Samstag, 14. März 2015

Geheimakte Gauck - COMPACT Talk mit Klaus Blessing und Jürgen Elsässer

Thema: ist das der richtige Mann für diesen Staat?

Die Sonne strahlte, die Medien balzten, die Kanzlerin lächelte und küsste. Eine gute Woche, nachdem Edward Snowden ausgepackt hatte, kam US-Präsident Barack Obama am 19. Juni zum Staatsbesuch nach Berlin. Wer wird denn wegen des millionenfachen Bruchs des deutschen Fernmeldegeheimnisses durch Uncle Sam böse sein?

Am meisten übermannte die Liebe zum Großen Bruder den Bundespräsidenten. Als The Star Sprangled Banner ertönte, war es um ihn geschehen: «Und genau in diesem Moment sah man, dass Barack Obama und Joachim Gauck so vieles verbindet. Obama schloss bei der US-Hymne die Augen, legte die Hand aufs Herz, genoss den Moment. Und auch Gauck war sichtlich berührt, ein paar Tränen schossen ihm in die Augen, er musste sie runterschlucken, senkte den Kopf. Von Anfang an war klar: Die "Chemie" zwischen den beiden stimmt. Er, der US-Präsident, der immer wieder die Freiheit der Menschen ins Ziel nimmt. Er, der Bundespräsident, aufgewachsen und gefangen in der DDR», berichtete die Bild-Zeitung gefühlig.


Ende Juni 2013 gab der Bundespräsident dann dem ZDF ein längeres Interview, unter anderem zur NSA-Affäre. Gewohnt pastoral drückte sich Gauck um eine definitive Aussage herum. Auf Snowden angesprochen, bat er -- nach zwei Wochen ausufernder Berichterstattung! -- um «noch mehr Informationen» und psalmodierte «Sympathie (...), wenn eine Regierung dabei ist, das Recht zu beugen» und es einen gebe, «der sich aufgerufen fühlt, diese Rechtsbeugung öffentlich zu machen». «Für puren Verrat» indes, so die Keule im Anschluss, «habe ich kein Verständnis». «Verrat» -- wenn es um die Aufdeckung von Geheimdienstbespitzelung geht? Kann so einer formulieren, der selbst «gefangen in der DDR» (Bild) gewesen war und damals als «Bürgerrechtler» gegen die Schlapphüte gekämpft hat?

Aber vielleicht war es mit Gaucks Anti-Stasi-Engagement doch nicht so weit her. Dies legen Dokumente nahe, die Klaus Blessing und Manfred Manteuffel in dem gerade erschienenen Buch Joachim Gauck -- Der richtige Mann? vorgelegt haben. Blessing war Staatssekretär im DDR-Wirtschaftsministerium, da könnten Kritiker unken, es gehe um eine politische Abrechnung mit SED-Gegnern. Doch die Autoren haben solide gearbeitet und ihre Aussagen profund mit Quellen belegt. Vor allem aber: Manteuffel war von 1984 bis 1990 Referent für Kirchenfragen beim Rat der Stadt Rostock -- und damit in ständiger Tuchfühlung mit Gauck, der zur selben Zeit in der Hansestadt Pfarrer war.

Das Autorenduo erinnert daran, dass auch die bundesdeutschen Eliten kurz nach der Wiedervereinigung nicht so ungeteilt auf die Integrität des ostdeutschen Gottesmannes vertrauten, wie es heute der Fall scheint. Spektakulär war etwa eine kritische Dokumentation über das Wirken von Gauck als Beauftragter für die Stasi-Unterlagen, die das ZDF unter der Moderation von Bodo H. Hauser am 17. April 1991 sendete. Der Spiegel und Kennzeichen D warfen nach der Sendung die Frage auf, ob Gauck als Leiter der Behörde nach diesen Enthüllungen noch tragbar sei. Kein Wunder: Gauck hatte bei der Aufnahme des Interviews Wirkung gezeigt. Es musste zweimal abgedreht werden, da die erste Fassung nicht sendefähig war und gelöscht werden musste. Der Grund: Gauck war ausgerastet und hatte dem Interviewer angedroht: «Für Ihre Fragestellungen möchte ich Ihnen am liebsten eine knallen.»


