Samstag, 21. September 2013

Umfragen bis zuletzt - Wie Demoskopen den Wähler beeinflussen

Bild: t-online
Thema: Bundestagswahlen

lautete der t-online Beitrag vom 20.09.2013 noch

Umfragen bis zuletzt
Wie Demoskopen den Wähler beeinflussen
20.09.2013, 20:49 Uhr | Benjamin Crisolli, dpa, t-online.de

so heißt es bereits einen Tag später

Zoff um Umfragen kurz vor der Wahl
Meinungsforscher wehrt sich gegen Vorwürfe
siehe weiter unten

zunächst einmal der Beitrag vom 20.09.2013

Seit Wochen werfen die großen Meinungsforschungsinstitute Deutschlands mit tagesaktuellen Hochrechnungen zur Bundestagswahl um sich. Täglich melden sie, welche Partei wie viel Prozent erreicht und ob es letztendlich zu dieser oder jener Konstellation reichen könnte. So lieferte Forsa gerade erst eine Umfrage, wonach es mit jeweils 45 Prozent ein Patt zwischen dem schwarz-gelben Lager und Rot-Rot-Grün gebe. Erstmals sollen sogar noch am Wahltag Umfrageergebnisse veröffentlicht werden. So können die Demoskopen Einfluss auf die Wahlentscheidung nehmen.



Aktuelle Umfrageergebnisse haben einen Einfluss auf die Wahlentscheidung der Bundesbürger. (Quelle: dpa)
Zwar handelt es sich bei Umfragen immer nur um eine Momentaufnahme, doch die Ergebnisse der Meinungsforscher zeigen vor allem eines: Aussagen von Demoskopen genießen zur Zeit eine enorme Macht. Das Problem an den Zahlen ist, dass sie niemals nur für sich stehen und als Nachricht Reaktionen auslösen.

Umfragen sorgen für politischen Sprengstoff

Allein in der letzten Woche vor der Wahl gab es dafür zahlreiche Beispiele. Die Grünen stürzten in aktuellen Umfragen ab und landen erstmals seit 2009 bei einem einstelligen Ergebnis. Die Linke steigert sich von Woche zu Woche, und die FDP krebst nur knapp an der Fünf-Prozent-Marke herum.

Bei allen Werten steht viel auf dem Spiel: Kann Schwarz-Gelb in der Regierung weitermachen? Oder übernimmt doch noch Rot-Grün? Und dann sind da die Außenseiter wie die Piratenpartei und vor allem die Alternative für Deutschland, die als mögliche Überraschungssieger gehandelt werden: Wenn sie in den Bundestag einziehen, werden die gängigen Machtkonstellationen kräftig durcheinandergewirbelt. In den aktuellen Umfragen steckt also jede Menge politischer Sprengstoff.

Sichere Wahl-Vorhersagen sind schwierig

Dabei sind Vorhersagen alles andere als einfach. Laut dem Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim gibt es drei Faktoren, die die Meinungsforscher nur schwer in den Griff bekommen: Taktische Wähler, Protestwähler und Wähler, die sich in Umfragen nicht zu bestimmten Parteien bekennen wollen. Hinzu kommt die kurzfristige Mobilisierung in den letzten 72 Stunden vor der Wahl.

Auch aus Sicht des Wahlforschers Schöppner können die taktischen Wähler für Überraschungen sorgen. "Unklar ist derzeit vor allem, wie viele wirtschaftsaffine CDU-Wähler der FDP ihre Stimme geben wollen." Außerdem sei offen, wo die Protestwähler ihre Stimmen vereinen. "Wenn die AfD jetzt mit vier oder fünf Prozent gehandelt wird, ist es noch attraktiver, der Partei eine Stimme zu geben", so Schöppner. Doch das entscheide sich erst kurz vor der Wahl.

"Bandwagon-Effekt" gut für die CDU

Beeinflussen also die Umfragen vor der Wahl das Wahlergebnis selbst? "Eher ja als nein", gibt TNS-Emnid-Chef Schöppner zu, "aber eigentlich nur bei einem kleinen Teil der Wähler. Taktische Wähler sähen sich natürlich die letzten Umfragen an, aber ihre Entscheidung werde auch maßgeblich von den Koalitionsaussagen der Parteien beeinflusst. Wissenschaftliche Beweise dafür, dass Umfragen das Abstimmungsverhalten verändern, gibt es allerdings kaum.

