Montag, 28. Juli 2014

Gegen den Dollar: Erdoğan will eine Allianz mit Putin schließen

Thema: Währungskrieg

Die Türkei möchte den US-Dollar als Leitwährung beim Handel mit Russland ablösen. Stattdessen sollen der Rubel und die Türkische Lira als Zahlungsmittel dienen. Damit möchte das Land künftige Sanktionen gegen Russland umgehen. Denn Russland ist der zweitgrößte Handelspartner der Türkei. Für die Nato könnte die Kehrtwende zum Problem werden.

Die türkische Regierung unter Premier Recep Tayyip Erdoğan möchte der weltweiten Anti-Dollar-Allianz beitreten. Der türkische Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci hat seinem russischen Amtskollegen Alexei Uljukajew bei einem Treffen in Sydney einen Vorschlag unterbreitet.

Ankara will den bilateralen Handel mit Moskau ohne den US-Dollar abwickeln. „Die Türkei bietet Russland an, beim Handel auf die jeweiligen nationale Währungen umzusteigen“, zitiert das russisch-türkische Portal Haber Rus Uljukajew.

Die türkische Abgeordnete Oya Akgönenç Muğisuddin sagt in einem Interview mit Voice of Russia, dass die einseitigen US-Sanktionen gegen andere Staaten nur wenig Unterstützung finden. Damit bezieht die Abgeordnete Stellung gegen die geplante Verschärfung der Russlands-Sanktionen:
    „Die USA verhängen Sanktionen und erwarten, dass andere Länder diese unterstützen. Doch die wirtschaftlichen Realitäten anderer Staaten sind nicht immer deckungsgleich mit US-Interessen.“
In Europa komme angesichts der NSA-Affäre der Vertrauensverlust der Regierungen hinzu. Doch die USA überwachen nicht nur die Europäer, sondern auch den Rest der Welt. Das bestärke den Willen der Staaten, sich vom US-Dollar zu lösen.

So möchte auch Frankreich seine Währungsreserven nicht mehr in US-Dollar halten. Nach Angaben des Notenbank-Chefs Christian Noyer ist die US-Währung risikoreich. Zuvor hatten die USA die BNP Paribas zu einer milliardenschweren Geldstrafe verurteilt. Die Bank hatte US-Sanktionen gebrochen und Geschäfte mit dem Iran, dem Sudan und Kuba betrieben (mehr hier).

Derzeit halten die Notenbanken der Welt 60,9 Prozent ihrer Devisenreserven in US-Dollar und 24,5 Prozent in Euro. Das geht aus aktuellen Zahlen des IWF hervor.

Akgönenç Muğisuddin stuft Frankreichs Reaktion als verständlich ein. Sobald es eine Interessen-Kollision gebe, können die Länder nicht mehr den USA hinterherlaufen. Das münde letztendlich in einem Prestige-Verlust der Amerikaner. Die Brics-Staaten planen sogar ein gemeinsames Währungs-System, um den Handel künftig ganz ohne Dollar abzuwickeln (mehr hier). Zudem soll eine Entwicklungs-Bank als Alternative zum IWF gegründet werden.

Doch auch der Anti-Dollar-Vorstoß der Türken kommt nicht überraschend. Das Verhältnis zwischen Premierminister Erdoğan und US-Präsident Obama ist aufgrund der ungelösten Syrien-Krise schwer belastet. „In der Vergangenheit habe ich ihn direkt angerufen. Allerdings konnte ich bezüglich Syriens keine Resultate erzielen. Seitdem sprechen unsere Außenminister miteinander“, zitiert Zerohedge Erdoğan. Die wachsende Distanz zu den USA führt scheinbar zu einer Annäherung an Russland.

Im vergangenen Jahr betrug der bilaterale Handel zwischen Russland und der Türkei 32,7 Milliarden US-Dollar. Bis 2020 soll der Handel auf 100 Milliarden US-Dollar ansteigen. Russland ist der zweitgrößte Handelspartner der Türkei. Die Türkei hingegen ist der achtgrößte Handelspartner Russlands, meldet die International Business Times.

In diesem Zusammenhang möchte die Türkei eine gemeinsame Freihandels-Zone mit der Eurasischen Wirtschafts-Union (EAWU) schaffen. Die EAWU tritt im Januar 2015 in Kraft. Ihr gehören Russland, Kasachstan und Weißrussland an.

Ende September werden die Wirtschaftsminister Russlands und der Türkei in Istanbul zusammen kommen, um erste konkrete Schritte festzulegen.

Mit freundlicher Genehmigung von DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN


Kommentare

voltenauer sagt:
Ein Hoffnungsvolles Zeichen!
Ich selber hab für mich schon getan was ich konnte.
Ich hab mein Geld aus dem System rausgenommen und fahre damit schon heute in diesen “normalen Zeiten” weit besser als mit Papier oder Immobilien !! Das hat verschiedene Gründe.
Angenehmer Nebeneffekt:
Ganz nebenbei (ohne jeden Mehraufwand) schädige ich damit noch die westliche Hochfinanz, die ja auch hinter der Ukraine Krise steckt.

joker sagt:
Wer so arrogant wie die USA ist bekommt eben mal was zurück.
Die sollen nicht immer sich überall einmischen und die große Klappe schwingen.

Wolfgang Press sagt:
Washington und die EU wollen Russland International isolieren. Wie man sieht gelingt denen das zunehmend. Sogar der NATO-Partner Türkei baut seine Beziehungen zu Russland weiter aus. Weiterhin viel Erfolg!

louis-portugal sagt:
Den Dollar geht immer schneller den Bach runter und Obama hilft da richtig nach.

Hubertus sagt:
Und täglich werden es mehr, manche Westpolitiker haben die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt, die sind mit Sanktionen beschäftig, das frißt deren Hirn auf!

Christie sagt:
Das war schon vor wenigstens einem Jahr vorherzusehen dass die Türken nicht doof sind siehe DWN: “Trotz schlechter Zahlen: Brüssel will die Türkei als EU-Mitglied”
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/10/08/trotz-schlechter-zahlen-bruessel-will-die-tuerkei-als-eu-mitglied/comment-page-1/#comments
Man lese die Leserbriefe die sich überwiegend gegen eine Mitgliedschaft der Türkei als EU Mitglied aussprechen.


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