Freitag, 23. Januar 2015

Das laute Schweigen der Russen - deftige Klatsche für Merkel

Thema: Davos
Tagesschau.de

Merkels Handels-Angebot
Das laute Schweigen der Russen
Der Vorstoß von Kanzlerin Merkel zu einem Wirtschaftsraum "von Wladiwostok bis Lissabon" hat Aufsehen erregt - außer beim Adressaten. Beim Wirtschaftsforum in Davos ignorierte die russische Delegation den Vorstoß geflissentlich.
Von Hans-Jürgen Maurus, ARD-Hörfunkstudio Genf, zzt. Davos

Foto: Tagesschau.de
Bundeskanzlerin Angela Merkel will mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Gespräch bleiben, um die Ukraine-Krise lösen zu können. Das ist erforderlich und richtig. Und eine Freihandelszone von Lissabon bis nach Wladiwostok könnte das Zückerchen sein, um mit Putin im Gespräch zu bleiben.

Doch wenn eine umfassende Ukraine-Lösung Vorbedingung für eine Freihandelszone sein sollte, kann man den Merkel-Vorstoß glatt vergessen. Putin wird keine Vorbedingungen akzeptieren, schon gar nicht, wenn Zugeständnisse den Eindruck erwecken könnten, die Sanktionen hätten den Kreml zum Einlenken gebracht. Oder bei Putin Schwäche herausgelesen werden könnte.

"Es wäre wünschenswert, auf der Basis des Minsker Abkommens erst einmal eine gewisse Stabilität herzustellen und dann in einem größeren Rahmen zwischen der Europäischen Union und der Eurasischen Union zu überlegen, welche Kooperationsmöglichkeiten haben wir in einem Wirtschaftsraum, der ja selbst von Präsident Putin benannt wurde, von Wladiwostok bis Lissabon, zu kooperieren. Das muss ja unser Ziel sein. Ich hoffe, dass sich da Möglichkeiten ergeben. Darunter würde sich dann vielleicht auch das Thema der Assoziierungsschwierigkeiten zwischen der EU und der Ukraine lösen lassen. Und ich will ausdrücklich sagen: Dazu sind wir bereit. Aber die Voraussetzung ist, dass wir erst einmal einen Waffenstillstand haben, dass wir eine Rückgewinnung der Kontrolle für die Ukraine an der russisch-ukrainischen Grenze bekommen. Und dieser Prozess muss jetzt endlich eingeleitet werden. Es hat schon viel zu viele Menschenleben gekostet."

Kalte Dusche von der russischen Delegation

In Moskau hat man eine völlig andere Perspektive, und die wurde heute von der hochkarätigen russischen Delegation ungeschminkt präsentiert. Man ging mit keinem Wort auf den Merkel-Vorstoß ein, dafür war die Ukraine-Krise das Topthema. Es sei der völlig falsche Weg, von Moskau eine Kursänderung zu verlangen, hieß es da, im übrigen erwarte man vom Westen, dass er dem Kreml zuhöre. Und die Sanktionen würden von den Russen nicht mit Putin in Verbindung gebracht, sondern mit einer Attacke aus dem Westen. Deshalb schare man sich um den Präsidenten. Das war deutlich. Und eine kalte Dusche.

Beredtes Schweigen: Russlands Vizeministerpräsident Igor Schuwalow (l.) und Andrej Kostin, Chef der russischen VTB-Bank beim Wirtschaftsforum in Davos Foto: Tagesschau.de

Ja, ja... das ist wohl eine Erklärung dafür, warum das Merkel jetzt mit einer Freihandelszone EU/Eurasien lockt.
RUS beschwert sich nicht über die Sanktionen.
RUS bettelt nicht um eine Lockerung.
RUS zieht einfach die Konsequenzen und wendet sich ab.
Richtung Osten.
Für einige Produkte ist der russische Markt schon unwiederbringlich verloren.
Jetzt versucht das Merkel, die Reißleine zu ziehen...

Sanktionen: Deutsche Exporte nach Russland sinken drastisch - SPIEGEL ONLINE
Die Sanktionen gegen Putin treffen auch Deutschland.
Nach Angaben des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft sind die Exporte nach Russland...

