Samstag, 3. November 2012

Hurra, es gibt doch noch Klartextsprecher

Sehr erfreulich zu sehen: auch bei der CDU gibt’s noch einen Abgeordneten der die Dinge so benennt wie sie sind und nicht nur rumeiert.

Im Stern 45/2012 kann man von Katja Gloger auf Seite 30 unter dem Titel „Klartext der Woche“ lesen:

Der Störer
CDU-Außenpolitiker ANDREAS SCHOCKENHOFF greift Putin an

Es heißt ja, das Leben sei eine Reise. Auf dem Weg erlebt man dies und das, ab und zu auch Momente der Wahrheit. Manchmal sind sie beglückend, manchmal bedrückend.
Auch Andreas Schockenhoff, 55, hatte solche Momente - und die sorgen zurzeit für echten Streit zwischen Deutschland und Russland.“

und weiter

Der CDU-Abgeordnete aus Ravensburg ist als stellvertretender Fraktionsvorsitzender einer der profiliertesten Außenpolitiker seiner Partei. Seit sechs Jahren auch Koordinator für die "deutsch-russische zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit" - und damit Merkels Frontmann für Kontakte zur russischen Zivilgesellschaft. Zu all jenen Mutigen also, die sich immer noch trauen, gegen das System Putin aufzubegehren.
Lange stuften die Herren im Kreml den Mann mit dem zerknitterten Gesicht in die Kategorie ,,Wichtigtuer" ein.

Aber jetzt zwingt Schockenhoff dem Bundestag und der Bundesregierung eine Auseinandersetzung mit der laschen Russland-Politik auf. Er ließ einen Antrag für die Unionsfraktion erarbeiten, der es in sich hat. So kritisch ist das Papier mit Putins Regime, dass die Diplomaten des Auswärtigen Amtes es mit Floskeln über "Zusammenarbeit" und "Gemeinsamkeit" weichspülten. Die Vertreter der deutschen Großindustrie gaben sich vordergründig neutral, in Wahrheit aber waren sie verstimmt.“

Trotz aller Änderungen - immer noch heißt es im Antrag, in Russland herrsche "systemische Korruption". Und darin steht auch, dass unter Putin Gesetze verabschiedet werden, die "kritisches Engagement zunehmend kriminalisieren" Wütend schaltete man in Moskau auf Angriff, warf Schockenhoff "verleumderische  Äußerungen" vor - er werde als Ansprechpartner nicht mehr akzeptiert. Bringt Merkel in Not: Außenpolitiker Schockenhoff. Schockenhoff aber bleibt bei seiner Kritik.

Vielleicht hatte Andreas Schockenhoff seinen Moment der Wahrheit. Im Sommer 2011 stieß er nach dem Besuch eines Musikfestes angetrunken gegen ein parkendes Auto und beging Fahrerflucht. Er brach ein Tabu, als er daraufhin bekannte: "Ich bin alkoholkrank," Er hatte über Jahre immer mehr getrunken - gegen den Druck, gegen die Trauer über den Krebstod seiner ersten Frau, gegen die Schuldgefühle, nicht genug Zeit für seine drei Kinder zu haben. Er sagt heute: "Im Grunde war ich ein einsamer Mensch." Er begab sich in Therapie, kehrte befreit zurück. Und spricht Klartext.

In der kommenden Woche debattiert der Bundestag über seinen Antrag… kurz darauf reist Angela Merkel nach Moskau. Auch dies ein Moment der Wahrheit. So oder so“.

Ich glaube zwar nicht, dass wir es im Bundestag nur mit alkoholkranken Menschen zu tun haben, aber den Meisten könnte ihr „Moment der Wahrheit“ und eine Therapie bestimmt nicht schaden.

Es muss ja nicht gleich wie bei George W. Bush sein. Dieser schlechteste US-Präsident aller Zeiten  glaubte doch tatsächlich, nach seiner angeblichen Heilung vom Suff, er sei auserwählt und habe direkt von Gott Befehle erhalten - und er erzählte das auch noch!

Wenn aber alle Klartext sprechen würden, hätten es die Kabarettisten zwar schwerer, aber ihrem Gewissen, falls noch als Rest vorhanden, und der Bevölkerung, würde es bestimmt helfen.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen

Der Kommentar erscheint manchmal erst nach Freigabe