Wird einer Partei ein klarer Wahlsieg vorausgesagt, sprechen mache Experten oftmals vom sogenannten "Bandwagon-Effekt" (zu deutsch "Mitläufer-Effekt"). Damit wird die Bereitschaft bei unentschlossenen Wählern bezeichnet, der Partei seine Stimme zu geben, die in aktuellen Umfragen als mutmaßlicher Sieger gilt. Auf aktuellen Umfragen basierend würde davon vor allem die CDU profitieren.

Grüne und FDP könnten von "Underdog-Effekt" profitieren

Andere Experten postulieren eher den "Underdog-Effekt". Demnach bekommen Parteien, die zuletzt in Umfragen deutlich abgesunken sind oder denen ein Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde vorausgesagt wird, Mitleid vom Wähler, der ihnen dann seine Stimme gibt.

Nach der Niederlage der FDP bei der Bayern-Wahl und den aktuellen Umfragen, welche die Partei bei fünf Prozent sehen, könnte dieser Effekt dazu führen, dass die Freidemokraten auf Bundesebene am 22. September wieder verstärkt gewählt werden. Auch die Grünen hoffen noch auf diesen Effekt.

Veröffentlichung am Wahltag sollte sich "von selbst verbieten"

Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik hielten sich Medien und Meinungsforschungsinstitute in diesem Jahr nicht an die bisher gängige Praxis, in der Woche vor der Wahl keine neuen Umfragen mehr zu veröffentlichen. Die "Bild am Sonntag" will sogar am Tag der Bundestagswahl selbst eine neue Umfrage des Instituts Emnid präsentieren. Bundestagspräsident Norbert Lammert sprach zuletzt davon, dass sich die Veröffentlichungen von Umfragen am Wahltag "von selbst verbietet".

Kritisch hatte sich zuvor auch der Chef des Instituts Infratest dimap, Richard Hilmer, geäußert. Die letzte Woche soll den Wählern gehören, sagte Hilmer in mehreren Interviews. Statt mit Umfragezahlen sollten sich die Wähler dann besser mit den Programmen der Parteien befassen. Beide wissen um die Macht der Demoskopen.
20.09.2013, 20:49 Uhr | Benjamin Crisolli, dpa, t-online.de


und jetzt der Beitrag vom 21.09.2013

Meinungsforscher wehrt sich gegen Vorwürfe

und einen Klick weiter schon:
Emnid wehrt sich gegen Gysi

21.09.2013, 13:43 Uhr | AFP, dpa, je
t-online

Kurz vor der Wahl veröffentlichte Meinungsumfragen - beeinflussen sie nun das Wahlergebnis oder nicht? Im Streit darum hat Linken-Politiker Gregor Gysi harsche Kritik daran geäußert. Der Chef eines der führenden Institute wehrt sich nun: Umfrageergebnisse würden den Wähler in seiner Entscheidung sowieso nicht beeinflussen. Oder besser: kaum.


Wie stark beeinflussen sie den Wähler? Meinungsumfragen präsentiert im Fernsehen (Quelle: dpa)
Klaus-Peter Schöppner ist Chef von Emnid. Leser der "Bild am Sonntag" werden die Ergebnisse seines Instituts auf dem Frühstückstisch liegen haben. Vorab waren sie schon am Freitagabend veröffentlicht worden, kurz nachdem auch der Großteil der Konkurrenz, die Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF, Forsa im Auftrag von "Stern" und RTL und Allensbach ihre letzten Umfrageergebnisse auf den Tisch gelegt hatten.

Einzig Infratest dimap, das im Auftrag der ARD den Deutschlandtrend erstellt, hat sich an das alte ungeschriebene Gesetz gehalten, Umfragen in den letzten Woche vor der Wahl nicht mehr zu veröffentlichen. Via Twitter schimpfte Linken-Spitzenkandidat Gysi über die "versuchte Beeinflussung". Die Gefahr, dass der Wähler Umfrage und Wahlergebnis verwechseln könnte, sei "offenkundig". Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) ist erklärtermaßen ein Gegner dieser Praxis.

