IS sei eher in Richtung Irak zu finden, so der Syrer.

An dieser Stelle kommt Ramin Paymani zu einer entscheidenden Frage:

"Willst Du damit sagen, die meisten Syrer fliehen nicht vor Krieg und Verfolgung?"

Die Antwort des jungen Mannes ist genauso verblüffend, wie der wahre Grund seiner Reise nach Deutschland. "Ja. Meine Freunde und ich sind gegangen, weil wir nicht zur Armee wollten. Und weil es eben in Europa leichter ist, einen guten Beruf zu bekommen und Geld zu verdienen." Nun, vielleicht ist ja das Assad-Regime schlimmer geworden, was den ansteigenden Flüchtlingsstrom ausgelöst haben könnte, so die nächste Frage. Doch Fehlanzeige.

"Nein. Er ist ja schon einige Jahre an der Macht. Er ist grausam und lässt Regime-Gegner umbringen, aber meine Familie und ich hat das nicht betroffen. Auch nicht meine Freunde", erläutert der junge Mann und kommt sogleich zum wahren und fast unglaublichen Grund: "Im Sommer haben wir im Internet gesehen, dass Deutschland Menschen sucht, die dort leben wollen. Wir wurden von Euch eingeladen, hier her zu kommen. Und es hieß, der Staat würde für uns sorgen und wir würden hier eine Arbeit finden. Aber ich finde keine."

Aus dem "Flüchtling" wird ein "Reisender"

Der syrische "Reisende" kam über die Türkei, wo er einige Zeit gelebt hatte, nachdem die Mutter zu Verwandten in die USA ausgewandert sei. Er wäre auch dorthin gegangen, habe aber kein Visum bekommen, trotz der Green Card der Mutter. Der Reporter fragt nochmal ungläubig nach, ob er wenigstens in die Türkei wegen des Krieges geflohen sei. Jetzt reicht es dem jungen Mann, er lacht. "Nein", er sei mit Freunden dorthin, weil sie dachten, dort Arbeit zu finden. Aber in der Türkei habe es ihnen nicht gefallen.

Nun mag man denken, es gibt doch tatsächlich Krieg in Syrien. Das stimmt. Aber damit leben die Menschen dort. Die Bomben, der Krieg - das gehöre zu ihrem Leben, keiner wäre deswegen aus Syrien weggegangen, zumindest keiner, den er kenne. Zwei Wochen habe er in die Türkei gebraucht. Er wollte nach Deutschland, weil man da bleiben kann. Ramin Peymani zweifelt immer noch ein wenig: "Ist Deine Geschichte typisch für die Menschen, die aus Syrien weggehen?"

Dann antwortete der junge Syrer, dessen Geschichte vielleicht manchem nicht repräsentativ genug sein mag, jedoch aus erster Hand stammt: "Ich denke, die meisten gehen aus demselben Grund wie ich. Alles Männer in meinem Alter, die eben woanders besser leben wollen. Auf der Bootsüberfahrt nach Griechenland saß eine Frau mit einem Kind mit im Boot. Das war etwas besonderes für uns. Aber keiner hat sie angefasst, da hat einer der Männer aufgepasst. In Gießen habe ich dann einige Familien getroffen, aber die kamen wie ich aus Damaskus und sind nach Deutschland gekommen, weil man hier besser leben kann." (sm)

Mit freundlicher Genehmigung von Epoch Times

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