Kommentare

Carsten Mabank
Na ist doch klar, der Mann ist ein Wendehals, ein lupenreiner Opportunist, das war bereits völlig offensichtlich kurz nachdem er sein Amt angetreten hat. Von ehemals konservativen Aussagen hin zum aktuellen Zeitgeist. Klar erpressbar, daher hätte ich ihn eigentlich als Wunschkandidat der Merkel gesehen, aber die wusste vielleicht, dass man ihn zu leicht durschauen konnte und hätte sich wohl lieber einen unauffälligeren Kandidaten gewünscht. Auch seine offensichtliche Eitelkeit mag ihr nicht gefallen haben. Wenn man ihn reden hört hat man das Gefühl, der Mann hört sich einfach gerne selbst reden, egal was er von sich gibt. Auf jedenfall ist er ja sehr schnell gut eingenordet worden. Die Geschichte mit seiner Geliebten ist etwas merkwürdig, da sie nicht als besonders gutes Erpressungsmaterial taugt, aber dazu geeignet ist, sein Ansehen zu untergraben. Vielleicht will man auch so "den neuen Deutschen" darstellen, wenn man schon keinen Homosexuellen bekommen konnte :)

Ralf Antonius T. LOHAUS
Der falsche Mann als BP - Bundes-Pfarrer Gauck als Hoch-Merkwürden der BRD: für Neo-Liberalismus und Auslands-/ Angriffskriege sogar zur Rohstoffsicherung plus jede Menge STASI-Kontakte? Zitat: "Dieser Herr Gauck eckelt mich an!" - Aufgrund der widersprüchlichen Aussagen resümierte Die Welt: “Einer lügt. Schnur (einschließlich sieben weiterer Zeugen) oder Gauck (einschließlich Vater und Söhnen).”

Otto Kalludrigkeit
Gauck ist nur ein Spielball der Mächtigen. Dazu ist der charakterlich hervorragend geeignet. Er selbst hat ohnedies keine Macht. Es wird wieder Krieg geben. Also sucht man jemanden, der den Krieg ausposaunt. Der Trommlerjunge. Tarrram tatatam tarrramtatatam.

Valentino Cordes
Werte Herren Blessing und Elsässer, Sie wundern sich darüber, dass der "Westen" es zuglassen hat, dass zwei Leute mit herausragenden Wendehalsqualitäten und kommunistischer Vergangenheit an Spitzenpositionen der sogenannten BRD gekommen sind? Es sei Ihnen gesagt: Aus Sicht der Elite einer Neuen Weltordnung ist das ausgesprochen logisch. Die kommunistische Ideologie wurde ( nach dem Spalte-und-Herrsche-Prinzip ) als Antithese zum "Kapitalismus" von der gleichen plutokratischen Interessengruppe aus dem Zylinder hervorgezaubert, die uns heute in Kriege treibt, die nicht unsere sind, den ESM, den Vertrag von Lissabon und andere Skurilitäten aufgezwungen hat und gerade dabei ist, das sogenannte Freihandelsabkommen mit der United States Corporation hinter verschlossenen Türen zum Abschluss zu bringen.

Obwohl ich Ihre Arbeit, ihr Engagement sehr schätze, Herr Elsässer und gern als Abonnent auf das Compact Magazin zurückgreife, will mir erscheinen, dass Sie die großen Zusammenhänge historischer und neuzeitlicher Geostrategie noch nicht erfasst haben und ich rate Ihnen dringend, das nachzuholen. Mit freundlichen Grüßen

Hulk
Der Mann hat es bislang geschafft, in ausnahmslos jeder seiner Reden dem deutschen Volk ins Gesicht zu spucken. Kriegshetze, Lob der Finanzhoheit, absurder Pro-Amerikanismus. Kein Engagement für die Belange der Bevölkerung (prekäre Beschäftigung, NSA-Skandal, Zensur des Internets, Völkermord alias "Schutz der deutschen Grenzen im Ausland", etc.).
Ich schätze, er wird, wenn er so weitermacht, für den Friedensnobelpreis nominiert...