Quelle: tagesschau.de | SPIEGEL ONLINE, Hamburg, Germany

Kommentare

von Thomas Wohlzufrieden
Russland hat völlig Recht, Merkel zappeln zu lassen. Nach der herablassenden Behandlung durch die Nato eine völlig verständliche Geste.

von Heizölrückstoßa...
Hätte man das Angebot vor 2 Jahren gemacht dann hätte es wahrscheinlich überhaupt keine Ukraine-Krise gegeben.
Ich teile die Ansicht des Kommentators - dass es dafür wohl jetzt zu spät ist. Für ein lauwarmes Versprechen wird Putin vermutlich keine Kehrtwende machen.

von Karl der Hammer
Der Handel mit Rußland hätte noch lange blühen können
Keinen kleinen Schaden haben die Parteiengecken dem deutschen Rumpfstaat, mit ihrer blindwütigen Gefolgschaft gegenüber den VSA, zugefügt. Denn der Handel mit Rußland hätte wohl noch lange geblüht und wäre eine große Stütze bei der Sicherstellung der Versorgung der deutschen Volkswirtschaft mit Rohstoffen aller Art, Energie und Nahrungsmittel gewesen. Produziert diese doch alles, was Rußland benötigt: Maschinen und Bauteile für Industrie und Infrastruktur, an deren Aufbau Rußland ein unbedingtes Lebensinteresse hat. Und Rußland zudem bisher klug genug war, möglichst viele Länder auf seinen Märkten zuzulassen, um Abhängigkeiten gegenüber Mächten wie China zu vermeiden. Dies ist nun vorbei: Weil die hiesigen Parteien übereifrig den VSA bei ihrer Fehde gegen Rußland sekundieren, ist das Vertrauen dahin, welches gerade bei Infrastrukturprojekten unerläßlich ist. Ob der Schaden wieder geheilt werden kann, ist fraglich, da dazu wohl die Parteiengecken gestürzt werden müßten.

von neozaf
Falsche Adresse
Frau Merkel sollte lieber mal mit Herrn Poroschenko ein ernstes Wörtchen reden. Schließlich bombadiert doch das Kiewer Putschistenregime das eigene Volk in der Ost-Ukraine und nicht etwa die Ost-Ukrainer Kiew!

von Prof.
Russland orientiert sich nach Asien
Ich würde sagen: "Zu spät".
In Russland wird gerade in großen Stil sich nach Asien ausgerichtet und die BRISC weiter vertieft.
Außerdem fängt die einheimische Wirtschaft gerade an die fehlenden Güter nach den Sanktionen zu ersetzen durch russische Produkte.
Eine "Normalisierung" der Beziehungen zur russischen Förderation in den 20 Jahren wird nicht eintreten. Dafür wurde zuviel Porzellan zerschlagen.
Das Vertrauen, dass die Russen gegenüber Deutschland hatten, ist zerstört.

von wolf 666
Wie kann man zu so einem Eiertanz der Merkel auch nur schweigen?
Ist es nicht die pure Heuchelei, wenn Frau Merkel bis gestern verkündet die Sanktion gegen Russland sprich ein Boykott- und Handelskrieg gegen Russland bleiben bestehen.
Und einen Tag später faselt sie von einer Freihandelszone von Wladiwostok bis Lissabon. Was soll man angesichts dessen noch dazu sagen.
Natürlich nichts zu diesem Eiertanz, Herr Hans-Jürgen Maurus vom SWR.
Schweigen dazu ist noch die höflichste Form für so eine Verhohnepiepelung der Russen. Ich staune immer wieder wie ARD-Journalisten den Gang der Dinge nicht auseinanderhalten können:
Erst war Wirtschaftskrieg gegen Russland und er ist es noch inmmer, Herr Maurus.

... und was macht Frau Merkel sonst noch so?
Sie trifft sich mit ihrem neuen Freund, bei dem fühlt sie sich wohl. Es scheint, als würde sie seit George dabbelju von solchen Kriegstreibern regelrecht angezogen. Seine Lügerei, seine falschen Beschuldigungen, seine dreisten Forderungen an die europäischen Steuerzahler interessieren sie nicht ... da sind sie auf einer Welle.

Merkel und Poroschenko umgeben von zivilen Opfern des Bürgerkriegs in der Ukraine

Fotos: Sergey Hudjakov

Beitrag erstellt mit Hilfe von Klaus

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