Emnid-Chef Schöppner hat nun widersprochen: Umfragen, die grundsätzlich nur im Auftrag von Medien erhoben würden, hätten grundsätzlich keinen Einfluss auf die Wähler - mit einer Ausnahme: Wenn eine Partei an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern drohe, könnten demoskopische Ergebnisse "schon ein Richtwert sein" für taktische Wähler.
"Eine der spannenden Fragen"

"Wir stellen fest, dass wir ein paar Tage vor der Wahl etwa neun Prozent taktische Wähler haben, die allermeist noch nicht ganz entschieden sind." Sie verließen sich auf den letzten Eindruck der Parteien und stellten sich möglicherweise die Frage, ob ihre Stimme verloren sei oder sich erst recht lohne. Es werde "eine der spannenden Fragen sein", wie gerade die taktischen Wähler sich verhalten werden.

"Der Bundestagspräsident sollte mit dem Thema entspannter umgehen", sagte FDP-Politiker Wolfgang Kubicki der "BamS" und fügte hinzu: "Denn die Umfragen kurz vor der Wahl sind ein wichtiger Beitrag zur Transparenz. Wenn Politiker bis zum Schluss die Umfragezahlen wissen wollen, hat auch die deutsche Öffentlichkeit ein Recht darauf, die Daten zu erfahren."

Ähnlich äußerte sich der stellvertretende bayerische SPD-Vorsitzende Martin Burkert: "Wahlumfragen gehören zur Demokratie und machen es spannend. Vor allem bei Umfrageergebnissen, die alle Optionen offen halten, steigert sich die Wahlbeteiligung."

Auch der Münchner Politikwissenschaftler Werner Weidenfeld springt dem Emnid-Chef zur Seite: "Die Veröffentlichung von Umfragen kurz vor der Wahl ist ein Dienst an der Demokratie. Die bisherige Praxis der künstlichen Geheimhaltung ist nicht mehr zeitgemäß. Bei einer Wahl ist der Wähler der Entscheider, und er hat das Recht auf Informationen, die der Entscheidungsfindung dienen."
21.09.2013, 13:43 Uhr | AFP, dpa, je

Ergänzung: 21.09.2013, 20:10 Uhr
und hier schon mal das Wahlergebnis:




Kommentare

Ist es nur mein Eindruck oder hat sich in der Medienlandschaft gewaltig was geändert?
Habe ich das richtig verstanden, t-online traut sich tatsächlich gegen die großen Meinungsforschungsinstitute zu schreiben? Zumindest einmal kurz?
t-online - einer der größten Kriegstrommler? Ich glaub' es nicht!
    Die "Bild am Sonntag" will sogar am Tag der Bundestagswahl selbst eine neue Umfrage des Instituts Emnid präsentieren. Bundestagspräsident Norbert Lammert sprach zuletzt davon, dass sich die Veröffentlichungen von Umfragen am Wahltag "von selbst verbietet".
Was soll man zu so einer "Zeitung" sagen?
Der Name, die Verwandschaft, die Herkunft sagen doch alles!
Das "Schwarze Schaf" der Printmedien, unser Regierungsorgan, gab sich einst nicht mit Wählermanipulation zufrieden, sondern wollte sogar Seite an Seite mit einem "Doktor" ins Kanzleramt marschieren. Dafür taten sie alles.

... und in Sachen Syrien:
Selbst die US-Zeitungen und Fernsehsender haben sich in Sachen Syrien am Ende zurückgehalten, nachdem die Engländer ihrem Cameron einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Nur in den meisten deutschen Medien wurde fleißig weiter getrommelt, allen voran das "Schwarze Schaf", die meisten Anderen im Schlepptau.

Was soll das? Wer bezahlt euch dafür? Seit ihr schon so abhängig?

... in Sachen Meinungsumfrage:
sind das die gleichen Befehlsgeber?
Mehrmals am Tag erscheinen neue Umfrageergebnisse. Den Regierungsparteien muss ganz schön der Kittel brennen. Wer gibt die Umfragen in Auftrag, wenn er kein Interesse daran hat, damit was zu bezwecken? Reine Neugier kann es nicht sein, dafür ist das viel zu teuer.