1 Kommentar :

  1. Hallo Gerd, hallo Lesende,

    ich finde die Aussagen von Blessing zu Gauck sehr realistisch dargestellt, eher mehr sachlich nüchtern, ohne jeglichen Gefühlsausbruch. Ich persönlich vertrete da eine schärfere Beurteilung der Person Gauck.Dazu habe ich mich aber mehrfach schon geäußert.

    Alleine die Tatsache, dass man Gauck ungestraft als Begünstigten der Stasi bezeichnen darf, müsste doch vielen Altbundesbürgern zu denken geben.
    Die wesentlichen Punkte für DDR-Bürger, vorallen von Betroffenen, sind das Tatsachen, die sich ein Altbundesbürger nicht vorstellen kann.

    Gaucks Kinder durften in die BRD ausreisen und ungestraft zu Besuchsreisen zurück in die DDR kommen. Gauck selber konnte in die BRD reisen. Die übliche „Sippenhaft“, für zurückgebliebene Familienangehörigen, berufliche Repressalien u. a., fanden bei Gauck nicht statt.
    Für Altbundesbürger vermutlich auch der Erwerb eines VW Transporters über Genex nicht nachvollziehbar, aber für DDR-Bürger, die länger als 10 Jahre auf einen Neuwagen warten mussten, schon. Außerdem erhebt sich automatisch die Frage, woher kam das Westgeld?

    Ich stelle mal hypothetisch die Frage, wie hätten die Medien reagiert, wenn Gysi unbeobachtet freien Zugang zu seiner Stasiakte gehabt hätte. Auch hier hielt sich Blessing im Falle Gauck diskret zurück.
    Aber die Gedanken sind frei und deshalb werten viele interessierte DDR-Bürger genau diesen Vorgang, als entscheidend in Gaucks weiteren Lebensweg als Beauftragter der Stasiunterlagenbehörde bis hin zum Bundespräsidenten. Auch hier gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Alt und Neubundesbürgern in der Bewertung zur Person Gauck.

    Über Gaucks Rolle als Bundespräsident kann sich ja nun jeder Bundesbürger sein eigenes Urteil bilden.
    Auch dazu habe ich mich mehrfach schon geäußert und an meiner Meinung hat sich nichts geändert.
    Im Gegenteil, wer, wie jüngst am 1.9.2014 in seiner Gedenkrede zum Ausbruch des II. Weltkriegs passiert, einfach 27 Millionen Sowjetbürger als Opfer des II. Weltkriegs nicht mit einer Silbe erwähnt, aber Putin mit Hitler vergleicht, ist eine Schande für Deutschland.
    Gauck ist und bleibt in meinen Augen ein Mensch, der unabhängig vom System seinen prallgefüllten Futtertrog sucht und gefunden hat. Er ist weder Bürgerrechtler gewesen, noch ein würdiger Bundespräsident.
    Wundern muss ich mich als Atheist auch, wenn ich die Pseudomoral der Verfechter der christlichen Wertvorstellung bezüglich Gaucks Privatlebens mit seinen Frauen erlebe. Mir ist das zwar vollkommen egal wieviel Frauen Gauck beglückt, da meine ich vorallen materielle Interessen, aber zu den christlichen Wertvorstellungen ist es doch nicht passend.

    Eine aufschlussreiche Zusammenfassung im Bezug zum Video kann man auch unter
    https://deutschelobby.files.wordpress.com/2013/07/geheimakte-gauck.pdf
    bei Interesse nachlesen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Nietzschmann

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