Montag, 10. Februar 2014

US-Think Tank: Deutschland soll sich nicht in Weltpolitik einmischen

Thema: USA / Ukraine

Die Strategen der US-Denkfabrik Stratfor bezeichnen die neue aktive Außenpolitik Deutschlands als „schamlos“. Das neue Streben Deutschlands nach einer führenden Rolle in der Welt wecke alte Ängste vor dem Nationalismus und der Aggression der Deutschen. 

Der amerikanische Geopolitiker George Friedman hat Deutschland als den „Schuldigen“ für kommende Konflikte ausgemacht. (Foto: dpa)
Die private US-Geheimdienst und Think Tank Stratfor hält Deutschlands Einmischung in die Innenpolitik der Ukraine für unangemessen – und zieht daraus Schlussfolgerungen für eine nicht angemessene Entwicklung.

In einem aktuellen Artikel schreiben Stratfor-Chef George Friedman und Stratfor-Analyst Marc Lanthemann, dass die Staatskrise in der Ukraine eine wichtige Entwicklung sei. Deutschland habe den direkten Kampf gegen Präsident Janukowitsch aufgenommen. Der Präsident der Ukraine hatte sich zuvor dagegen gesträubt, die Beziehungen der Ukraine mit der EU zu festigen.

Deutschlands direkte Einmischung sei untypisch. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs habe Berlin eine vorsichtige Außenpolitik betrieben. Doch nun betreibe Berlin eine „schamlose“ Außenpolitik. Diese „Schamlosigkeit“ wirke sich auch negativ auf die Beziehungen mit Russland aus. Dieses Verhältnis bezeichnen Friedman und Lanthemann als „komplex“, „nötig“ aber auch „gefährlich“.

Eine ausländische Macht, die eine hegemoniale Position in der Ukraine einnimmt, gefährde die nationale Sicherheit Russlands. Doch Russlands Hegemonie über die Ukraine sei keine Gefahr für Europa. Aufgrund der Karpaten in Rumänien sei eine Invasion von Ost nach West nur schwer umzusetzen. Der Zweite Weltkrieg sei eine Ausnahme.

Auch energiepolitisch sei die Ukraine wichtiger für Russland als für Deutschland oder die EU. Denn die Ukraine diene den Russen als Transitland. Die EU-Integration der Ukraine sei „irrational“. Die EU kämpfe mit einer hohen Arbeitslosigkeit in Südeuropa und die politische Kluft zwischen Frankreich und Deutschland werde immer größer. Zudem seien sich die Osteuropäer nicht mehr sicher, ob sie der Währungsunion und dem EU-Bankensystem beitreten wollen.

Deshalb sei es unklar, warum die EU und Deutschland sich im Fall der Ukraine derart „streitsüchtig“ zeigen. Doch Berlins aktive Einmischung habe auch Gründe, die auf einen Selbstbehauptungs-Willen zurückgehen.

Neuauflage der deutschen Ostpolitik

Hinter jener neuen Außenpolitik stünden neben Merkel und Gauck auch Steinmeier und van der Leyen. Es bestehe ein Konsens innerhalb der Regierung. Alle seien Träger dieser Politik. Die werde sich nicht nur auf die Ukraine beschränken, sondern sei Teil einer großangelegten Agenda. Sie alle wollen, dass sich ihr Land sowohl militärisch als auch politisch weltweit betätigt.

Deutschland sei nun einmal die führende Nation innerhalb der EU. „Wenn nicht Deutschland agiert, wer soll es dann tun?“, fragen Friedman und Lanthemann. Die Umgestaltung der deutschen Außenpolitik zeige, dass die Deutschen ihre eigenen National-Interessen haben. Diese müssen nicht immer mit den Interessen seiner Alliierten übereinstimmen. Für viele andere Nationen sei das selbstverständlich. Doch im Falle Deutschlands sei das angesichts der Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs eine „radikale Position“. Denn dieser neue Einschnitt erwecke alte Ängste vor dem deutschen Nationalismus und der deutschen Aggression wieder. Die Deutschen scheinen das nicht in dieser Art und Weise wahrzunehmen, so Friedman und Lanthemann.

Im schlechtesten Fall könnte es Deutschland mit einem feindseligen Russland, einer distanzierten USA und einer zersplitterten EU zu tun bekommen.

Angesichts der Krise in der Ukraine habe die Bundesregierung positive Reaktionen aus dem Ausland erhalten. Doch Deutschlands stärkeres und bestimmteres Auftreten auf dem europäischen Kontinent werde Spannungen auslösen. Das sei zu erwarten. Fürs Erste habe Merkel ohnehin keine Wahl mehr.

Offenbar bereiten sich die Stratfor-Analysten darauf vor, die aktuellen Tragödien in der Ukraine und auch weitere Tragödien auf Deutschland abzuschieben. Die Bundesregierung spielt in der Ukraine
tatsächlich eine destruktive Vorreiter-Rolle.
Doch die neue aktive Außenpolitik Deutschlands könnte insgesamt damit enden, dass den Deutschen der schwarze Peter zugeschoben wird.

Von dieser Einsicht ist die Große Koalition offenbar weit entfernt. Andernfalls hätten sich ihre Politiker niemals derart plump und auffällig in der Ukraine eingebracht.

Mit freundlicher Genehmigung von DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN

» der Kommentar des Blogschreibers «

Merken Sie was Frau Merkel? Merken Sie, was die US-Amerikaner Ihnen zutrauen?
Den schwarzen Peter spielen sie Ihnen schon einmal zu. Wenn das Ding "Ukraine" in die Hose, bzw. in den Hosenanzug geht, können sie einen Schuldigen vorweisen.
Auch wenn sie, Frau Merkel, Ihre Befehle alle von dort erhalten, die sorgen vor, um bei Bedarf sofort auf einen Prügelknaben bzw. ein Prügelmädchen verweisen zu können.