"Emnid-Chef Schöppner hat nun widersprochen: Umfragen, die grundsätzlich nur im Auftrag von Medien erhoben würden, hätten grundsätzlich keinen Einfluss auf die Wähler - mit einer Ausnahme: Wenn eine Partei an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern drohe, könnten demoskopische Ergebnisse "schon ein Richtwert sein" für taktische Wähler."

Und werte FDP? Betrifft das nicht gerade euch?

Habt ihr das eventuell in Auftrag gegeben, zusätzlich zu eurer Zweitstimmen-Bettelkampagne? Würde zu euch passen.
Monatelange Überheblichkeit und Wählerverarschung rächt sich irgendwann.

Was der einen ihre Untätigkeit und ihre Meinungspirouetten waren, sind dem anderen seine Fettnäpfchen. Sie haben wohl geglaubt, bis zur Wahl hat der dumme Wähler alles vergessen.
Mit Erschrecken stellen Sie nun fest, von denen die sie sonst vor Wahlen immer so schön in den Schlaf gelogen haben, werden immer mehr vorzeitig wach oder schlafen erst gar nicht ein.
Die NSA-Affäre und das dummdreiste Verhalten des Kanzlerinnenzäpfchens Pofalla haben auch Entsprechendes dazu beigetragen.

Zum Wahlkampf 2013 kann man bedenkenlos sagen: Regierungsparteien und "Oposition" haben eine wirkliche Gemeinsamkeit gehabt: Sie haben es meisterhaft verstanden ernsthafte Probleme wie Euro und Europa herauszuhalten, dafür Nebensächlichkeiten groß aufzubauschen.

Aber immer weniger Wähler fallen darauf rein.

Ich kann mich nicht entsinnen, dass es früher vor Wahlen ähnlich war.



Nemesis
Was dieses mal bei dieser Bt-Wahl sbgegangen ist,das hatten wir ja noch nie,so eine Wahlbeeinflussung. a) hier bei t-online sah man erst zuerst,die müssen wohl vom Wahlbüro der CDU gesponsert werden,CDU-kritische Beiträge leben hier nicht lange,andere ja! Dann die Fudelei mit TENGELMANN(man war das gestern ein Spass)die als Commerztempel beim Einkauf der Leute Wahlmanipulation betrieben. Was kommt bei der nächsten Wahl auf die Bürger zu,ein bewaffbetes Rollkommando der CDU mit Pistole das einem die Wahl läßt nach dem Motto "Wähl CDU,oder.....? Und das was bisher an Wahlmanipulation,selbst Krankenkassen (Barmenia haben sich beteiligt nennt man dann hie DEMOKRATIE! Das nenne ich aber anders, das ist schon verdeckte Diktatur!


WpunktFpunkt
Ich finde es auch unsinnig, so kurz vor der Wahl noch diese Umfragen zu starten und zu veröffentlichen. Auch wenn es unter dem Deckmantel der unabhängigkeit geschieht, so ganz frei sind die ersteller der Fragen mit Sicherheit nicht. Und allein durch die Art der Fragen wird der Befragte schon beeinflußt. Lautet eine vielleicht so: Wollen Sie mehr Arbeitsplätze oder eine Steuererhöhung?, wird wohl jeder für die Arbeitsplätze plädieren. Und so wird als Resultat dann ein pro Schwarz gewertet.


Zornnatter
Fast jeden Tag liegen andere Meinungsforschungsergebnisse vor. Wer braucht die und wer glaubt sie eigentlich noch? Ich nicht!


Che2
Das Volk wird manipuliert und blöd gehalten und für blöd verkauft: Weidenfeld unterstützt Emnid-Chef Schöppner und behauptet "......der Wähler hätte das Recht auf Informationen, die der Entscheidung dienen", Schöppner von Emnid sagt aber ".....hätten keinen Einfluß auf die Wähler". Was denn nun ? Ich denke, da haben sich die beiden beim Golfen schlecht abgesprochen. Lasst den Wähler ohne Beeinflussung wählen und erklärt hinterher alles. Das könnt ihr doch sowieso am besten. Hinterher schlau reden. Wie auch an der Börse und und und ! Alles bezahlte Dummschwätzer


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