Kommentare

Sam sagt:
Selten kann man so deutlich eine Verdrehung von Tatsachen erkennen, wie in den Aussagen von diesem Friedmann. Unsere Politikdarsteller erfüllen doch immer nur die Vorgaben derer, die uns seit mindestens 70 Jahren sagen, wie diese agieren dürfen.
Dieser Mensch spricht tatsächlich von Schamlosigkeit! Und vergißt diese Schamlosigkeit: http://www.politaia.org/wichtiges/us-ukraine-politik-victoria-nuland-fuck-the-eu-deutsch/ Und zudem könnte man seine Aussagen auch als “offene” Drohung an uns sogenannte Deutsche verstehen.

Whitey Weissmann sagt:
Die grenzenlose Frechheit, dass diese Kritik gerade aus jener Nation kommt, die ihre Nase global aber auch in alles steckt, muss kaum erwähnt werden.

Phönix sagt:
Schöner Schwachsinn…den Herr Friedman da der Welt verkaufen möchte. Wenn sich jemand in der Ukraine eingemischt hat, dann sind es die USA, denn je nach Schätzungen wurden seit der Unabhängigkeit der Ukraine bis zu 50 Milliarden $ in sogenannte “NGO´s”, “Demokratiebewegungen”, “friedliche Demonstranten” etc. investiert. Nun gerät der “return of investment” in Gefahr, da die Ukraine unabhängig mit Anbindung an Russland und Freundschaft zur EU, bleiben möchte. Das kann den selbsternannten “Demokratie- und Freiheitsbringern” natürlich nicht Recht sein, daher die Suche nach dem Sündenbock, wobei er sogar mit der “Schamlosigkeit” dahingehend Recht hat, dass es mehr als frech war, mithilfe des Hamburger Rummelboxers eine “Revolution” im EU-Sinne (und das ist immer noch etwas Anderes als der US-Sinn) anzuzetteln. Im Grunde genommen ist das ganze ein Pokerspiel zwischen EU, den USA und Russland. Leider mit (zu) hohem Einsatz…

Leser sagt:
Gute Analyse!
Sollten die Telefonate von Nuland und Payette und von Schmid mit Tombinski in dieser Form erfolgt sein, so unterstreicht dies nur Ihre Einschätzung. Hier der Link zur deutschen Übersetzung:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=fk6SvNzRDL8.

Selbstdenker sagt:
Auch das Bundesverfassungsgericht hat nun erkannt, dass die Endphase des Endspiels erreicht ist. Und da will natürlich niemand verantwortlich sein (wegen dem “Laternenorden”):
http://www.goldseitenblog.com/wolfgang_prabel/index.php/2014/02/08/auch-das-recht-ist-nun-in-mischverantwor

Lala sagt:
Diesen schwarzen Peter haben wir seit über 70 Jahren allerdings verbleicht der Gute und wird zusehends Weiß , so nach dem Motto ; Schwarz auf Weiß !
Angst haben die nur davor , das Michel die Wahrheiten aufdeckt und ja das müssen sie auch , weil genau das gerade passiert , der Michel ist hell Wach !
Verarschen war Gestern und Vorgestern , heute nicht mehr !

Selbstdenker sagt:
Beweise für die Okkupation Deutschlands durch die USA. Auch Journalisten haben dem Befehl zu folgen:
http://www.youtube.com/watch?v=18z0zVLZAf8

cholino sagt:
Wer schon öfter auf der Plattform “Strafor” vorbeigeschaut hat, weiß, dass es sich hier um einen anglo-amerikanischen Thinktank handelt, der immer wieder Sorge darüber geäußert hat, dass sich Deutschland aus seiner willigen Vasallenrolle lösen könnte und sich nicht nur wirtschaftlich sondern auch politisch gen Osten orientiert. Noch vor wenigen Jahren befürchtete Stratfor eine Annäherung Deutschlands an Russland.

Friedman verzapft hier baren Unsinn und ich unterstelle ihm auch, dass er dass sehr genau weiß. In der Ukraine besteht eine Konkurrenzsituation zwischen den USA bzw. dem anglo-amerikanischen Kartell und der EU – einer EU, die nicht nur geographisch viel näher am Geschehen in der Ukraine ist.
Auch wenn Merkel Putin in etwa so gut leiden kann wie Fußpilz – eine nachhaltige Lösung des ukrainischen Problems wird ohne Einbindung Russlands, ohne gesichtswahrende Lösungen MIT Russland nicht möglich sein. Die Europäer und hier vor allem Deutschland wissen das, die USA wissen es auch, aber Sie wollen es sein, der den Konflikt im eigenen Interesse regelt und nicht die Europäer und schon gar nicht unter deutscher Federführung.
Wer noch glaubt, hier stehe der Westen – USA seit-an-seit mit Europa und der Osten gegeneinerander, hat die Entwicklungen der letzten 20 Jahre verpennt. Trotz allen Gesülzes der transantlantischen Freundschaft herrschen Entfremdung, Konkurrenz und immer weiter auseinanderdriftende Interessen.

Leitzins sagt:
sagt ein Ami. Da ist jemand verärgert, weil ein Land es wagt, sich in die Interessensphäre der USA einzumischen, die bislang uneingeschränkt und unwidersprochen hingenommen wurde.Mit welchem Recht maßt sich denn die USA an, einen Nachfolger für Janukowitsch auszusuchen? Dieses absurde Verständnis von Freiheit und Demokratie nach US-Maßstäben ist einfach unerträglich.


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